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Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)

Titel: Ruby Redfort: Gefährlicher als Gold (German Edition)
Autoren: Lauren Child
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Ein Mädchen namens Ruby …
    An einem kühlen Tag im Oktober saß ein zweijähriges Mädchen in ihrem Kinderhochstuhl am Panoramafenster eines hypermodernen Hauses in einer Straße namens Cedarwood Drive. Die Kleine sah die Blätter fallen und beobachtete ganz genau, wie sie beim Fallen durch die Luft wirbelten. Ihre Augen folgten ihnen, bis ihr Blick an einem einzelnen gelben Blatt hängen blieb, das fast genau die Umrisse einer Hand hatte. Sie sah, wie es zuerst nach unten in den Vorgarten fiel, von einem Windstoß aber wieder hochgehoben und über den Zaun auf die Straße geweht wurde. Dort wurde das Blatt mehrfach aufgewirbelt und fiel wieder herunter, bis es schließlich an der Windschutzscheibe eines heranfahrenden Lastwagens kleben blieb.
    Vor dem Haus mit dem grauen Schindeldach des alten Mr Pinkerton hielt der Lastwagen an. Der Fahrer stieg aus, ging über den Gartenweg und klopfte an die Haustür. Mr Pinkerton trat auf die Veranda, der Fahrer zeigte ihm eine Straßenkarte – und die beiden Männer kamen miteinander ins Gespräch.
    Genau eine Minute später bog eine elegant gekleidete Dame mit einem großen grünen Picknickkorb um die Ecke. Der Fahrer nickte ihr aus der Ferne fast unmerklich zu; die Frau schlüpfte aus ihren hochhackigen Schuhen, legte sie in den Korb und kletterte leichtfüßig über Mr Pinkertons Zaun. Mr Pinkerton war so in die Betrachtung der Straßenkarte vertieft, dass er nichts bemerkte – während das Kind am Fenster alles genau sah. Nach nur fünfundvierzig Sekunden tauchte die Frau wieder auf, noch immer mit ihrem Picknickkorb, der nun aber schwerer aussah als vorhin und dessen Inhalt sich auch irgendwie zu bewegen schien.
    Die Kleine versuchte, ihre Eltern darauf aufmerksam zu machen, doch da ihre sprachlichen Fähigkeiten noch recht begrenzt waren, konnte sie ihnen nicht begreiflich machen, worum es ging. Die Frau zog wieder ihre schwarzen Schuhe an, trippelte zur Rückwand des Lastwagens und verschwand aus dem Blickfeld des Kindes. Mr Pinkerton unterhielt sich immer noch mit dem Fahrer. Das Kind hüpfte auf und ab und zeigte zum Fenster. Die Eltern glaubten, ihre Tochter hätte Lust auf einen Spaziergang, und gingen ihre Mäntel holen.
    Die Kleine zeichnete mit Kreide einen Laster auf ihre Tafel.
    Der Vater strich ihr lobend über den Kopf.
    Währenddessen faltete der Fahrer seine Straßenkarte zusammen, bedankte sich bei Mr Pinkerton, kletterte wieder in sein Führerhaus – und winkte ihm beim Davonfahren noch zu. Das Blatt, das wie eine gelbe Hand aussah, fiel auf den Asphalt. Die Frau, inzwischen ohne ihren Picknickkorb, ging weiter ihres Weges. Auf ihrer linken Wange war ein frischer, hellroter Kratzer zu sehen.
    Die Kleine nahm ihre Buchstabenklötzchen und bildete das Kennzeichen des Lasters nach.
    Die Mutter räumte sie weg und zog ihrer Tochter eine rote Pudelmütze und dazu passende Fausthandschühchen an.
    Die Familie verließ das Haus und spazierte den Cedarwood Drive hinunter. Vor dem Haus mit dem grauen Schindeldach bückte sich das kleine Mädchen, um das gelbe Blatt aufzuheben, und darunter entdeckte sie einen kleinen Button aus Blech, in den etwas eingeprägt war. Was war denn das?
    Ein plötzlicher Schrei zerschnitt die Stille im Cedarwood Drive. Ein Schrei, der sich direkt ins Herz der Kleinen bohrte. Sie umklammerte den Button so fest, dass die Anstecknadel in ihre Handfläche stach. Die Nachbarn kamen aus ihren Häusern gerannt und scharten sich um den immer so freundlichen Mr Pinkerton, der vor Schmerz halb wahnsinnig war. Trotz aller Bemühungen der Twinforder Kriminalpolizei – deren Suche insgesamt sechzehn Wochen andauerte – wurde Mr Pinkertons heiß geliebtes Hündchen, ein Pekinese, der schon viele Preise gewonnen hatte, nie mehr gesehen.
    Genau an diesem Oktobertag beschloss das Mädchen, das Kleinkindgeplapper aufzugeben und an ihren sprachlichen Fähigkeiten zu arbeiten. Mehr noch: Genau an diesem Tag beschloss sie, später mal Detektivin zu werden.
    Dieses kleine Mädchen hieß Ruby Redfort.

Ein gewöhnliches Kind
    Als Ruby Redfort sieben Jahre alt war, gewann sie die Junior-Codeknacker-Meisterschaften – da sie gerade mal siebzehn Tage und siebenundvierzig Minuten gebraucht hatte, um das berühmte Eisenhauser-Rätsel zu lösen. Im Jahr darauf nahm sie am Junior-Code-Erfinder-Wettbewerb teil und verblüffte die Schiedsrichter mit einem Rätsel, das diese nicht zu lösen vermochten. Schließlich wurde es an Professoren der Harvard
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