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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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tat Serenity es. Es tat ihr selber auch gut, ihre Hand zu halten.
    Niemand sagte etwas. Alles war zum Stillstand gekommen. Die Männer rührten sich nicht mehr, aber es war auch unmöglich, an ihnen vorbeizugehen.
    Nun hob einer von ihnen die Hand, so langsam und schwerfällig, als seien seine Gelenke eingerostet. Die Hand glitt in die Brusttasche seines Hemdes, holte etwas heraus, hielt es Kyle hin.
    Es waren seine Autoschlüssel.
    »Ich dreh noch durch«, hörte Serenity ihren Bruder murmeln, während er vortrat und die Schlüssel mit einer raschen Bewegung an sich nahm.
    Im nächsten Moment, gerade so, als seien mit dieser Handlung all ihre Aufgaben auf Erden erfüllt, sanken die Männer haltlos in sich zusammen, wie Marionetten, denen jemand die Schnüre durchgeschnitten hatte. Es gab ein hässliches Geräusch, als ihre Köpfe auf dem steinernen Fliesenboden aufschlugen.
    Kyle ging neben ihnen auf die Knie, befühlte die Schädel, tastete den Puls an ihren Halsschlagadern mit den geübten Bewegungen eines langjährigen Sanitäters. »Sie sind ohnmächtig«, sagte er beklommen.
    Madonnas Telefon klingelte wieder. Kyle riss es aus der Tasche, klappte es auf. »Ja? Christopher? Was ist –?«
    Er lauschte. Seine Augen weiteten sich. Dann klappte er das Gerät ohne ein weiteres Wort wieder zu.
    »Er meint, wir haben höchstens noch fünf Minuten. Wir sollen raus, so schnell wir können.«
    Serenity fuhr herum, als van Horn unvermittelt ausrief: »Kommt!« Er stürzte zu einer bestimmten Stelle der hölzernen Wandverkleidung des Flurs, bückte sich und tastete mit den Fingern unter eines der Paneele. Im nächsten Moment schwang es auf. Dahinter kam eine dunkle Öffnung zum Vorschein.
    »Ein Gang, der in keinem Bauplan eingezeichnet ist«, erklärte er knapp. »Und der schnellste Weg in die Garage.«

90 | Das war jetzt richtiges Licht. Seine Augen schmerzten davon. Das hieß, er war zurück. Gut. Auch wenn Christopher sich wie Matsch fühlte und grenzenlos erschöpft.
    Er wartete, bis die Dinge scharf wurden. Eine Autorückscheibe, staubig und verschmiert, dahinter dunkle Wolken am Himmel. Und jemand, der sich über ihn beugte.
    George.
    »Wie geht es dir?«, fragte er.
    »Beschissen«, flüsterte Christopher. Er hatte das Gefühl, keine Knochen und keine Muskeln mehr zu haben.
    George musterte ihn mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck. »Da waren tausend Geister um dich herum«, erklärte er schließlich.
    Christopher blinzelte. »Ehrlich?«
    Er sah, wie George etwas, das er bis jetzt in der Hand verborgen gehalten hatte, verstohlen unter sein Hemd steckte. Etwas, das aussah wie ein brauner Beutel, den man an einem Lederriemen um den Hals tragen konnte.
    Ein indianisches Amulett? Christopher beschloss, dass er nicht danach fragen würde. Er hatte auf einmal die Vorstellung, dass George die ganze Zeit neben ihm gesessen und mithilfe seines Amuletts und uralter Zaubersprüche gegen die tausend Geister gekämpft hatte.
    Und wer mochte wissen, ob das nicht geholfen hatte?
    »Ich hoffe«, erklärte Christopher, »dass deine Schwester jetzt in Sicherheit ist.«
    »Ja«, sagte George. »Ist sie.«

91 | Als sie Stunden später in einem Diner saßen, jeder eine Pizza vor sich, und Kyle Mister van Horn und seiner Frau die ganzen Zusammenhänge erklärte, kam es Serenity vor, als höre sie jemandem zu, der den Plot eines besonders abgedrehten Science-Fiction-Films erzählte.
    Sie beobachtete den Musikproduzenten, wie er ihrem Bruder aufmerksam zuhörte und ab und zu den Kopf schüttelte. Inzwischen fand sie ihn ganz sympathisch. Wenn man ihn nicht gerade in seinem eigenen Haus überfiel und gefesselt in den Keller sperrte, war er lustig, schlagfertig und irgendwie ein interessanter Typ. In einem Comicstrip hätte man ihn in Gestalt einer gelben Bowlingkugel gezeichnet, stellte sich Serenity vor.
    »Das ist weiß der Himmel die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe«, sagte er schließlich. »Und in meinem Job hört man eine Menge verrückter Geschichten, das können Sie mir glauben.«
    »Kann ich Ihnen nachfühlen«, sagte Kyle. »Ging mir das erste Mal genauso.«
    »Dieser Christopher Kidd – das ist doch dieser junge Super-Hacker, oder? Ich meine, ich hab da mal was gelesen.«
    Kyle nickte. »Genau der. Computer*Kid.«
    Christopher. Sie hatten nichts mehr von ihm gehört, seit sie entkommen waren. Und Serenity hatte das Gefühl, die Einzige zu sein, die darauf wartete, dass er sich meldete.
    Die sich Sorgen
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