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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder
Autoren: Christian Klier
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und Eifersucht. Sie will sich aus der Beziehung lösen, der Mann aber will das Objekt seiner Begierde nicht verlieren, und deshalb tötet er es.«
    »Klassischer Fall.«
    »Dazu würde auch das mit dem Rosenstrauß passen.«
    »Und das mit der Rose, die auf der Leiche abgelegt worden war.«
    »Welche Rose?«
    Klotz begriff, dass er Haevernick seine unsinnige Tat gestehen musste. Sie würde Stillschweigen bewahren, das wusste er. In den Jahren, die sie jetzt zusammenarbeiteten, hatten sie sich gegenseitig schätzen gelernt, und Loyalität war eines der obersten Prinzipien, die beide bei ihrer Arbeit verband. Klotz legte also sein Geständnis ab, und Haevernick staunte. Als er seinen Vortrag beendet hatte, enthielt sie sich eines Kommentars, und dafür war er ihr dankbar.
    »Also eine Beziehungstat«, schlussfolgerte sie.
    »Scheint so.«
    Das Essen kam. Klotz schnitt lustvoll an seinem Schnitzel herum, und Haevernick nippte vorsichtig an ihrer Latte macchiato.
    Klotz sah einer chinesischen Touristengruppe hinterher und stopfte sich ein Stück Fleisch in den Mund. Irgendwie komisch, dachte er, als er bemerkte, dass die Asiaten einer nach dem anderen in einer Reihe den Burgberg hinaufstapften. Hatte ja durchaus etwas Diszipliniertes an sich, aber gleichzeitig auch etwas höchst Dämliches. Irgendwie fühlte er sich an Enten erinnert. Ente süß-sauer. Er lachte.
    »Du, sag mal«, unterbrach Haevernick seinen Heiterkeitsanfall, »warum warst du eigentlich auf diesem Platz, bei dieser Leiche?«
    Während er die Pommes in das Ketchup tunkte, überlegte Klotz, ob er eher die längere Fassung oder die Kurzversion bringen sollte.
    »Wegen einer Bank«, erwiderte er lakonisch.
    »Wegen einer Bank?«, fragte Haevernick in ungläubigem Ton, »haben die sonntags nicht geschlossen? Wolltest du Geld abheben, oder hast du etwa zusammen mit diesem Bauern den Misthaufen da vor die Sparkasse gekarrt?«
    Klotz wurmte die fehlende Präzision, die der deutschen Sprache innewohnte.
    »Nein, nicht wegen so einer Bank. Es war wegen … ach, ist doch jetzt egal!«, stieß er ärgerlich hervor und sah zu einem Tisch, an dem es sich gerade eine Frau bequem machte, deren aufgeräumte Kurzhaarfrisur etwas Akademisches ausstrahlte.
    »Sagen wir mal so«, fuhr Klotz versöhnlicher fort, »der Tag war ziemlich scheiße und die darauffolgende Nacht irgendwie durchwachsen und …«
    »Du musst mir nichts erklären«, unterbrach ihn Haevernick und lächelte verständnisvoll. Die Frau mit der Kurzhaarfrisur hatte ihr Gesicht in den Kinderwagen gesteckt, der neben ihr stand. Klotz beschloss, dass das Gespräch mit seiner Kollegin wieder sachlicher werden müsse.
    »Was ist eigentlich mit den Videos?«
    »Was für Videos?«, fragte Haevernick, die dem Gedankensprung ihres Vorgesetzten gerade nicht folgen konnte.
    »Na, diese Bänke, äh, Banken, diese Banken, die werden doch videoüberwacht, auch im Eingangsbereich, soweit ich weiß.«
    Haevernick rührte in ihrer Latte herum. Aus dem Kinderwagen fing es an zu schreien.
    »Stimmt. Da hast du recht.«
    Klotz hob die Stimme. »Wir brauchen unbedingt diese Videos, Astrid. Vielleicht bringen die uns ja weiter.«
    Haevernicks Handy klingelte. Kurz nachdem sie das Gespräch angenommen hatte, steckte sie sich den Zeigefinger der freien Hand in das freie Ohr und warf der Frau mit dem schreienden Kinderwagen einen vorwurfsvollen Blick zu. Nach wenigen Sekunden hatte Klotz begriffen, dass Haevernick mit Escherlich telefonierte. Er ließ sich das Handy geben.
    »Ja, ja, mir geht’s gut. Wo bist du? … Aha, eine Harpune also. Und da bist du dir ganz sicher? … Du, was anderes: Auf einer dieser Bänke, war da vielleicht eine Tüte vom Karstadt? … Blau, blau sind die … haha, toller Witz … Gut, dann machen wir das. Du fährst ins Präsidium und schreibst den Bericht … Ja, tut mir leid, irgendeiner muss das ja machen, und da du keine Lust hast, die …«
    Klotz sah auf das Display.
    »Verbindung unterbrochen. Kein Empfang mehr. Vielleicht hat er auch einfach aufgelegt. Egal.«
    Sie zahlten und standen auf. Als sie an der Frau mit dem Kinderwagen vorbeigingen, äffte Klotz das Geschrei des Babys nach.
    »Wääähhhh!«
    Die Frau blitzte den Hauptkommissar aus ihren akademischen Augen böse an.
    »Machen Sie sich etwa über mein Baby lustig?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, antwortete Klotz. »Ihr Kind hat mich nachgemacht. Solche Laute, die hab ich schon vor über vierzig Jahren von mir gegeben.
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