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Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)

Titel: Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht (German Edition)
Autoren: Joachim Bauer
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Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche
    Wenn Mensch und Arbeit sich begegnen, sind sowohl die physischen (körperlichen) als auch die psychischen (seelischen) Systeme des Menschen herausgefordert. Physische Belastungen standen, wenn es um die Arbeit des Menschen ging, über Jahrtausende im Vordergrund. Daran begann sich erst mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert etwas zu ändern: Zu den unvermindert weiter bestehenden physischen kamen jetzt zusätzlich signifikante, unmittelbar arbeitsbedingte psychische Beanspruchungen hinzu.
    Viele Menschen waren mit Beginn des industriellen Zeitalters erstmals gezwungen, an Maschinen zu arbeiten oder monotone Arbeiten zu verrichten. Dies erklärt, warum mit dem Eintritt ins Maschinenzeitalter Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue medizinische Störung, die sogenannte »Neurasthenie« (eine heute nicht mehr verwandte Bezeichnung für eine Erschöpfung des Nervensystems) auftauchte. Die »Depression«, wie wir sie heute kennen, war seinerzeit noch keine medizinische Kategorie.
    Die mit der Arbeit verbundenen körperlichen Belastungen sind in den Ländern der westlichen Hemisphäre seit den 80er- Jahren des letzten Jahrhunderts auf dem Rückzug und spielen heute in Westeuropa in vielen Bereichen nur noch eine nachgeordnete Rolle. Entsprechend zurückgingen daher auch die durch direkte körperliche Beanspruchung ausgelösten Erkrankungen. Stattdessen haben sich in den westlichen Län dern neue arbeitsbedingte Stressoren (Beschleunigung, Hetze, Fragmentierung und Multitasking) entwickelt. Psychische – und damit verbundene neurobiologische – Belastungen durch die Arbeit und die durch sie ausgelösten Gesundheitsstörungen stehen inzwischen im Vordergrund. Allerdings sind in manchen Branchen (z. B. Teilen der Industrie, im Transport- oder im Reinigungswesen sowie im Gastgewerbe) und einigen Berufen (z. B. in Pflege- und einigen Handwerksberufen) körperliche Belastungen nach wie vor erheblich. Daher bleibt der Schutz vor körperlicher Fehl- oder Überbeanspruchung durch die Arbeit auf der Tagesordnung.
    Die Erhaltung und Pflege der körperlichen Gesundheit ist nicht nur des Körpers selbst wegen, sondern auch der Psyche wegen von Belang. Ausreichende Bewegung, fett- und zuckerarme Ernährung, möglichst weitgehende Abstinenz bei Alkohol und Nikotin und ausreichender Schlaf sind von überragender Bedeutung, denn sie dienen nicht nur der körperlichen, sondern auch der psychischen Gesundheit. Mit der unmittelbaren körperlichen Fitness zusammenhängende Fragen wurden in den letzten Jahren bereits ausgiebig an anderer Stelle thematisiert. Wenig beschrieben wurde in den letzten Jahren allerdings, welche spezifische, psychische bzw. neurobiologische Systeme gefordert sind, wenn der moderne Mensch arbeitet. Da sich psychische und physische Gesundheit nicht trennen lassen, kann ein psychisch bzw. neurobiologisch geschwächter Organismus auch keine körperlichen Leistungen erbringen. Ein psychisch gut aufgestellter Mensch dagegen wird selbst dann wertvolle Arbeit leisten können, wenn sein Körper mit einem Handicap zurechtkommen muss. Welche für die seelische Gesundheit relevanten neurobiologischen Systeme sind es also, auf welche die Arbeit einwirkt?

Zwei neuronale Stresssysteme
    Stress gehört zum Leben und ist zunächst nichts Schlechtes. Der Mensch – dies lässt sich schon bei Kindern beobachten – liebt Herausforderungen, allerdings nur dann, wenn sie sich bewältigen lassen. Eine schwierige Aufgabe gelöst zu haben führt zu Anerkennung, sowohl bei sich selbst (Stolz) als auch bei anderen (Bewunderung). Herausforderungen sind daher eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das bereits erwähnte Motivationssystem in Fahrt kommt. Die Frage, warum Stress uns sowohl gesund erhalten als auch krank machen kann, lässt sich beantworten, wenn wir einen Blick auf jene Systeme unseres Gehirns werfen, auf die der Stress einwirkt. Von einem Stresssystem zu sprechen ist nicht mehr zutreffend, seit erst vor wenigen Jahren ein zweites, bis dahin unbekanntes Stresssystem entdeckt wurde. Dieses neu entdeckte System ist für die moderne Arbeitswelt mindestens ebenso relevant wie das bis dahin bekannte, »klassische« Stresssystem.
    Das »klassische«, seit Mitte des letzten Jahrhunderts be kannte Stresssystem des Gehirns wird immer dann aktiv, wenn Menschen eine konkrete Aufgabe zu bewältigen haben. Demgegenüber kommt das zweite, erst vor Kurzem entdeckte Stresssystem immer
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