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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Eileen Dreyer
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Stallknechte, die den Hof füllten, wechselten. Sie musste zugeben, dass es wirklich verwirrend sein konnte, Beas einzigartigem Konversationsstil zu folgen. »Jack und Olivia? Wie kann es ungerecht sein, dass die beiden endlich glücklich sind?«
    Bea schnaubte ungeduldig, und es gab keinen Zweifel an der Bedeutung. Kate, die für gewöhnlich so gut wie nie weinte, hätte den Tränen beinahe freien Lauf gelassen.
    »Ach Bea«, sagte sie und wünschte, sie wäre groß genug, um ihrer stattlichen Freundin einen Kuss zu geben. »Wie kommst du auf die Idee, dass mein Leben ungerecht sein könnte? Was kann ich mir außer Geld, Freiheit und meiner besten Freundin, mit der ich das alles teilen kann, noch wünschen?«
    Bea schniefte. »Wenig.«
    »Das finde ich überhaupt nicht, meine Liebe. Oder du?« Sie beugte sich vor und flüsterte: »Wünschst du dir eine Liebschaft? Vielleicht einen jungen Geliebten, der dich begleiten würde? General Willoughby würde sofort die Gelegenheit beim Schopf packen – du musst es nur erlauben.«
    Beas Lachen klang eher wie ein Schnauben, aber Kate bemerkte den Schmerz hinter der Reaktion. Bea dachte, dass niemand sie heiraten würde, obwohl sie einen einwandfreien Stammbaum vorweisen konnte und von adliger Schönheit war. Bea war nicht nur bereits über siebzig Jahre alt, sondern sie hatte vor Jahren eine fürchterliche Verletzung erlitten, bei der ihr Gehirn in Mitleidenschaft gezogen worden war. Ihr Sprachzentrum war so stark beschädigt, dass Kate an vielen Tagen die Einzige war, die die alte Dame verstehen konnte.
    Doch Kate wusste auch, dass Bea genau wie sie keine Verhätschelung duldete. Also zog sie mit flinken Fingern Beas Taschentuch mit den gestickten Initialen hervor und tupfte die letzten Tränen ihrer Freundin weg. »Mein Mädchen, wir müssen aufbrechen. Schließlich hast du uns morgen zu Lady Riordans Gedenkgottesdienst angemeldet.«
    Sofort spiegelte sich Mitgefühl auf Beas Miene. »Armes Lämmchen.«
    Kate nickte. »Zumindest hat Riordan endlich die Wahrheit akzeptiert und sie für tot erklärt. Jetzt können die Kinder vielleicht nach vorn blicken und weiterleben.« Sie erschauderte. »Mir fallen nur wenige Dinge ein, die ich noch schlimmer finde, als den Tod durch Ertrinken.«
    In dem Moment bog die Kutsche um die Ecke. Das rautenförmige Wappen der Murthers glänzte auf der schwarz lackierten Außenverkleidung. Die Pferde waren ihr unbekannt, aber es waren hübsche Braune, die an den Zügeln zu zerren schienen.
    »Ihre Durchlaucht«, sagte einer der Postkutscher und verbeugte sich tief, als er die Tür der Kutsche für sie öffnete.
    Kate lächelte und ließ sich von ihm hineinhelfen.
    Sie hatte sich noch nicht gesetzt und wandte sich der Tür zu, um Bea hereinzuhelfen, als sie einen lauten Ruf hörte und die Kutsche einen Satz nach vorn machte. Sie wurde in ihren Sitz geworfen. Die Tür fiel krachend zu. Die Pferde wieherten und galoppierten los, als würden sie vor einem Feuer fliehen.
    Wütend versuchte Kate, sich aufzusetzen. Doch es glückte ihr nicht. Wie konnten sie es wagen, die Pferde derart zu missbrauchen? Wie konnten sie es wagen, Bea einfach auf dem Kutschenhof stehen zu lassen, die Hand ausgestreckt, den Mund geöffnet, darauf wartend, in die Kutsche einzusteigen?
    Die Kutsche fuhr auf zwei Rädern in eine Kurve und raste dann durch den Torbogen. Kate konnte das Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster hören und vernahm auch das Kratzen der Steinmauer an der Seite der Kutsche. Sie hörte die drängenden Rufe des Kutschers. Mit einem Mal schoss ihr durch den Kopf, dass er sich nicht wie Bob, der Kutscher, anhörte.
    Es brauchte ein paar Anläufe, bis es ihr gelang, sich hinzusetzen. Sie schlug mit der Faust gegen das Dach, um die Aufmerksamkeit des Kutschers auf sich zu lenken. Niemand reagierte. Die Kutsche wurde auch nicht langsamer. Genau genommen nahm sie noch an Fahrt auf. Die Pferde jagten durch die High Street, ihr Zaumzeug klirrte wie Weihnachtsglöckchen. Es kam Kate nicht in den Sinn, Angst zu haben. Sie war zu wütend und zu besorgt um Bea, die man nicht einfach in einer Herberge einer Poststation stehen lassen konnte.
    »Zur Hölle, halten Sie an!«, schrie sie und wollte die Klappe zum Kutscher aufschieben.
    Aber sie war verschlossen. Wieder hämmerte sie gegen das Dach. Die Kutsche fuhr in unverminderter Geschwindigkeit weiter, schwankte wild hin und her und brachte sie vollkommen aus dem Gleichgewicht. »Ich bin eine Duchess!«,
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