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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman
Autoren: Deborah Reed
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Blick aus.
    »Na? Wer war das? Wenn du nichts damit zu tun hattest, und das glaube ich dir, wenn du es sagst, warum hat dich dann jemand von dort angerufen?«
    Calder lehnt sich auf dem Stuhl zurück und zwinkert sanft, so wie jemand, der über etwas nachgrübelt.
    Irgendetwas stimmt nicht. Sein Blick ist ganz weit weg. Vielleicht liegt das nur an den Medikamenten, aber da ist eine Distanz, und sie scheint sich zu vergrößern.
    »Du lügst«, sagt sie.
    »Nein. Was? Ich lüge nicht.«
    »Wer hat dich dann angerufen? Warum erzählst du mir das nicht?«
    »Weil ich es nicht weiß.«
    »Das klingt nicht sehr plausibel, Calder. Du lügst an einer Stelle. Ist es, weil wir hier am Telefon sprechen?«
    »Nein. Doch.«
    »Komm schon. Was ist es denn?«
    »Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe das nicht durchdacht. Ich muss abwarten.«
    »Was denn durchdacht? Was abwarten?«
    »Kannst du mir das nicht einfach abkaufen, dass alles gut wird? Hör auf, mich zu verhören!«
    Es ist bestimmt nicht einfach. Sie weiß das. Hier wegen so eines furchtbaren Verbrechens eingesperrt zu sein. Und dennoch kommt ihr sein Ärger fehlgeleitet vor. Irgendetwas in seinem Ton klingt falsch, als ob er bestürzt darüber ist, dass er bald freikommt.
    »Es ist Weihnachten«, sagt er seufzend. »Können wir nicht über was anderes reden?
    Annie lacht beinahe. »Worüber gibt es sonst noch was zu reden?«
    »Über dich.«
    »Mich.«
    »Ja. Dich.«
    »Du planst doch nicht etwa etwas Dummes?«, sagt Annie. »Um hier rauszukommen?«
    »Was, einen Ausbruch?«
    »Na, vermutlich nicht, wenn du das so am Telefon ausposaunst.«
    Er lacht. »Nein. Ich kann mich nicht durch Betonwände feilen. Wechseln wir jetzt das Thema. Hast du in letzter Zeit Besuch bekommen?«
    Woher weiß er das? Sie wittert Verrat. Die beiden auf einer Seite und Annie auf der anderen. Sie versucht, es zu verdrängen.
    »Ja.«
    Ein breites Grinsen huscht über Calders Gesicht. »Wie wars denn?«
    »Ich hab ihn nach Hause geschickt und hoffe, ihn nie wiederzusehen.«
    »Was? Wieso das denn?«
    Sie denkt daran, wie sie sich fühlte, als sie gestern Abend die Tür aufmachte und Owen nicht mehr da war. Er hatte die Christbaumbeleuchtung brennen lassen, und sein Schmuck war noch da, zusammen mit der zerbrochenen Tasse auf dem Fußboden. Sie rief nicht einmal seinen Namen aus. Sie kannte diese Atmosphäre. Leer. Ewig. Nur war es diesmal anders. Diesmal bekam sie noch Luft.
    Calder kaut die Innenseite seiner Wange.
    »Er wird Vater. Hast du das gewusst?«, fragt Annie.
    »
Was
? Nein. Ich hätte nicht mal gedacht, dass er verheiratet ist.«
    »Aber du hast doch Mom erzählt, dass er geheiratet hat.«
    Calder starrt sie völlig entgeistert an. »Von wem reden wir denn hier?«
    »Ich meine Owen. Und du?«
    Calder lehnt sich auf dem Stuhl zurück und lacht. Er beugt sich vor und schüttelt den Kopf. »Du hast
Owen
gesehen. Wo denn zum Teufel?«
    »Bei mir zu Hause. Was meinst du denn? Du wusstest, dass er mich besuchen wollte.«
    »Ich hatte keinen Schimmer.«
    »Warum hast du mich dann gefragt, ob ich in letzter Zeit Besuch hatte?«
    Calder zuckt mit den Achseln. »Ich mache nur Konversation.«
    Annie zieht die Braue hoch. »Mit wem, mit mir oder mit Mr Haldol?«
    Er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Also, was gibts denn sonst noch?«, fragt er. »Im Ernst. Ich will wissen, was du so getrieben hast.«
    Ihr geht auf, dass es dies ist, wonach er sich sehnt. Normalität. Alltagsgeschichten. Klatsch und Tratsch. Sie beginnt langsam, indem sie von der
Bull Creek Tavern
berichtet. Dass sie deshalb so furchtbar aussieht, weil sie fast die ganze Nacht gesungen hat, bis ihr die Stimme versagte. Zigarrenrauch hängt noch in ihrem Haar, obwohl sie geduscht hat, und als sie ihm das sagt, nimmt sie eine Veränderung in seinen Augen wahr, Freude blitzt wieder darin auf. Sie erzählt ihm, wie Schnee unter einem Vergrößerungsglas aussieht und dass er tatsächlich so riecht wie das neue Polster nach Daddys Beschreibung, aber Detour hebt sie sich für ein anderes Mal auf.
    Und dann kommt sie auf Owen zurück. »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, die ganzen Monate zu verschwenden. Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut es sich anfühlte, gestern Abend auszugehen und zu singen. Ich fühlte mich wie zwanzig. Als wäre alles neu für mich, alles ist immer noch da draußen und ich bin im Begriff, es zu entdecken.«
    Breit grinsend schaukelt Calder vor und zurück wie ein Kind, das gleich mit einem
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