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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder
Autoren: Christian Klier
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Einen schönen Tag noch.«
    »Sie Unmensch, Sie! Sie sind das Letzte! Leute wie Sie, die sollte man …«
    Klotz hörte es schon nicht mehr. Er war nämlich inzwischen zu Haevernick gelaufen, die sich schon ein ganzes Stück entfernt hatte.
    »War das wirklich nötig?«, warf sie ihm in einem Tonfall vor, wie er für Frauen typisch ist, wenn sie sich für das kindische Benehmen ihrer Männer schämen. Und dabei war er doch noch nicht einmal ihr Mann, dachte Klotz, der zumindest so viel Feingefühl besaß, dass er erkannt hatte, dass Haevernicks Frage rein rhetorischer Natur gewesen war.
    Das war ja wieder einmal typisch Escherlich gewesen, dachte Klotz, als er auf das Klingelschild drückte. Lieber der Tatwaffe nachforschen als eine Todesnachricht überbringen. Und sich dann noch darüber beschweren, dass er ihm den Tatortbefundbericht aufs Auge gedrückt hatte.
    »Ja bitte?«, knisterte es in der Gegensprechanlage.
    »Klotz, Kripo Nürnberg. Wir müssten Sie dringend sprechen, Herr Cordes.«
    Eines Tages würde er Escherlich schon noch mal beibringen, wie das funktionierte mit dieser Übermittlung von Todesnachrichten, dachte Klotz, als Haevernick die schwere Tür des Altbaus aufdrückte.
    »Schön haben Sie’s hier«, log Klotz und sah hinunter in die Wölckernstraße, wo ein tiefergelegter Astra an einer roten Ampel wartete und seine Umwelt mit den Bässen einer voll aufgedrehten Musikanlage beglückte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite schlenderten zwei miniberockte junge Frauen, deren Dekolletés bei jedem Schritt gefährlich wackelten. Klotz mahnte sich selbst, dass er sich auf die Situation hier im Raum und nicht die da unten auf der Straße konzentrieren müsse. Die Ampel sprang auf Grün, und der Astra vergaß loszufahren. Schön, dass es noch andere gab, die mit Konzentrationsschwierigkeiten zu kämpfen hatten. Klotz drehte sich um.
    Haevernick saß auf einem schwarzen Ledersofa. Während sie sich verlegen über das blonde Haar strich, sah sie Klotz auf eine Weise an, die fragend, auffordernd und ein wenig beleidigt zugleich wirkte. Klotz wich ihrem Blick aus, sah auf die blühende Orchidee, die mitten auf einem niedrigen Glastisch stand. Ihm fielen Haevernicks Knie auf, die die metallene Abschlusskante des Tisches berührten. Er wusste, dass er Haevernicks Blick durchaus richtig interpretiert hatte. Und dennoch wehrte sich sein Innerstes beharrlich gegen den Gedanken, sich neben sie zu setzen. Er hatte Angst vor den Emotionen eines Ehemanns, der gleich erfahren würde, dass seine Frau ermordet worden war.
    Ein hagerer Mittdreißiger betrat das Wohnzimmer und stellte ein Tablett auf den Tisch. Nachdem Paul Cordes die drei dampfenden Kaffeetassen verteilt hatte, rückte er sein abgetragenes graues Sakko zurecht und setzte sich Haevernick gegenüber. Erwartungsvoll schauten beide zwischen Klotz und der freien Tasse hin und her. Klotz entschied sich für eine offensive Eröffnung.
    »Herr Cordes, wir sind hier, weil …«
    »Möchten Sie Zucker? Ich habe leider nur noch braunen Zucker, bin noch nicht zum Einkaufen gekommen.«
    »Danke. Herr Cordes, meine Kollegin und ich …«
    Plötzlich klingelte das Telefon. Klotz hielt einen Moment lang inne. Als er begriffen hatte, dass Cordes nicht an den Apparat gehen würde, fuhr er fort.
    »Wir sind hier, weil wir Ihnen eine traurige Mitteilung machen müssen.«
    Das Telefon läutete zum zweiten Mal. Klotz wandte seinen Blick von Cordes’ Gesicht ab, starrte wieder auf die Orchidee.
    »Ihre Frau ist tot. Sie ist Opfer eines Gewaltverbrechens geworden.«
    Kurz nach dem dritten Klingeln sprang der Anrufbeantworter an. Eine heitere, junge Frauenstimme sagte: »Sie sind mit dem Anschluss von Paul und Linda Cordes verbunden. Wir sind im Moment leider nicht zu Hause, Sie können uns aber gerne eine Nachricht nach dem Piepton hinterlassen. Wir rufen Sie dann schnellstmöglich zurück.«
    Man hörte noch das Geräusch, wie jemand einen Hörer auf eine Gabel legte. Zähneknirschend musste Klotz sich eingestehen, dass sich sein Talent, Todesnachrichten auf möglichst einfühlsame Weise zu übermitteln, offensichtlich doch ziemlich in Grenzen hielt, und er musste an Escherlich denken.
    Wie in Zeitlupe rutschte Paul Cordes von seinem Ledersessel auf den Boden. Klotz, der wusste, was jetzt kommen würde, bedeutete seiner Kollegin mit einer Geste, dass sie dem frisch gebackenen Witwer schnell beispringen sollte. Als Cordes auf dem Boden kniete, zerschnitt ein
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