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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder
Autoren: Christian Klier
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Wäschespinne. Dann robbte er zurück in sein Versteck zwischen Hecke und Kiefer. Das Stöhnen in seinem Rücken brach plötzlich ab. Schnell drehte er sich um und schob sich unter den Nadelbaum.
    Die Frau lag jetzt allein auf dem bordeauxroten Sofa. Der Mann war aufgestanden. Mit erigiert abstehendem Glied ging er zu einer Holztür. Der Mann drückte die Klinke. Eine Katze quetschte sich durch den Spalt, schoss hervor und befand sich im nächsten Moment an der Glaswand. Der Mann legte einen Griff um und rollte eine Schiebetür zur Seite. Als er die Tür wieder schloss, war das Tier bereits über die Terrasse in den Garten gesprungen.
    Tief und schwer war sein Atem geworden, und er schmeckte Erde, während seine Zunge gegen den vorderen Gaumen schnalzte. »Braves Kätzchen. Hierher.« Dazu bewegte er die Finger seiner Hand, rieb den Daumen über den Zeigefinger. Das Tier kam näher. Er fühlte das Fell unter seinen tastenden Fingern.
    Der Mann hatte sich indessen wieder über die Frau gebeugt. Seine stoßenden Bewegungen wurden immer schneller und heftiger. Als der Mann plötzlich innehielt und laut aufstöhnte, stach er zu. Ein schriller, verzweifelter Schrei, dann ein Röcheln. Aus der Kehle floss warmes Blut, und er starrte in zwei grüne Katzenaugen, bis diese brachen.
    Der Mann löschte das elektrische Licht an der Regalwand, und die Frau blies die Kerzen aus.
    Er klappte das Taschenmesser wieder ein und steckte es in seine Hosentasche zurück. Dann nahm er das Hemd und wickelte die tote Katze darin ein.
    Nachdem er das Bündel in die Hecke geschoben hatte, überfiel ihn eine bleierne Schwere. Er kroch unter die Kiefer, legte seinen Kopf auf den Boden und schlief sofort ein.
    Zwei Stunden später erwachte er. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, wo er sich befand. Als er in den hell erleuchteten Raum hinter der Glaswand blickte, war er wieder im Hier und Jetzt.
    Der Mann saß auf dem Sofa. Neben ihm lag ein Koffer. Die Frau stand vor der Regalwand. Beide waren vollständig angezogen. Die Frau telefonierte.
    Als sie aufgelegt hatte, wandte sie sich um. Der Mann drehte seinen Kopf in ihre Richtung, und die beiden küssten sich. Dann nahm der Mann den Koffer, stand auf und verließ den Raum.
    Sie war an die Glaswand getreten und starrte hinaus. Er war sich sicher, dass sie nichts sah, außer ihrem eigenen Gesicht, das sich im Glas spiegelte. Er hielt den Atem an. Diese Frau, diese wunderschöne Frau mit dem langen blonden Haar und den dunklen Augen, sie gehörte ihm. Sie gehörte ihm für immer.
    Die beiden waren in den blauen Wagen gestiegen, der vor dem Haus parkte. Als das Auto anfuhr, glitt er blitzschnell durch die Hecke, schwang sich auf sein Mountainbike und trat in die Pedale.
    An einer Ampel hatte er sie eingeholt. Während er sich im Hintergrund hielt, drückte er sich die Stöpsel seines MP 3-Players in die Ohren, und er hörte das Lied, das seit Wochen im Repeatmodus eingestellt war.

Tag eins
    Klotz wischte sich das fettige Haar aus der Stirn. Er war stockbetrunken. Und das Schlimmste an der Sache war, dass er sich dessen absolut bewusst war. Wie sehr hatte er die abgestürzten Gestalten beneidet, mit denen er vorhin noch am Weißen Turm gesessen hatte. Diese verlorenen Seelen, die dazu in der Lage waren, sich selbst und ihre verfahrene Situation im Alkohol vollständig aufzulösen. Nicht mehr zu wissen, wer man war und warum man existierte. Welch herrlicher Zustand musste das sein. Ein Zustand, den er niemals erreichen würde, selbst wenn er es schaffte, sich ins Koma zu saufen. Denn Klotz war einfach nicht fähig, die Kontrolle zu verlieren, den Steuerknüppel los- und den Flieger ins Nirgendwo abgleiten zu lassen, wo er an irgendeiner Wand zerschellen würde. Das wusste er. Egal, wie viel er trinken würde, irgendetwas in ihm verbot, das Heft aus der Hand zu geben. Die Haltung musste stets gewahrt bleiben, komme, was da wolle.
    Vielleicht rührte das von seiner preußischen Erziehung her, dachte er einen Moment lang. Dann beschloss er, dass Ursachenforschung in diesem Bereich wohl zu nichts führen würde. Dafür war er dann doch schon zu alt. Sein Blick konzentrierte sich auf die Fassade der Lorenzkirche, vor der er zwar schwankend, aber aufrecht stand, so als müsse er diesem Bauwerk trotzen.
    Da waren zwei Dinge, dachte er, zwei Dinge, die miteinander stritten, wenn er dieses Gebäude betrachtete. Während sein diffuser Blick die Fassade mal hier, mal dort abtastete, nahm seine Gefühlslage
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