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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman
Autoren: Deborah Reed
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sagt ihre Mutter. »Er sieht nur mal eben nach Mrs Lanies Heidelbeeren. Die Krähen sind wieder da, darum stellt er noch eine Eule aus Plastik zur Abschreckung auf. Hoffentlich hilft das!«
    Annie fragt sich, ob die alten Songs ihre Mutter an den verstorbenen Ehemann und dann wiederum an Frank denken lassen. Die beiden flirten miteinander, seit sie letztes Jahr in die
Bull Creek Tavern
kam, um Annie singen zu hören. Frank trägt seitdem eine Brücke, um seine Zahnlücke zu schließen, und Annie argwöhnt, dass die beiden viel mehr als nur flirten, auch wenn ihre Mutter zu zurückhaltend ist, um das zuzugeben. Annies Terminplan ist dieser Tage voll, mit der Veröffentlichung ihrer neuen CD – 
How am I supposed to get back home?
Die Single »Backstory« könnte sich noch als ihr allergrößter Hit entpuppen. Sie hat Konzerte bis nach Prag, doch sie ergreift immer noch jede Chance, unangekündigt in der
Bull Creek Tavern
vorbeizuschauen und ein paar Lieder mit Frank zu singen.
    Aus dem Seitenfenster wirft sie einen Blick auf Mrs Lanies neue Farm. Die Frau hat sich entschlossen, ihre Zukunft in die eigene Hand zu nehmen, hat den toten Tangelo-Hain gerodet, mitsamt dem Mais und allem, was da sonst früher noch wuchs, einschließlich Wiesen. Sie hat alles durch reife Feldfrüchte ersetzt, die den »neuen Wintern«, wie man sie nennt, trotzen können. Heidelbeeren, Avocados, Kürbisse und Macadamianüsse. Sie macht schon ein Vermögen allein mit den Macadamianüssen, sehr zur Freude ihrer Tochter Abigail, die gar nicht ahnt, dass der ganze Besitz und dessen Ertrag in Mrs Lanies Testament dem Kinderheim vermacht werden, solange er als Farm erhalten bleibt. Sollte jemand das ändern wollen, geht der Besitz an Annie über.
    »Stell das lauter«, sagt ihre Mutter, die gerade ein Backblech voller heißer Cookies mit Topfhandschuhen hält. Emmylou Harris singt: »
Why can’t I forget the past, start loving someone new, instead of having sweet dreams about you?
«
    Annie starrt sie an, überrascht, dass sie das hören will.
    Ihre Mutter lächelt. »Weißt du noch, wie dein Vater sagte, irgendwann könntest du das im Radio sein?«
    Sie muss wohl Annies Gesichtsausdruck bemerken. Jedenfalls tätschelt sie Annies Schulter und lächelt etwas schwächer. Sie widmet sich wieder ihrer Arbeit.
    Annie fragt sich, ob sie an Onkel Calder denkt, der jetzt neben dem Vater begraben liegt, nur durch die Grabstelle von ihm getrennt, die für ihre Mutter reserviert ist. Und an jenen Zettel, den sie auf seiner Brust gefunden haben.
Miriam, ich habe Dich immer …
stand in eine Ecke gekritzelt. Sie wussten alle, was er damit gemeint hatte, und es muss ein gutes Jahr gedauert haben, bis ihre Mutter seinen Namen hören konnte, ohne zusammenzubrechen. Annie glaubt nicht, dass ihre Mutter diesen Zettel brauchte, um zu erfahren, was sie bereits wusste. Wer weiß, ob er nicht irgendwo mit ihrem Vater zusammen ist und die beiden sie immer noch lieben.
    Die Hündchen beginnen, die Tür anzubellen, springen an dem ovalen Glas hoch, als hinge ihr Leben davon ab, alle auf die Tatsache hinzuweisen, dass jemand angekommen ist.
    Annie eilt zur Tür und sieht Declans aufgeregtes Gesicht in der Führerkabine von Calders Truck. Sein Lockenkopf ist über dem Armaturenbrett zu sehen, er hebt seine Patschhändchen hoch und lässt sie auf den Tisch seines Kindersitzes herabsausen, als führe er Achterbahn. Als sie ihn das letzte Mal sah, war er ein rosiges rotwangiges Baby mit seidigem blonden Haar, das sein Mäulchen aufsperrte wie ein Vögelchen, das nach Futter piepst.
    Sidsel dreht sich zu Declan um und lacht, anscheinend gerührt von etwas, das er gemacht hat, ein Geräusch, vielleicht ein Wort, das ihr Sohn gesagt hat, oder vielleicht ist es auch nur die schiere Freude, ihn dort zu haben, die sie veranlasst, ihm ein Küsschen indie Hand zu drücken. Er will sich vor Lachen ausschütten, bis er am Ende mit hochrotem Gesicht und schlapp und matt aus dem Truck steigt, ein Opfer seines eigenen Humors.
    Annie geht beim Anblick ihres Bruders das Herz auf. Er sieht Onkel Calder so ähnlich. Ihre Mutter muss das auch sehen, als sie mit ausgebreiteten Armen zur Tür hinausrennt. Sein ausgreifender Gang und – das bemerkt Annie jetzt erst – wie er sich durch die wuschelige Mähne fährt, das ist wie eine Kopie von Onkel Calder.
    Sie bleibt stehen, was ihrer Mutter erlaubt, sie alle drei gleichzeitig zu umarmen. Als sie sich der Veranda nähern, erkennt Annie
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