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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder
Autoren: Christian Klier
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Schulter. Er sparte sich eine Antwort. Stattdessen sagte er etwas, was dämlicher nicht hätte sein können.
    »Klotz. Hauptkommissar Klotz. Ich ermittle in einem Mordfall.«
    Ihm fiel auf, dass er lallte.
    »Sehen Sie das denn nicht?«, rief er, um den Eindruck des Lallens zu verscheuchen.
    Als der Griff des Polizisten fester wurde, geriet Klotz in Wut.
    »Nehmen Sie gefälligst Ihre Wichsgriffel weg!«
    Der Angesprochene reagierte nicht. Rief in Richtung Misthaufen, verlangte nach einem gewissen Horst, der dort wohl zugange war.
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Was fällt Ihnen ein! Na klar kann ich mich ausweisen! Das wird dir noch leidtun!«
    Klotz konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so schnell zu Boden gegangen war. Er spürte einen stechenden Schmerz im Kreuz. Seine Kraft kam nicht annähernd gegen die des Polizisten an.
    »Wie heißen Sie, Polizeimeister?«, quetschte Klotz zwischen seinen Zähnen hervor.
    »Das geht dich einen Scheißdreck an, Freundchen!«
    »Hören Sie, wir sind Kollegen!«
    Der Druck auf seinem Rücken wurde stärker. Fast hätte sich Klotz zu einer Schmerzensäußerung hinreißen lassen, doch diesen Gefallen wollte er seinem Peiniger nicht tun.
    »Horst, leg dem Penner die Handschellen an!«
    In seinem Rücken klickte es, und Klotz schwieg. Er blickte auf seine Nasenspitze, auf der sich eine Fliege niedergelassen hatte. Die Berührung dieses Insekts löste in ihm beinahe das Gefühl einer zärtlichen Zuwendung aus. So weit war es also schon mit ihm gekommen.
    Während der Stunden, in denen er wach gewesen war, hatte ihm sein langhaariger Zellengenosse einen gnadenlosen Lehrgang in Verschwörungstheorie verpasst.
    Da waren die Illuminaten, die an der Spitze der Gesellschaftspyramide standen und heimlich die Welt regierten. Von mit ihnen verbündeten Außerirdischen wurden derweil giftige Chemikalien versprüht, die das Erdenvolk dumm machten. Niemand sollte die Geisteskraft besitzen, die Wahrheit zu erkennen. Es ging darum, die Gedanken der Menschen zu kontrollieren. Im Fachjargon nannte man dieses Verfahren »Mindcontrol«.
    Klotz fragte sich gerade, von wem die Gedanken des Erzählers wohl kontrolliert wurden, als plötzlich der Blondschopf von Oberkommissarin Haevernick erschien. Wenn nicht diese unüberwindlichen Gitterstäbe zwischen ihr und ihm gewesen wären, er hätte sie umarmt.
    »Hallo, Astrid! Mensch, bin ich froh, dass du da bist. Geht’s dir nicht gut?«
    Haevernicks klares Gesicht hatte mit einem Mal einen angewiderten Ausdruck angenommen. Sie holte ein Tempo aus der Hosentasche und hielt es an ihre Nase.
    »Hallo, Chef. Sag mal, hast du dich schon mal gerochen?«
    »Ach so, ja. Sorry, aber die wollten mich hier nicht duschen lassen. Es ist ja keine Absicht, dass ich so stinke. Dem da drüben macht’s nichts aus.«
    Klotz deutete auf den langhaarigen Verschwörungstheoretiker, der sich gerade in eine Hasstirade gegen Angela Merkel, die oberste aller illuminatenhörigen Satanistinnen, hineinsteigerte und ziemlich ausfällige Dinge sagte.
    Haevernick schaute ihn mitfühlend an. »Meine Güte, Werner! Was machst du bloß für Sachen!«
    Sie berichtete, dass, ehe sie und Escherlich am Tatort eingetroffen waren, die Streifenbeamten vor Ort schon einen dringend Tatverdächtigen aufgegriffen hatten. Irgendwie hatte die Beschreibung ziemlich gut auf ihn gepasst, und sie hatte begriffen, dass sie ihn schnellstmöglich hier aus dem Rathaus herausholen musste, hatte aber den Tatort nicht verlassen können, bevor sie nicht den anstehenden Aufgaben nachgekommen war. Deshalb war sie erst jetzt, am Nachmittag, erschienen.
    »Wenigstens kommt überhaupt wer«, erwiderte Klotz müde.
    »Freu dich nicht zu früh. Das Ganze wird Konsequenzen für dich haben.«
    »Konsequenzen? Was für Konsequenzen denn?«
    »Na, überleg mal. Widerstand gegen die Staatsgewalt, Beamtenbeleidigung und last but not least Erregung öffentlichen Ärgernisses.«
    »Wie bitte? Erregung öffentlichen Ärgernisses? Wieso das denn?«
    »Ich deutete es schon zu Beginn an: Du stinkst fürchterlich!«
    »Seit wann kann man denn wegen seines Geruchs öffentliches Ärgernis erregen?«
    »Seit es Anti-Raucher-Gesetze gibt.«
    »Sag mal, verarschst du mich jetzt?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Haevernick verzog ihren Mund zu einem schnippischen Lächeln.
    »Also bitte! Ich glaub, es hackt! Das mit der Stinkerei kann man mir wohl kaum zum Vorwurf machen! Was soll ich machen, wenn mir da so ein
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