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Ein gutes Jahr für Zwerge?

Ein gutes Jahr für Zwerge?

Titel: Ein gutes Jahr für Zwerge?
Autoren: Carter Brown
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Haare aus
den Augen und betrachtete mich finster.
    »Jodie kam vor ungefähr einem
Jahr aus Miami nach Los Angeles. Sie war dort Showgirl — stand rum und starrte
großartig ins Nichts. Haben Sie je von einem Burschen namens Herb Jaroff gehört ?«
    »Nicht, soweit ich mich
erinnere«, sagte ich.
    »Jodie war ein paar Monate lang
seine Freundin, bis sie ihn einfach nicht mehr ertragen konnte, und so verließ
sie ihn und Miami. Vor ungefähr sechs Wochen kam er ebenfalls nach Los Angeles .«
    »Sie meinen, das sei der
Bursche, der ihr zu sehr zugesetzt hat ?«
    »Vielleicht«, gestand Davis,
»aber sie ist nicht zu Jaroff zurückgegangen. Im Augenblick ist sie in Malibu
und dreht einen schmutzigen Film für diesen Strolch Clark Calvert .«
    »Jodie führt, weiß der Himmel,
ein abwechslungsreiches Leben«, sagte ich behutsam.
    »Es ist gar nicht ihr Fall«,
brummte er. »Sie kennen doch den Schund, den Calvert produziert? Nicht gerade
Pornos, aber doch auf den Markt der alten Lüstlinge abgestimmt. Ein recht
originelles Thema — der nervöse kribblige kleine Bursche, der nach einem
Schiffbruch zusammen mit einem Dutzend Showgirls, alle über ein Meter achtzig
groß, auf eine einsame Insel verschlagen wird.« Er seufzte lautstark. »Ich muß
zugeben, daß Jodie für eine von Calverts Nackedeis als klassisches Beispiel wie
geschaffen ist .« Er spreizte flehend die großen Hände.
»Alles, was ich will, Rick, ist, daß Sie mir die große Blonde zurückbringen
oder hören, ob sie sagt, daß zwischen uns alles zu Ende ist .«
    »Das klingt vernünftig«,
pflichtete ich bei. »Wo in Malibu dreht Calvert ?«
    »Auf dem Grundstück, auf dem
sein Haus steht, wie immer«, sagte Davis mürrisch. »Damit schlägt er zwei
Fliegen mit einer Klappe. Er lebt wie ein König; und das ganze verdammte Ding
ist auch noch von der Steuer abziehbar, weil es als Ersatz für ein Studio gilt .«
    »In welcher Branche ist dieser
Jaroff tätig, außer, daß er schmutzige Filme bei Calvert finanziert ?« fragte ich.
    »Das hat mir Jodie nie genau
gesagt .« Seine Stimme klang plötzlich allzu milde.
»Aber, so wie sie ihn geschildert hat, konnte er ihr mit einem Blick eine
solche Todesangst einjagen, daß ihr die Hose vom Leib rutschte .«
    »Er gibt in der Kunst
wohl keinen Unterricht ?« sagte ich wehmütig.
    Der Ausdruck auf Davis’ Gesicht
besagte, daß ich mir, wenn ich mich das nächste Mal als Komiker betätigte, ein
anderes Publikum aussuchen sollte. In meinem Unterbewußtsein zuckten bereits
kleine Zweifel auf; aber — zum Teufel! — wir beide waren schon so alte Kumpels,
und man kann einen Freund in der Not nicht einfach als lästig abschreiben.
    »Wenn ich von Ihnen erfahre,
daß Jodie sich da glücklich fühlt, wo sie ist, Rick, dann werde ich vergessen,
daß sie je existiert hat«, drängte er.
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Ich werde mich morgen nach Malibu aufmachen und sehen, was ich tun
kann .«
    »Danke .« Seine Stimme klang nicht gerade ekstatisch. »Es wird nicht einfach sein, in
Calverts Haus einzudringen. Er hat immer eine Rotte Strolche herumlungern, um
sicher zu sein, daß kein neugieriger Zuschauer auf das Grundstück kommt .«
    »Ich werde meine Laser-Pistole
mitnehmen«, versicherte ich ihm. »Ein Druck auf den Abzug, und alle Feinde sind
atomisiert, bevor sie merken, was passiert ist .«
    Der unverändert mürrische
Ausdruck auf seinem Gesicht verriet, daß ich mich nach wie vor nach einem
anderen Publikum umsehen müßte. Ich stand auf, um zu meinem kleinen blauen
Statussymbolhaus in Beverly Hills zurückzukehren, hauptsächlich deshalb, weil
Davis zu dem Typ des totalen Abstinenzlers gehörte. Er war nicht einmal bereit,
für seine Freunde Alkohol auf Lager zu haben.
    »Gangster«, sagte der Zwerg
plötzlich.
    »Ich habe Ihnen noch nicht mal
eine Rechnung geschickt«, wandte ich ein.
    »Vielleicht ist das ein ganz
altmodisches Wort .« Er grinste unsicher. »Aber ich
möchte nicht, daß Sie mit geschlossenen Augen in Ihr Unglück rennen. Ein
Gangster — so hat Jodie Jaroff beschrieben.«
    »Was für ein Typ Gangster?«
    »Mehr hat sie über Jaroff nicht
gesagt, nur daß er ein Gangster sei .« Davis zog eine
Grimasse. »Es war, als ob sie allein dadurch, daß sie seinen Namen nannte,
schon ganz außer sich vor Angst sei .«
    »Sie sind mir wirklich eine
große Hilfe«, knurrte ich.
    »Ich dachte bloß, ich sollte es
erwähnen, das ist alles .« Seine Stimme klang verletzt.
    »Tausend Dank«, sagte ich.
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