Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge?
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ERSTES KAPITEL
     
    S oweit es die Filmbranche
betrifft«, sagte Davis Davis selbstzufrieden, »war
1969 ein sehr gutes Jahr für Zwerge .«
    »Wollen Sie, daß ich Ihnen
helfe, das Geld auszugeben ?« fragte ich
erwartungsvoll.
    Er reckte sich bis zu seiner
vollen Höhe von einem Meter fünfundzwanzig und starrte finster auf die Gegend
meines Solarplexus. »Ich weiß bereits, daß Sie ein großer Mann sind. Warum
setzen Sie sich also nicht ?«
    Ich tat, was er sagte, und
damit fanden wir uns wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Seine braunen
Augen mit den schweren Lidern, die tief in ihren Höhlen saßen, ruhten ein paar
Sekunden lang nachdenklich auf mir. »Warum sollte jemand den Wunsch hegen, Rick
Holman bei sich zu haben; es sei denn, er steckt in Schwierigkeiten ?« fragte er. »Ich wollte Ihnen eine Einladung zu meiner
Hochzeit im nächsten Monat schicken, nur ist mir die Braut vor zwei Wochen
durchgebrannt .«
    »Pech !« bemerkte ich.
    »Ich möchte sie zurück haben,
Rick; und ich glaube, Sie sind der Bursche, der das fertigbringt .«
    »Vielleicht gefällt es ihr da,
wo sie jetzt ist, besser ?«
    Er schüttelte ungeduldig den
Kopf. »Meiner Ansicht nach wollte sie überhaupt nicht weggehen, aber irgendein
lausiger Dreckskerl hat Druck auf sie ausgeübt .«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Ich habe da so ein paar
Vorstellungen«, brummte er. »Sie werden den Richtigen bald genug herausfinden,
weil Sie an ihm vorüber müssen, um an Jodie zu gelangen .«
    »Jodie wer ?« sagte ich scharf. »Und das ist das letzte Stichwort, das ich Ihnen zukommen
lasse .«
    »Jodie Rimmel.« Er zog seine
Brieftasche heraus, entnahm ihr ein Foto und gab es mir. »Das ist sie, und sie
ist ein Schatz, Rick .«
    Das Bild war ziemlich
zerknittert, aber das beeinträchtigte den Gesamteindruck keineswegs. Eine
hinreißende Blonde, deren Haar sorglos auf dem Kopf aufgetürmt war wie eine
ganze Weizenernte, mit einem permanenten und leicht spöttischen Grinsen auf dem
Gesicht. Sie trug einen mit Pailletten versehenen Bikini und bis zu den Schenkeln
reichende weiße Lederstiefel und war, als Ganzes gesehen, ein verdammt
ansehnliches Mädchen. »Von oben angefangen hat sie die Maße einhundertdrei —
dreiundsechzig — einhundertsechs«, sagte Davis träumerisch. » Jedesmal , wenn sie nur durch das Zimmer geht, höre ich
Musik .«
    »Sehr attraktiv«, murmelte ich.
»Sie sieht ziemlich groß aus .«
    »Einhundertfünfundachtzig
barfuß«, sagte er stolz. Ein wissender Ausdruck trat in sein Gesicht. »Und ich
weiß, was Sie sich im Augenblick fragen .«
    »Gar nichts«, log ich wenig
überzeugend.
    »Es ist ganz einfach, wenn Sie
Bescheid wissen. Stehen Sie auf, Rick .«
    Ich stand wieder auf und blieb
vor ihm stehen, während er mich ein paar Sekunden lang abschätzend von oben bis
unten betrachtete.
    »Sie und Jodie haben ungefähr
dieselbe Größe, würde ich schätzen. Nehmen Sie einen Augenblick lang an, Sie
seien Jodie. Ja?«
    »Okay«, knurrte ich. »Aber mein
Haar sieht schauderhaft aus .«
    »Es war so«, fuhr er
entschieden fort. »Ich redete an ihren Nabel hin und sie sah mich nicht mal.
Verstehen Sie? Das hat die Beziehungen beeinträchtigt, denn sie bekam einen
Machtkomplex. Also mußte als erstes die Situation ausgeglichen werden .«
    Seine Faust kam aus dem Nichts
und landete mit schmerzlicher und lähmender Gewalt in meiner linken Kniekehle.
Das Bein gab unter mir nach; und gleich darauf lag ich auf meinen Knien und
befand mich erneut von Angesicht zu Angesicht mit Davis.
    »Mehr brauchte ich nicht zu
tun, nur die Beine auf die richtige Länge zu reduzieren .« Er näherte sich mit seinem Gesicht bis auf fünfzehn Zentimeter dem meinen.
»Rick, Baby, wissen Sie was? Aus dieser Nähe gesehen, sind Sie nichts weiter
als schön !«
    Bevor ich zurückweichen konnte,
pflanzte er plötzlich einen schmatzenden Kuß auf die Mitte meiner Stirn, wich
dann schnell zurück und lachte die ganze Zeit über wie ein Verrückter.
    »Sie sind nicht bei Trost !« Ich humpelte zum Sessel zurück, ließ mich hineinfallen
und massierte sachte meine malträtierte Kniekehle. »Wenn Sie das noch mal
machen, reiße ich Ihnen Arme und Beine aus und benutze Sie als Briefbeschwerer .«
    Das Gelächter ließ allmählich
nach, als Davis auf den Sitz eines Sessels kletterte und es sich bequem machte,
wobei seine Füße gerade den unteren Rand des Polsters erreichten. Er zündete
sich eine Zigarette an, strich sich eine Strähne derber, schwarzer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher