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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Eileen Dreyer
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Prolog
    September 1815
Dorsetshire, England
    Wer auch immer behauptet hatte, dass keine gute Tat ohne Strafe blieb, kannte ohne Zweifel Katie Hilliard sehr gut. Nein, korrigierte Major Sir Harry Lidge sich selbst, als er in den großen Salon von Oak Grove Manor stapfte, wo sie am Fenster Hof hielt. Hilliard stimmte nicht mehr. Sie hieß Seaton. Lady Catherine Anne Hilliard Seaton, verwitwete Duchess of Murther. Doch eines war sicher: Die Witwe war nicht die gute Tat – sie war die Bestrafung.
    Die gute Tat war der Grund gewesen, warum Harry überhaupt nach Oak Grove gereist war. Nun ja, berichtigte er sich innerlich selbst, während er die anderen Anwesenden in dem mit Gold und Weiß verzierten Salon betrachtete: teils gute Tat, teils offizielle Angelegenheiten. Und keinem von beiden fühlte er sich im Augenblick gewachsen.
    Nicht dass er sich nicht gefreut hätte, der Hochzeit seines Freundes Jack beizuwohnen. Er freute sich. Es freute ihn auch, die anderen Mitglieder von Drake’s Rakes wiederzusehen, die sich zu den Feierlichkeiten eingefunden hatten, die über eine Woche andauern sollten. Die Männer waren nicht nur großartige Kameraden. Sie waren auch einige der klügsten Köpfe, die es gab, um gegen eine Gruppe von Vaterlandsverrätern zu kämpfen, die vorhatte, die Regierung zu stürzen.
    Das war der offizielle Teil des Besuchs. Marcus Belden, Earl of Drake, war der Kopf von Drake’s Rakes. Er hatte entschieden, dass Jacks Hochzeit der perfekte Ort für ein strategisches Treffen war. Unglücklicherweise hatte dieses Treffen auch einen unerwarteten Gast auf den Plan gerufen. Der Chirurg, der gefürchtetste Attentäter in Europa, war auf dem Anwesen aufgetaucht. Zur gleichen Zeit hatte jemand versucht, Harrys Freundin Grace Hilliard zu ermorden.
    Harry kehrte gerade mit Grace’ Ehemann Diccan und Jack Wyndham, dem Earl of Gracechurch, von einer ergebnislosen Suche nach dem Mann zurück. Normalerweise hätte Harry es kaum erwarten können, wieder hinauszugehen und weiterzusuchen. Er hätte die Männer angewiesen, sich in Gracechurchs Zimmer zurückzuziehen, damit sie bei Zigarren und Whisky noch einmal wiederholen konnten, was sie über die Drohungen wussten, die gegen die Krone und auch gegen seine Freunde ausgestoßen worden waren. Aber heute konnte er nur daran denken, dass er nach der Hochzeit – komme, was da wolle – umgehend nach Hause zurückkehren würde.
    Als hätte sie Harrys Gedanken gehört, drehte Kate sich um und beobachtete, wie er die anderen Männer in den Salon führte. »Da seid ihr ja alle«, rief sie und versuchte, dem lächelnden Lord Drake eine kleine silberne Flasche zu entwinden. »Marcus will mir meine Flasche nicht zurückgeben. Ich erwarte von euch, dass ihr mich unterstützt.«
    Neben Harry stand Diccan Hilliard und lachte leise. »Eines kann ich mit Fug und Recht sagen, Cousine«, begrüßte er sie. »Du lässt dir das, was dir wichtig ist, nicht aus der Hand nehmen.« Er gab Kate einen Kuss auf die Wange und ging an ihr vorbei, um sich zu Grace auf das goldene Sofa zu setzen.
    Kate nimmt nur sich selbst wichtig , dachte Harry verärgert und blieb in der Tür stehen. Ein Attentäter war auf der Flucht, Grace musste sich noch immer von einem fehlgeschlagenen Versuch, sie zu vergiften, erholen, und da stand Kate und stritt sich wegen einer Whiskyflasche.
    »Jedes Mädchen sollte seine eigene Flasche haben«, sagte sie gerade. Ihre sinnlichen grünen Augen funkelten, als sie sich wieder ihrem Opfer zuwandte.
    Marcus, der Anführer ihre kleinen munteren Truppe, war blond, sehr elegant und mindestens dreißig Zentimeter größer sowie gute dreißig Kilo schwerer als Kate. Harry kannte diese provozierende Haltung Kates genau: Hand in die Hüfte gestemmt, den Kopf leicht in den Nacken gelegt, die Brust herausgestreckt. Marcus konnte ihr die Flasche genauso gut jetzt geben, denn sie würde ihn so lange bedrängen, bis sie sie wiederhatte.
    »Ich werde dir eine neue Flasche besorgen«, versprach Marcus ihr und hielt die Flasche außer Reichweite. »Im Übrigen ist das Porträt im Klappdeckel nichts für dich. Lass mich doch ab und zu einen Blick darauf werfen.« Er beugte sich zu ihr herunter und lächelte bedächtig. »Da du mir ja nicht erlaubst, ab und zu einen Blick auf dich zu werfen.«
    Sie lachte und schlug ihm spielerisch auf den Arm. »Sei kein Idiot. Das ist kein Vergleich. Und dann die Inschrift! ›Ist die erste Frucht nicht die süßeste, meine Liebe?‹ Also wirklich.«
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