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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval
Autoren: Thomas Ziegler
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Kokskoffer ist weg, und vom Karneval versteht er auch nichts. Wahrscheinlich wird er noch vor Mittag durchdrehen. Können Sie sich vorstellen, was ein durchgedrehter kolumbianischer Killer während der Fastnacht anrichten kann? Mord und Totschlag! Kugeln statt Kamellen! Vielleicht sogar ein Massaker am Rosenmontag! Wollen Sie das, Kaminski? Nein? Dann unternehmen Sie etwas!«
    »Ich werde Lorcaz finden«, versicherte ihm Kaminski. »Ich werde ihn finden und ihm den Arsch aufreißen. Verlassen Sie sich darauf.«
    »Hoffentlich.« Böck griff nach einem Telefax und hielt es Kaminski vor die Nase. »Das kam heute morgen von Interpol. Wie es scheint, ist Lorcaz gar nicht als Kurier des Medellín-Kartells unterwegs, sondern auf der Flucht. Er hat seinen Boß betrogen. Das Kartell hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Begreifen Sie, was das bedeutet? Er braucht das Geld aus dem Koksdeal, um unterzutauchen. Er wird über Leichen gehen, um seinen Koffer wiederzubekommen, denn wenn er den nicht findet, kann er sich im wahrsten Sinne des Wortes begraben lassen.«
    Böck ließ das Telefax auf den Schreibtisch flattern.
    »Also finden Sie ihn. Am besten noch vor Aschermittwoch.«
    »Ävver wie solle mer dat maache?« warf Heppekausen ein. »Half Kölle steit kopp, un die Lück …«
    »Das ist Ihr Problem«, fiel ihm der Chef des Rauschgiftdezernats barsch ins Wort. »Ich bin nur Ihr Vorgesetzter. Wenn ich alles allein machen könnte – glauben Sie im Ernst, Sie wären dann noch hier?«
    Kaminski kratzte sich am Kopfverband. »Wir wissen, daß der Koffer für Charly Hoballa bestimmt ist. Lorcaz wird sich also mit Balla-Balla-Charly in Verbindung setzen. Er hat gar keine andere Wahl. Er braucht seine Hilfe. Wir überwachen Hoballa, hören sein Telefon ab; sobald die beiden sich treffen, schnappen wir sie uns.«
    »Sehr gut.« Böck beugte sich nach vorn und fixierte Kaminski mit kalter Wut. »Ich habe heute abend vor, auf der Prunksitzung der K.G. Mord un Dutschlaach die beste Büttenrede der Session zu halten, eine Rede, die eines Karl Küppers oder Hans Friedrich würdig wäre. Ich möchte nicht, daß draußen auf den Straßen ein Krieg tobt, während ich in der Bütt stehe. Und vergessen Sie nicht: Lorcaz ist nicht das einzige Problem. Da ist noch dieser verschwundene Kokskoffer. Ich wage mir gar nicht vorzustellen, was in Köln los ist, wenn dieser Koffer den Weg zu allen süchtigen Nasen der Stadt findet!«
    »Wir wissen, wer den Koffer hat«, erinnerte Kaminski. »Eine ausführliche Täterbeschreibung ist in der Akte …«
    »Mit Ihrer ausführlichen Täterbeschreibung können Sie sich das Klo tapezieren!« Böck wühlte in den Papieren auf seinem Schreibtisch und zog eine Handakte hervor. Er lachte hohl. »… Eine Blondine in Clownsmaske und eine schwarzhaarige Hexe mit Reisigbesen. Ich bin beeindruckt. Genauer geht’s wirklich nicht. Tolle Leistung, Kaminski.«
    Kaminski nickte selbstzufrieden. »Damit erwischen wir sie. Die Fahndung läuft schon. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir sie haben.«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, fauchte Böck. »Diese Beschreibung trifft auf schätzungsweise hunderttausend Karnevalistinnen zu. Und was ist, wenn die beiden Schlampen das Kostüm wechseln?«
    »Eine heißt Susi«, sagte Kaminski. »Der blonde Clown. Ich erinnere mich genau, daß die andere gerufen hat: ›Susi, hau mit dem Koffer ab.‹«
    »Soso«, meinte Böck.
    »Enä – Susi, Schäff!« rief Heppekausen von der Tür.
    »Reden Sie doch keinen Quatsch, Heppekausen! Ich bin doch nicht gaga. Ich habe ›Soso‹ gesagt, weil uns ›Susi‹ auch nicht weiterhelfen wird.« Er sah Kaminski an. »Wissen Sie, wieviel Kölnerinnen Susi heißen? Ich auch nicht, aber bestimmt sind es mehr als zwei. Und wer sagt uns denn, daß Ihre Susi aus Köln kommt? So, wie die sich aufgeführt hat, könnte das glatt eine Bergheimerin sein. Diesen Bergheimern war noch nie zu trauen. Aber Sie kommen ja aus Herne. Sie haben ja keine Ahnung.«
    »Jenau«, stimmte Heppekausen zu, bestrebt, seine Scharte von vorhin auszuwetzen. »Vun denne Berchhemern es …«
    »Halten Sie endlich den Mund, Heppekausen«, unterbrach ihn Böck gereizt. »Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns Ihre Vorurteile gegen die Bergheimer anzuhören. Der Kokskoffer muß gefunden werden, und zwar schnell.«
    »Aber Sie sagten doch selbst, daß wir sie mit dieser Beschreibung kaum …«
    »Dann lassen Sie sich etwas einfallen! Diese Schlampen werden das Zeug verkaufen
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