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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel Eine seltsame Aufforderung  
     
    Khanpur. Wir standen in der Nähe des Badeghats vor dem Denkmal, das zur Erinnerung an den Überfall des wortbrüchigen Anführers der Sepoy-Söldner Nana Sahib auf die kleine britische Besatzung nebst ihren Frauen und Kindern während des indischen Aufstandes im Sommer des Jahres 1857 errichtet wurde. Mit Ausnahme von vier Mann, denen es gelang, auf dem Ganges nach Allahabad zu entfliehen, wurden alle Europäer von den Aufständischen, die aus Büschen mit Gewehren und kleinen Kanonen schossen, ermordet. Die Vergeltungsaktion der Briten war nicht weniger grausam.  
      „Wir wollen weitergehen," sagte ich. „Ich mag Denkmäler nicht, die an Grausamkeit und Blutvergießen erinnern."  
      Wir waren kaum fünfzig Schritte weitergegangen, als Rolf stehen blieb und mich erstaunt fragte: „Ist denn jemand an uns vorbeigegangen? Ich finde in meiner Jackett-Tasche plötzlich diesen Zettel."  
      Wir blickten uns um. In gemessener Entfernung wogte der Menschenstrom zum Ganges, in unserer Nähe war niemand. Wer konnte Rolf den Zettel unbemerkt zugeschoben haben?  
      „Was steht denn auf dem Zettel?" fragte ich.  
      „Der Schrift nach hat ein weibliches Wesen den Zettel geschrieben, das mit der Feder nicht besonders gewandt sein kann und die englische Sprache nur mangelhaft beherrscht. Da, lies einmal"  
      Ich nahm den Zettel. Rolf hatte recht. Ich konnte seine Ansicht nur unterschreiben. Der Inhalt der wenigen Zeilen war eigentümlich:  
      „Heute abend im ,Krokodil' am Ganges. Ein gutes Werk und nie Gesehenes. Bestimmt kommen, wenn dunkel ist."  
      „Sehr sonderbar," meinte ich kopfschüttelnd. „Das 'Krokodil' am Ganges scheint ein Restaurant zu sein. Wir wollen uns bei Colonel Tumbac erkundigen, in welchem Rufe es steht. Vielleicht handelt es sich um den Hilferuf eines Mädchens, das dort gefangen gehalten wird."  
      „Dann wäre es ihm kaum möglich gewesen, uns den Zettel zuzustecken," meinte Rolf. „Hat man gerade uns den Zettel mit Absicht zugeschoben, weil man uns erkannt hat? Wir haben uns in Indien viele Freunde erworben, aber auch viele Feinde, vornehmlich in den Reihen der Anhänger Haider und Tippu Negas, die wir unschädlich machen konnten." (Siehe Band 64 und 65.)  
      „Vielleicht eine Falle?" meinte ich zögernd. „Die Bewegung gegen Großbritannien, die wir durch unser Dazwischentreten empfindlich gestört haben, ist über das ganze Land verbreitet. Sollten wir ein neues Wespennest entdecken?"  
      „Der Polizist dort scheint uns etwas sagen zu wollen," sagte Rolf plötzlich. „Er hat seinen Posten einem Kollegen übergeben und kommt eilig auf uns zu."  
      Als der große, schlanke Mann herangekommen war, grüßte er höflich und sagte:  
      „Eine junge Inderin schlich sich unauffällig an den Herrn heran. Das habe ich zufällig beobachtet. Ich sehe, daß Sie einen Zettel in der Hand haben. Ich halte es für meine Pflicht, die Herren zu warnen, sich auf ein Abenteuer einzulassen. In letzter Zeit sind mehrere Ausländer spurlos verschwunden."  
      „Schönen Dank!" sagte Rolf liebenswürdig. „Wir wollten den Zettel Colonel Tumbac, bei dem wir wohnen, zeigen. Auch wir vermuten eine Falle. Wie sah die Inderin aus?"  
      „Es muß ein junges Mädchen gewesen sein, das einen Schleier trug, was nicht unbedingt besagen will, daß sie Mohammedanerin ist. Nur aus den schlanken, zierlichen Linien der Figur konnte ich ihr Alter ungefähr schätzen. Eine Frage bitte: Habe ich etwa die Ehre mit den Herren Torring und Warren, von deren Abenteuern ich schon so manchen Zeitungsbericht gelesen habe?"  
      „Sie haben es erraten," meinte Rolf und streckte dem Polizisten die Hand hin, die er gern ergriff. Ich wechselte anschließend einen Händedruck.  
      „Hoffentlich wird nicht allgemein bekannt, daß wir in Khanpur sind," meinte Rolf, „und daß wir bei Colonel Tumbac Wohnung genommen haben."  
      »Das stand schon heute morgen in der 'KhanpurGazette'. Ich las die Notiz zufällig," erklärte der Polizist.  
      „Sehr unangenehm," murmelte Rolf. „Es hat Nachteile, wenn man so bekannt ist. Unter diesen Umständen gewinnt der Zettel erhöhte Bedeutung. Die Sache muß untersucht werden. Kennen Sie am Ganges ein Restaurant 'Krokodil'?"  
      „Gewiß, Herr Torring," rief der Polizist eifrig. „Es liegt an einem der beiden Hauptarme des Gangeskanals, die nach Süden zum Dschammafluß führen. Ein gutes
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