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Diese Lippen muss man küssen

Diese Lippen muss man küssen

Titel: Diese Lippen muss man küssen
Autoren: Kathie Denosky
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1. KAPITEL
    Verblüfft starrte Brad Price auf das winzige Mädchen, das ihn anstrahlte, während es energisch versuchte, sich seinen kleinen runden Fuß in den Mund zu stopfen. Wann hatte Sunnie ihr rosa Söckchen verloren? Vor kaum zwei Minuten waren sie im Texas Cattleman’s Club angekommen, und schon hatte sie einen nackten Fuß. Wie konnte man mit knapp sechs Monaten so schnell sein?
    Ebenso ratlos starrte er auf die Papierwindel in seiner Hand. Was, um Himmels willen, hatte er sich nur dabei gedacht, als er sich bereit erklärt hatte, die Tochter seines verstorbenen Bruders bei sich aufzunehmen? Er hatte doch keine Ahnung, wie man mit einem Säugling umging. Eher noch könnte er ein Raumschiff zum Mond steuern …
    Als er sich entschloss, Sunnie zu adoptieren, hatte er sogar daran gedacht, sich nicht mehr für die Präsidentschaft des TCC zur Wahl zu stellen. Aber er hatte vielen seiner Clubfreunde versprochen, sich aufstellen zu lassen. Und Versprechen hielt er grundsätzlich. Außerdem war er fest von den Werten überzeugt, für die der Club mit seinem starken sozialen Engagement stand, und hatte sich vorgenommen, Sunnie in ebendiesem Sinn zu erziehen. Zudem hatte er das, was der Club brauchte, nämlich immer einen kühlen Kopf. Und was die Zukunft der Organisation betraf, hatte er bereits einen soliden Plan ausgearbeitet.
    Seit einigen Jahren ließ der Zusammenhalt der alten Garde und der jüngeren Mitglieder nach, und genau das wollte Brad verhindern. Ihm kam es auf die Solidarität und die gemeinsamen Ziele der Mitglieder an, etwas, was für den TCC immer wichtig gewesen war. Und er wollte, dass sie sich wie früher für ihre Heimatstadt Royal in Texas einsetzten und Verantwortung übernahmen.
    Wenn er es allerdings nicht endlich schaffte, Sunnie die Windel zu wechseln, waren alle seine ehrenwerten Überlegungen vergebens. Denn dann würde er es nicht pünktlich zur Generalversammlung des Clubs schaffen, um seine Vorstellungen darzulegen. Und das hätte mit großer Wahrscheinlichkeit zur Folge, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Clubs eine Frau, die dazu noch das einzige weibliche Mitglied war, zur Präsidentin gewählt würde. Das konnte er auf keinen Fall zulassen!
    Brad schloss die Augen und zählte bis zehn. Ich kann das. Schließlich hatte er einen Abschluss als Finanzplaner und hatte seinen Doktor an der Universität von Texas gemacht, sogar mit summa cum laude. Da wäre es doch gelacht, wenn er an so etwas Simplem wie Windelwechseln scheitern würde. Aber wie fing man die Sache an? Und wenn er das Kind von der alten Windel befreit und die neue zurechtgelegt hatte, wie sollte er die um Sunnies Bäuchlein befestigen?
    Während er sich die alte Windel genau ansah, versuchte er sich zu erinnern, was ihm seine Haushälterin Juanita in Bezug auf dieses Problem geraten hatte. Doch da er in Gedanken noch an seiner Wahlrede gefeilt hatte, war er nicht besonders aufmerksam gewesen. Und nun war Juanita nicht mehr erreichbar, weil sie nach Dallas zur Geburt ihres dritten Enkelkindes geflogen war. Warum hatte er sich nur nichts aufgeschrieben? Oder zumindest besser zugehört?
    Gerade als er sich entschlossen hatte, eine der weiblichen Angestellten des Clubs zu bitten, ihm zu helfen, hörte er, wie die Tür zum Garderobenraum aufgestoßen wurde. „Gott sei Dank …“, murmelte er vor sich hin, in der Hoffnung, dass jemand hereingekommen war, der mehr Ahnung vom Windelnwechseln hatte als er. „Würden Sie so nett sein und mir helfen?“
    „Mit dem größten Vergnügen, Mr Price.“
    Bei dem nur allzu vertrauten Ton dieser weiblichen Stimme wandte Brad sich hastig um. Ausgerechnet! Mit einem leicht ironischen Lächeln auf den vollen roten Lippen und vor der Brust verschränkten Armen lehnte Abigail am Türrahmen. Solange er denken konnte, waren Abigail und er in allen Lebensbereichen Rivalen gewesen. Und dass auch sie sich um die Präsidentschaft des Clubs bewarb, hatte ihn in den letzten Monaten besonders erbost. Dennoch erschien sie ihm in diesem Moment wie ein rettender Engel.
    „Wie macht man denn dieses Ding bloß an dem Baby fest?“ Verstört hob er die Papierwindel hoch.
    Lachend zog Abby ihren Mantel aus und hängte ihn an die Garderobe. „Willst du etwa behaupten, dass der große Bradford Price vor einem Problem steht, das er nicht mit seiner beeindruckenden Logik lösen kann?“
    Natürlich nutzte sie die Situation aus, um sich über ihn lustig zu machen … Doch er beherrschte sich und
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