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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder
Autoren: Christian Klier
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blöder Misthaufen den Weg versperrt?«
    »Da kann man nicht außenrum gehen, wenn man von und zu Klotz heißt, nein! Da muss man draufhalten, mit eingelegter Lanze, wie andere Adelige das auch tun. Solche, die gegen Windmühlen kämpfen, ja genau!«
    »Bitte lass diese ironischen Seitenhiebe. Du weißt, dass ich da empfindlich bin, ganz besonders, wenn ich nach Gülle rieche!«
    Sie lachten lauthals. Verblüfft starrte der Verschwörungstheoretiker sie an und verstummte.
    Klotz strich sich über das frisch gewaschene Haar. Nachdem Haevernick den Kollegen klargemacht hatte, wen sie da in ihrer Ausnüchterungszelle sitzen hatten, war plötzlich alles wie im Hotel gewesen. Außer einer ausgiebigen Dusche, die er hatte nehmen dür- fen, hatte man ihm sogar noch Rasierzeug gereicht. Frisch geduscht, frisch rasiert und ein dunkles Polizei-T-Shirt, das am Bauch etwas spannte, was wollte man mehr?
    Während er abwechselnd zu dem Zinnfigurenladen und dem gegenüberliegenden Café blickte, griff Klotz in seine Hosentasche. Neben einem stark in Mitleidenschaft gezogenen Tempotaschentuch fand er die zerknüllte Quittung für das Handy, das er Frederik hatte schenken wollen. Das Handy! Ob das noch auf der Bank lag? Ihm wurde klar, dass er die zweihundert Euro, die es gekostet hatte, wohl besser im Ofen verbrannt hätte. Vielleicht hätte er sich davon auch Aktien kaufen sollen von diesen Lehman Brothers. Er steckte die Quittung wieder zurück in die Hose und wandte sich seiner Kollegin zu.
    »Du, Astrid, diese Sache mit meiner verlorenen Geldbörse …«
    »Ja?«
    »Also, du bist sicher, dass sie nicht vielleicht einer dieser Streifenbeamten hat?«
    »Definitiv. Warum sollten die dir deinen Geldbeutel wegnehmen?«
    »Damit ich mich nicht ausweisen kann?«
    Während sich ihre Stirn runzelte, nahm der Rest von Haevernicks Gesicht einen verständnislosen Ausdruck an.
    »So ein Unsinn! Ich glaub, du hast zu viel Zeit mit diesem Verschwörungstheoretiker verbracht.«
    »Also, diese Streifenbeamten, von denen neulich in der Zeitung die Rede war, die hat man erwischt, wie sie am Tatort Waschmittel im Wert von zweihundert Euro mitgehen ließen. Ernsthaft. Da wundert einen doch nichts mehr.«
    Haevernicks Blick schweifte ab.
    »Na ja. Vielleicht hast du ja recht. Vielleicht werd ich langsam paranoid. Hab den Geldbeutel wohl tatsächlich irgendwo zwischen Weißem Turm und Lorenzkirche verloren.«
    »Ein Wunder wär das nicht.«
    Klotz hielt sich zurück. Er wollte nicht wirklich wissen, warum Haevernick den Umstand, dass er seine Geldbörse verloren hatte, für etwas sehr Wahrscheinliches hielt. Er deutete auf das Café vor ihnen.
    Während sie auf ihre Bestellung warteten, erstattete Haevernick über die bisherigen Ermittlungsergebnisse Bericht.
    »Die Tote heißt Linda Cordes, ist … war achtundzwanzig Jahre alt und arbeitete als Studienrätin.«
    »Eine Lehrerin?«, fragte Klotz ungläubig nach, der den Eindruck makelloser Schönheit nur schwer in Zusammenhang mit dieser Berufsgruppe bringen konnte.
    »Eine Gymnasiallehrerin, ja.«
    Bei dem Tatwerkzeug handele es sich höchstwahrscheinlich um eine Armbrust oder Harpune. Escherlich sei gerade dabei, dies zu recherchieren, sprich, er klapperte entsprechende Sport- und Waffenläden ab.
    »Das ist schon ungewöhnlich. Eine Armbrust.«
    »Oder eine Harpune.«
    »Wer macht so was? Was meinst du, Astrid?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Ein kranker Fetischist?«
    »Wie, Fetischist?«
    »Na ja, ein Typ, der darauf abfährt, schöne Frauen mit Pfeilen zu erlegen.«
    »Wie ein Stück Wild, meinst du?«
    »Ja, so ähnlich.«
    Klotz erinnerte sich unwillkürlich an ein Gemälde, das er vor einigen Jahren im Pariser Louvre gesehen hatte. Es war eine Abbildung des heiligen Sebastian gewesen, der an einen Baum gebunden war. Sein Körper war von Pfeilen durchbohrt gewesen. Was Klotz damals schockiert hatte, war nicht das Gemälde, sondern eine junge Frau, die dieses Bild mit leuchtenden Augen angesehen hatte. Klotz hatte den Eindruck gehabt, als verspürte die Frau Lust an den dargestellten männlichen Qualen. Vielleicht war es aber auch nur so, dass die Vorstellung eines bewegungsunfähigen Mannes, der nicht mehr weglaufen konnte, für dieses unnatürliche Leuchten verantwortlich gewesen war. Klotz versuchte, von der soeben erwachten Erinnerung einen assoziativen Bogen hinüber zu Linda Cordes zu schlagen, doch Haevernick kam ihm zuvor.
    »Wenn es so ist, wie du sagst, dann geht es vielleicht um Liebe
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