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1082 - Wer im Höllenfeuer schmort

1082 - Wer im Höllenfeuer schmort

Titel: 1082 - Wer im Höllenfeuer schmort
Autoren: Jason Dark
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Es war Bill Conolly, und er war nicht allein. Der Irre, der Teufel, die menschliche Bestie, wie immer man diesen Mann auch nannte, er jedenfalls war bei ihm. Er wartete nur darauf, Bill auf seine Art und Weise in die Hölle zu schicken.
    Ich kämpfte mich vor. Stufe um Stufe kam ich hoch. Es gab nur zwei Laute in meiner Umgebung.
    Die harten Tritte meiner Füße und der keuchende Atem, der meinen Lauf in die Höhe begleitete.
    Die Hälfte der langen Treppe lag hinter mir. Sie führte hoch in den Raum, in die Zelle, in den Turm, und damit auch in das Zimmer, das so hoch über dem Land lag.
    Für mich gestaltete sich der Lauf zu einem verbissenen Kampf gegen die Tücke des Objekts. Es gab keine Kurve, keine Wendel. Schnurgerade stieg die Treppe vor mir hoch. Aber sie besaß zumindest ein Geländer an der rechten Seite. Das war mir eine kleine Hilfe, die ich gern in Anspruch nahm.
    Zumindest jetzt, da ich schon eine große Strecke geschafft hatte.
    Ob ich meinen Freund rechtzeitig erreichte, um sein Leben zu retten, das stand in den Sternen.
    Versuchen mußte ich es, und wenn es das letzte war, das ich in diesem verdammten Job tat. Ich wollte ihn nicht sterben sehen. Der Tod sollte nicht über ihn siegen. Es waren bereits zu viele Personen aus meiner näheren Umgebung nicht mehr bei mir, und ich mußte alles tun, um auch Bill Conolly vor dem Verderben zu bewahren.
    Weiter, nicht aufgeben.
    Es war nicht viel Licht vorhanden. Erst oben wurde es heller. Da waren die Fenster geöffnet. Die anderen lagen an der linken Seite, wo sie das graubraune Mauerwerk durchbrachen. Luken, durch die Licht fallen konnte. Um diese Zeit hielt es sich in Grenzen. Es war früher Abend, und im September wurden die Tage kürzer.
    Schwere Beine. Langsamere Bewegungen. Ich fluchte in mich hinein. Um die Worte laut auszustoßen, fehlte mir einfach die Kraft. Es gab auch keinen trockenen Faden mehr an meinem Körper. Der Schweiß hatte die Unterwäsche getränkt, und auch das Hemd klebte mir auf der Haut.
    Die nächsten Schritte. Weiter, noch weiter. Blei in den Knien. Eisen in den Waden. So und nicht anders kam es mir vor. Und noch immer dachte ich nicht an Aufgabe. Die Furcht um Bills Leben trieb mich weiter.
    Wie weit noch?
    Ich legte keine Pause ein, als ich nach oben schaute. Ich ging nur langsamer. Das Ziel war zu sehen.
    Es leuchtete nicht gerade, aber dort oben war es heller, als würde dort ein Paradies auf mich warten.
    Darüber konnte ich nur lachen. Das Paradies war die Hölle. Zumindest für meinen Freund Bill Conolly.
    Ich knickte ein, als ich wieder versuchte, zwei Stufen mit den verdammt hohen Kanten auf einmal zu nehmen. Zum Glück verschaffte mir das Geländer Halt, auch wenn meine schweißnasse Handfläche am Metall noch abrutschte. Ich fiel zumindest nicht und kämpfte mich verbissen wieder hoch. Hätte ich jetzt mein Gesicht im Spiegel gesehen, ich hätte auf eine verzerrte Fratze geschaut.
    Anstrengung und Erschöpfung mußten sich dort wie festgeschrieben abmalen.
    Nur nicht aufgeben. Immer weiter. Immer höher. Mein ältester Freund hatte es verdient. Ich wollte auch nicht mehr daran denken, was mich erwartete, wenn ich das Ziel erreichte. Ich mußte nur hin, dann würden wir weitersehen.
    Nicht aufgeben! Das hatte Bill Conolly nicht verdient. Alles in die Waagschale werfen. Er hatte Familie. Frau und ein Kind. Ich dachte an Sheila und Johnny, und der Gedanke an sie gab mir wieder etwas mehr Kraft, so daß ich die nächsten Stufen - schon in der oberen Treppenhälfte - etwas kraftvoller nahm.
    Sicherlich war mein Keuchen gehört worden. Der andere wußte schon, daß jemand kam. Er würde mich möglicherweise erwarten und mich abschießen wie auf dem Schießstand.
    Weitergehen, hochziehen.
    Ich kämpfte.
    Und dann passierte es doch.
    Wieder lag eine so verdammt hohe Stufe vor mir, und die hatte ich nicht gesehen. Oder zu spät, um noch reagieren zu können. Mit der rechten Fußspitze stieß ich dagegen. Ich stolperte nach vorn, getragen von meinem eigenen Körpergewicht. Wieder versuchte ich, mich zu halten und schlug mit der rechten Hand gegen das Geländer. Das alte Metall war rutschig geworden. Sicherlich lag es an meiner schweißfeuchten Handfläche, daß ich mich nicht mehr abstützen konnte.
    Ich fiel nach vorn.
    Normal schnell zwar, mir aber kam es in meinem Zustand ganz anders vor. Ich hatte den Eindruck, einfach zu schweben. Wegzufliegen. Hinein in eine andere Welt. Die Erschöpfung gaukelte mir Dinge vor, die es
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