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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval
Autoren: Thomas Ziegler
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zu klauen.« Sie nickte stolz. »So was macht dir so schnell keiner nach. Jetzt können wir nur hoffen, daß niemand erfährt, wer das war. Das könnte für dich den Knast bedeuten. Vielleicht sogar den Tod!«
    Susi wurde aschfahl. Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie ihre Kusine an, die seelenruhig die Kokainrocks zu feinem Pulver zerhackte, als könnte nicht jeden Moment ein Killerkommando der Mafia durch die Tür stürmen.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« kreischte sie. »Warum hast du mich denn nicht davon abgehalten?«
    »Au jau! Das hab’ ich ja versucht. Ich hab’ gesagt, wir sollten besser abhauen, nachdem wir dem Glatzkopf die Brieftasche geklaut hatten. Aber du mußtest ja weiter im Bahnhof herumhängen.« Sie sah Susi finster an. »Außerdem ist das jetzt völlig schnurz. Der Koffer ist hier, und das ist auch gut so. Eigentlich sollten wir glücklich sein.«
    »Glücklich? Glücklich? Die Mafia will mich umbringen, die Bullen sind hinter mir her, und du sagst, ich soll glücklich sein? Das ist unglaublich!«
    »Wahrscheinlich werden die Bullen den Koffermann erwischen, bevor er dich erwischt«, meinte Nina leichthin. »Und wenn nicht, dann ist das …«
    »Die Bullen!« Susi lachte schrill. »Der Koffermann ist den Bullen völlig egal – die wollen den Koffer, und den Koffer haben wir. Und vielleicht hast du vergessen, daß du einem von den Bullen deinen Besen vor den Kopf geknallt hast – die haben’s garantiert nicht vergessen.«
    »Au jau!« fauchte Nina. »Mach mir ruhig Vorwürfe. Hätte ich den Penner nicht niedergeschlagen, wärst du nie aus dem Bahnhof rausgekommen. Dann könntest du Karneval im Knast feiern.«
    Susi heulte los.
    »Au jau, auch das noch!« Nina verdrehte die Augen. »Schon im Kindergarten hast du immer rumgeflennt, wenn dir was nicht gepaßt hat. Aber okay, es tut mir leid. He, es tut mir leid, okay?«
    »Sie werden uns umbringen!« schluchzte Susi.
    »Niemand wird uns umbringen. Mein Wort darauf. Wir verkaufen das Zeug und buchen die nächste Maschine in den Süden.«
    »Sie werden uns am Flughafen verhaften!« schluchzte Susi.
    »Niemand wird uns verhaften. Niemand weiß, wer wir sind. Wenn überhaupt gefahndet wird, dann nach einem Clown und einer Hexe.« Nina lachte höhnisch. »Sollen sie ruhig fahnden. Von unserer Sorte gibt’s Tausende in der Stadt. Wir wechseln einfach die Kostüme, und das wär’s dann.«
    Susi riß begeistert die Augen auf.
    Keine Frage, ihre Kusine hatte recht. Eine andere Maske, und niemand würde in ihnen die Kofferdiebe erkennen, weder die Mafia noch die Drogenfahnder. Und in ein paar Tagen waren sie sowieso aus der Stadt verschwunden. Vorausgesetzt, ihnen gelang es, die drei Kilo schnell und problemlos zu verkaufen. Aber dafür war Nina zuständig. Sie kannte sich in der Szene aus. Sie hatte die Verbindungen zu den richtigen Dealern, die im großen Maßstab kauften und verkauften.
    Und dann …
    »Aschermittwoch liegen wir in der Sonne«, versicherte ihr Nina. »Aschermittwoch ist alles vorbei. Verlaß dich nur auf deine Kusine.« Sie reichte Susi den Spiegel. »Jetzt nehmen wir noch ein paar Nasen zur Stärkung, und dann geht’s ab in die Südstadt. Wie ich Petrus kenne, treibt er sich schon seit dem frühen Morgen in den Kneipen herum und baggert die Frauen an.«
    Susi schnupfte und schniefte. »Wer ist Petrus?«
    »Ein Dealer. Wenn uns einer die drei Kilo auf einen Schlag abnehmen kann, dann Petrus. Entweder kauft er das Zeug selbst, oder er vermittelt uns die Connection.«
    »Ist der Typ denn vertrauenswürdig?«
    »Petrus ist so vertrauenswürdig wie ein Haifisch in der Badewanne. Er ist eine heimtückische, verkommene, paranoide Ratte und wird garantiert versuchen, uns abzuziehen.«
    Susi starrte sie fassungslos an. »Und so einem willst du das Kokain verkaufen? Bist du wahnsinnig oder was?«
    »He, reg dich ab. Wir haben keine Wahl. Die anderen Leute, die ich kenne, sind noch schlimmer als Petrus. Balla-Balla-Charly zum Beispiel.« Nina schnitt eine Grimasse. »Mit Balla-Balla-Charly würde ich nicht mal telefonisch Geschäfte machen. Wenn der weiß, daß du den Stoff in der Wohnung hast, kommt er aus dem Hörer raus und stranguliert dich mit deinem eigenen Telefonkabel.«
    Susi schluckte. »Also, ich weiß nicht …«
    »Aber ich weiß.« Nina strich ihr sanft übers Haar. »Keine Panik, Kusinchen. Laß mich nur machen. Ich hab’ den Durchblick. Ich kenn’ mich aus. Mich zieht keiner ab. Und wenn Petrus es doch versuchen
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