Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor

GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor

Titel: GK0163 - Der Unheimliche von Dartmoor
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Verfluchtes Sauwetter!« schimpfte Tom Wicker und schüttelte sich das Wasser von seinem Gummiumhang. Dann hängte er den Regenschutz an den Garderobenhaken. Der nasse, aufgeweichte Hut folgte. Wickers Blick glitt nach unten. Die Hosenbeine seiner Uniform waren schwer vor Nässe.
    »Mist, verdammter!« knurrte Wicker.
    Clark Haskell grinste. »Vorgestern hast du noch über die Hitze geflucht, mein Lieber.«
    »Aber solch ein Regen ist auch nicht das Wahre. Das gießt ja wie aus Kannen. Wenn es wenigstens ein feiner Landregen wäre. Aber so. Und überhaupt – wenn man arbeiten muß…«
    Wicker nieste kräftig und ging dann mit schnellen Schritten zum Tresen.
    Clark Haskell, der Wirt hatte schon einen Gin bereitgestellt. Wicker leerte das Glas mit einem Zug und stellte es dann wieder zurück auf die dicke Holzplatte des Tresens.
    »Du bist spät dran«, meinte der Wirt. Er trat vor das große Bierfaß, hielt einen Glaskrug unter den Hahn und ließ ihn vollaufen.
    Tom Wicker lachte freudlos. »Wenn du wüßtest. Heute ist schon wieder einer verschwunden.«
    Der Wirt drehte den Hahn ab. Er hatte nicht aufgepaßt, der Schaum quoll über den Krugrand, Rasch stellte Haskell das Glas vor seinem Gast auf die Theke.
    »Erzähl mal.«
    Wicker hob die Schultern. »Was gibt es da groß zu erzählen? Wir machten heute abend unseren normalen Kontrollgang, prüften auch wie immer sämtliche Einzelzellen, und da war eine leer. Aber was erzähle ich dir, du kennst das Zuchthaus ja selbst.«
    Wicker nahm einen Schluck, wischte sich dann den Schaum von den Lippen und stellte das halbleere Glas wieder ab. Sekundenlang schloß er die Augen. »Kinder, das tut gut. Als würde mir ein Englein aufs Herz pinkeln.«
    Der Wirt lachte. »Den Humor scheinst du ja trotz allem nicht verloren zu haben.«
    »Wieso auch? Ich bin doch nicht verantwortlich. Aber ich will dir eines sagen, Clark, der Alte kriegt schon Muffensausen. Es ist schließlich der dritte Gefangene, der auf unerklärliche Weise verschwunden ist. Es tauchen bereits die ersten Gerüchte auf.«
    »Welche Gerüchte?«
    »Angeblich haben finstere Mächte ihre Hände im Spiel.«
    Der Wirt lachte, doch es klang gekünstelt.
    »Ja, Clark, ich lache auch darüber. Aber die Gefangenen haben verdammt viel Zeit, und die Nächte sind lang. Da kommen so manchem schlimme Gedanken.« Wicker griff wieder nach seinem Bierglas und leerte den Rest.
    Tom Wicker war Aufseher im Zuchthaus Dartmoor. Über zehn Jahre tat er dort schon Dienst, im Schichtwechsel, das brachte wenigstens etwas mehr Geld.
    Wicker war ein Gemütsmensch. Er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun und war auch froh, wenn man ihn in Ruhe ließ. Für den Job eines Aufsehers war er denkbar ungeeignet, aber hier war es genauso wie in vielen anderen Gegenden. Wer wollte schon am Ende der Welt arbeiten? Und um Dartmoor herum gab es fast nur Sumpf und Wald.
    Die nächste Ortschaft war fünf Meilen entfernt, dort wohnten fast ausschließlich die Angestellten des Zuchthauses. Wie auch Tom Wicker. Seit zehn Jahren war er verheiratet. Seiner Frau Mary hatte der Umzug in diese verlassene Gegend nichts ausgemacht. Sie kam selbst vom Land. Wicker war in Edinburgh aufgewachsen und heute noch stolz auf seine schottische Herkunft. Er war ein hagerer Typ mit kantigen Gesichtszügen und tiefliegenden Augen. Er hatte rotblondes Haar, das auch durch den besten Kamm nicht zu bändigen war. Seine Hände waren breit und mit Schwielen bedeckt. Man sah Wicker an, daß er zupacken konnte.
    Clark Haskell beobachtete seinen Gast unter halb gesenkten Augenlidern hervor. Zwei Jahre war Haskell inzwischen schon Besitzer des DARTMOOR INN. Der Vorgänger war auf reichlich mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen. Er hatte sich erhängt. Nahe dem Zuchthaus, dort wo der tückische Sumpf begann.
    Doch an den Selbstmord glaubten viele nicht. Man nahm eher an, daß es der Racheakt eines Häftlings gewesen war, aus welchen Motiven auch immer.
    Haskell war ein finster aussehender Typ. Er hatte eine flache Stirn, kleine Augen und pechschwarze, ziemlich lange Haare. Mit seinen Händen konnte er einen kleinen Baumstamm umfassen, und die Armmuskeln drohten fast das karierte Hemd zu sprengen. Seine Lippen waren aufgeworfen, und die breite Nase machte ihn auch nicht gerade schöner.
    Aus einem Päckchen klopfte Haskell eine Zigarette und bot Wicker auch eine an.
    Der Gefängnisbeamte nahm das Stäbchen mit einem Kopfnicken Haskell gab Feuer.
    »Und was macht ihr jetzt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher