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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out
Autoren: Andreas Eschbach
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hat jetzt wirklich einen Plattenvertrag geschlossen? Ist das nicht zu riskant?«
    »Schwer zu sagen«, meinte Jones. »Auf jeden Fall ist es ihr sehr wichtig. Ich möchte ihr da nicht im Wege stehen.«
    Der junge Mann, der sie in Empfang genommen hatte, war dabei, Teller auf den Tischen zu verteilen. »Ich glaub nicht, dass es riskant ist«, sagte er. »Das FBI bringt die Familie Graham nicht mit Jeremiah Jones in Verbindung.« Er grinste schief. »Und zwar deshalb, weil sie Indianer grundsätzlich nicht ernst nehmen. In Washington denkt man, Indianer randalieren halt ein bisschen, wenn sie betrunken sind, und das ist alles.«
    »Du kennst Dylan schon?«, fragte Jones. »Er war unser Kontaktmann beim FBI. Leider ist er aufgeflogen. Aber zum Glück konnte er sich absetzen und über allerlei Umwege zu uns durchschlagen.«
    »Das war sogar ein Riesenglück«, meinte Dylan. »Die hatten mich nämlich schon. Ich hab versucht, mich rauszureden, aber nichts zu machen. Die haben alles eingepackt, mich, meinen Computer, meine ganzen Unterlagen – ich hab mich schon in der Zelle gesehen. Und dann landet der Wagen mitten in einer Demonstration! Tausende von Leuten um uns herum, auf der Straße, überall, singend und klatschend, ein Wald von Transparenten…«
    »Der sogenannte Aufmarsch für Gleichbehandlung vor zehn Tagen«, warf Jones ein. »Es soll fast eine Million Menschen zum Kapitol unterwegs gewesen sein, hieß es in den Nachrichten.«
    Dylan grinste. »Auf jeden Fall fällt einem der beiden Muskelprotze, die mich auf dem Rücksitz zwischen sich geklemmt hatten, tatsächlich nichts Besseres ein, als auszusteigen und die Leute anzubellen, sie sollten aus dem Weg gehen… Na, ich natürlich raus wie der Blitz. Die hatten keine Chance, mich wieder zu kriegen. Nicht zwischen all den Demonstranten.«
    »Cool«, meinte Christopher, ohne dass sein ungutes Gefühl geschwunden wäre, was Madonna und ihre bevorstehende Karriere als Popstar betraf.
    Nach und nach trudelten die anderen ein. Obwohl das Essen noch nicht begonnen hatte, schwirrte der Raum bald von Gesprächen, Gelächter, Diskussionen. Es gab viel Hallo; jeder schien noch einmal das Bedürfnis zu verspüren, ein paar Worte mit Christopher zu wechseln, und so dauerte es eine ganze Weile, ehe ihm auffiel, dass jemand fehlte.
    »Wo ist«, fragte er, »eigentlich Dr. Lundkvist?«
    »Neal?« Etwas wie ein Schatten schien über das Gesicht von Jeremiah Jones zu huschen. »Der ist nicht mehr da. Er hat nicht gesagt, wohin er geht, aber ich glaube, er wollte zu seiner Tochter. Auch wenn die beiden sich seit Jahren immer nur gestritten haben, hat er doch nie aufgehört, auf eine Versöhnung mit ihr zu hoffen.«

94 | Serenity war hin und her gerissen. Einerseits freute sie sich für Madonna, dass sich ihre Träume nun erfüllen würden. Andererseits hieß das, dass sie die Freundin, die sie vor noch gar nicht so langer Zeit so unverhofft gewonnen hatte, nun verlieren würde.
    »Du verlierst mich doch nicht!«, sagte Madonna, drückte sie an sich. »Du kommst mich einfach besuchen, wenn die CD fertig ist.«
    »Wenn das geht…« Das war sehr die Frage. Dad tüftelte zusammen mit den Leuten von Hideout an neuen Sicherheitsmaßnahmen, um zu verhindern, dass man sie hier aufstöberte. Auf dem Weg hierher hatten Serenity und die anderen mehr Glück als Verstand gehabt; es wurde nämlich inzwischen nach Serenity gefahndet – sie galt nun offiziell als vermisst. Wenn irgendjemand sie unterwegs nach Seattle erkannt hätte…
    Sie durfte gar nicht daran denken.
    Das Tor des Haupteingangs stand offen, glutheiße Luft drückte herein. Das Auto stand bereit, mit dem van Horn, seine Frau, Madonna und George aufbrechen würden. Sie würden nach Nashville fahren, um die CD aufzunehmen; van Horns Bruder lebte dort in der Nähe und würde sie bei sich unterbringen, ohne dass irgendjemand davon erfuhr.
    »Das kriegen wir hin«, versprach Madonna. Der Abschied fiel ihr auch schwer. »Am liebsten würde ich dich einfach mitnehmen.«
    Serenity rieb sich eine juckende Stelle am Auge. »George geht ja mit. Der kann besser auf dich aufpassen als ich.«
    »Hauptsache, er rührt kein Instrument an.«
    »Freust du dich?« Das hatte Serenity schon hundertmal gefragt. Seltsam, aber es drängte sie immer wieder danach, diese Frage zu stellen.
    »Ich weiß nicht«, bekannte Madonna. »Ja. Einerseits. Andererseits ist das alles noch so irreal. Ich wollte, ich würde endlich glauben können, dass ich das
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