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Diese Lippen muss man küssen

Diese Lippen muss man küssen

Titel: Diese Lippen muss man küssen
Autoren: Kathie Denosky
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bald anfangen.“ Anscheinend hatte Brads tröstende Umarmung ihr gutgetan.
    Zögernd ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. „Stimmt. Und ich muss noch jemanden finden, der auf Sunnie aufpasst, bevor die Reden anfangen.“ Kurz blickte er auf die Uhr.
    „Was meinst du, wie lange wird sie noch schlafen?“ Vorsichtig legte Abby die Kleine in die Tragetasche. „Falls sie während der Reden schläft, brauchst du niemanden. Denn dann kann ich auf sie achten, während du deine Wahlrede hältst. Und sonst bist du ja da.“
    Misstrauisch sah Brad sie an. Seitdem Sunnie bei ihm lebte, gab es so etwas wie einen Waffenstillstand zwischen Abby und ihm. Das bedeutete aber nicht, dass er auch nur eine Sekunde lang glaubte, Abby wolle ihm behilflich sein, weil sie ihm die Präsidentschaft gönnte, die ihr selbst so wichtig war. Allerdings würde ihr so etwas Schäbiges, wie das Baby mitten in seiner Rede aufzuwecken, auch nicht einfallen. In all den Jahren, die sie gegeneinander angetreten waren, waren sie immer fair gewesen.
    „Würde dir das wirklich nichts ausmachen?“
    „Nein, natürlich nicht.“ Sie steckte die Babytücher und den Puder zurück in die Wickeltasche. „Aber glaub nicht, dass ich so selbstlos bin und dir die Präsidentschaft gönne. Im Gegenteil. Ich freue mich schon auf meinen Triumph, wenn das Wahlergebnis während des Weihnachtsballs verkündet wird.“
    Sie sah ihn aus blitzenden Augen kämpferisch an. Er grinste. „Ich weiß, du tust das nicht für mich, sondern …“
    „Für Sunnie.“ Nachdrücklich nickte sie, griff nach ihrer Handtasche und der Wickeltasche und wandte sich zur Tür.
    „Klar.“ Brad nahm die Tragetasche hoch, in der Sunnie friedlich schlief. „Aber mach dich darauf gefasst, dass du in Kürze die beste Rede deines Lebens hören wirst.“
    „Ha, Price, du hast ja immer schon gern den Mund zu voll genommen.“ Lachend trat sie aus dem Garderobenraum in den Flur. „Aber um mich zu beeindrucken, musst du schon etwas mehr bieten.“
    „Du wirst dich noch wundern.“ Er lächelte geheimnisvoll.
    Mit einem kurzen Blick überzeugte Abby sich davon, dass Sunnie durch das Hin und Her nicht aufgewacht war. Brad hatte die Tragetasche auf einen freien Stuhl zwischen sich und Abby gestellt. Gespannt schaute Abby in die Runde. Die Kandidaten für sämtliche Positionen des Clubs hatten sich hier versammelt. Noch bis vor sieben Monaten hatten Frauen keinen Zutritt zum TCC gehabt, der seit seinem Bestehen ein reiner Männerclub gewesen war. Abby hatte das Eis gebrochen, aber leider nicht wegen ihrer Qualitäten, wie sie sich eingestehen musste. Der Grund dafür war, dass Tex Langley, der Urururgroßvater ihres verstorbenen Mannes, den Club vor mehr als einhundert Jahren gegründet hatte und es immer üblich gewesen war, dass ein Langley im Vorstand saß. Nach Richards Tod hätte mit diesem Brauch gebrochen werden müssen, hätte Abby sich nicht zu Wort gemeldet.
    „Als Nächstes spricht Ms Abigail Langley.“
    Schnell vergewisserte Abby sich noch einmal, dass Sunnie schlief, dann stand sie auf und trat hinter das Rednerpult. Während sie von den Vorhaben erzählte, die sie als Präsidentin des Clubs anstoßen wollte, ließ sie den Blick über die Zuhörer schweifen. Dass die älteren Mitglieder alles andere als glücklich darüber waren, dass eine Frau in ihre Männerdomäne eingebrochen war und sich nun auch noch um das höchste Amt bewarb, war nicht zu übersehen. Euer Pech! Die alten Kerle mussten endlich begreifen, dass sie im einundzwanzigsten Jahrhundert lebten und Frauen ebenso fähig und zielstrebig waren wie Männer.
    Nachdem sie die einzelnen Stichpunkte aufgezählt und erörtert hatte, kam sie auf ihr Lieblingsthema zu sprechen. „Der Bauausschuss hat einen Architekten engagiert und konnte bereits die Pläne für das neue Clubhaus vorlegen. Ich hoffe und wünsche mir, dass Sie diesem Projekt positiv gegenüberstehen und den Neubau als ein Symbol für die spannende Zukunft des Clubs betrachten. Abschließend möchte ich Sie noch bitten, dass Sie Ihre Wahl aufgrund dessen treffen, was ich hier ausgeführt habe, und dass mein Geschlecht oder mein Nachname dabei keine Rolle spielen. Ich danke Ihnen.“
    Als Abby zurück zu ihrem Platz ging, standen die jüngeren Mitglieder auf und klatschten begeistert, während die älteren nickten, wenn auch widerwillig. Sie war zufrieden mit sich und überzeugt davon, nicht nur ihrem Geschlecht, sondern auch dem ehrwürdigen Namen
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