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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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»Ein Lastwagenfahrer hat mich mitgenommen. Ein Navajo. Guter Mann.«
    »Ja, aber… aber woher hast du gewusst, dass wir hier sind?«
    »Tochter«, sagte der bärenhaft wirkende Mann nachsichtig, »meinst du, was dein Bruder kann, kann ich nicht auch?«
    Serenity merkte, dass sie irgendwann in den letzten Stunden aufgehört haben musste, sich noch über irgendetwas zu wundern. Sie rückte beiseite, sodass Madonnas Vater auch noch Platz am Tisch fand, Kyle stellte alle einander vor, dann tauchte die Bedienung auf, John Two Eagles bestellte einen großen Hamburger mit Pommes, Cola und Salat, und während er aß, erzählten sie ihm alles, was passiert war.
    Er hörte kauend zu, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Und er wirkte kein bisschen anders, als Serenity ihn kannte. Insbesondere wirkte er nicht, als habe er sich je Sorgen gemacht, ob er sie finden würde.
    »… na ja«, meinte Mr van Horn irgendwann, »und jetzt traue ich mich natürlich nicht wieder zurück. Nicht so ohne Weiteres auf jeden Fall.«
    Madonnas Vater griff nach einer Serviette, wischte sich den Mund ab und die Finger und sagte dann einfach: »Kommen Sie mit uns.«

Hideout
     
    92 | Irgendwann in diesen Tagen, in denen sie unterwegs waren und immer weiter und noch weiter nach Süden fuhren, gab es Christopher auf, George begreiflich machen zu wollen, dass sie in die Irre fuhren, dass sie unmöglich richtig sein konnten. Sie hatten Idaho durchquert, dann Utah und inzwischen waren sie mitten in Arizona. Ringsum war quasi Wüste. Wo sollte eine Gruppe polizeilich Gesuchter, die darauf angewiesen waren, sich von der Jagd und den Früchten des Waldes zu ernähren, hier Unterschlupf finden?
    Wenn er das George erklärte, gab der ihm immer recht. Aber, beharrte er dann, er fahre dahin, wo seine Schwester sei, und folglich müsse sie hier irgendwo sein.
    Wie gesagt: Irgendwann hatte Christopher es aufgegeben. Solange es funktionierte, Geld aus Geldautomaten zu ziehen, indem er sich mit seinen Chips rasch ins System einhackte, konnten sie von ihm aus ganz Amerika durchqueren.
    Wobei sie sich hauptsächlich verfuhren. Immer wieder wurden Straßen zu Feldwegen und Feldwege zu Schotterpisten, um irgendwann im Nirgendwo zu enden oder auf dem Hof eines verlassenen, zerfallenden Anwesens. Ständig mussten sie umkehren und es auf anderen Wegen versuchen.
    George erklärte ihm, wo sich welche Reservationen befanden. Die der Hopi. Die der Navajo. Die der Hualapai, der Kaibab und so weiter. Christopher hörte kaum zu, ließ es bleiben, sich das alles merken zu wollen. In ihm stieg eine Anspannung, die es unmöglich machte, Interesse für irgendwelche Indianerstämme aufzubringen.
    Und dann war wieder so ein Tag, an dem sie einen Trampelpfad voller Steine entlangrumpelten, einem Feldweg folgten, der ganz danach aussah, als würde er auch wieder im Nichts enden.
    »Das kann unmöglich richtig sein«, sagte Christopher müde. Außerdem war es glutheiß und Georges Wagen besaß keine Klimaanlage.
    George starrte nach vorn, ohne sich um eine Antwort zu bemühen.
    Zwei Kurven später kamen sie an eine Absperrung: Metallböcke, die ein Stahlgitter hielten, das quer über dem Weg stand und an dem ein Schild befestigt war mit der Aufschrift »Testgelände – Zutritt verboten«.
    »Na also«, meinte Christopher und hätte was darum gegeben, nicht an den langen Weg denken zu müssen, den sie gekommen waren und nun wieder zurückfahren mussten.
    Was hier wohl getestet wurde? Waffen? Kampfstoffe? Vor Christophers innerem Auge stieg die absurde Vorstellung auf, wie sie mitten in die Vorbereitungen für einen neuen Atombombentest hineinfuhren, ohne es zu ahnen.
    Ein junger Mann kam aus einem weiß gestrichenen Bretterverschlag, der hinter ein paar dornigen Büschen versteckt stand, sodass Christopher das Ding gar nicht bemerkt hatte. Der Mann war so Anfang zwanzig, hatte ein Gewehr über der Schulter hängen, ein klobiges Funkgerät in der einen Hand und ein Klemmbrett in der anderen. Er trug ein Hemd, das zu einer Uniform gehören mochte, wobei Christopher allerdings nicht hätte sagen können, was für einer.
    Er bedeutete ihnen zu bleiben, wo sie waren, ging einmal um den Wagen herum, hob dann das Funkgerät an die Lippen und sagte etwas, das sich anhörte wie: »Hier Zufahrt Alpha, habe Code Full House. Wiederhole, Full House.«
    Dann trat er ans Fenster auf der Fahrerseite, beugte sich zu ihnen herab, nahm jeden von ihnen genau in Augenschein und sagte dann: »Ihr
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