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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt
Autoren: Astrid Lindgren
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Jedermann hat das Recht, Karlsson zu sein

    Lillebror — er war der Jüngste und Kleinste in der Familie Svantesson — erwachte eines Morgens und hörte, wie sich seine Eltern in der Küche unterhielten. Es klang fast so, als wären sie ärgerlich oder wegen irgend etwas in Sorge.
    «Doch, jetzt ist Schluß», sagte Papa. «Schau, was hier in der Zeitung steht, du kannst es selber lesen.»
    «Das ist doch aber schrecklich», sagte Mama. «Ganz schrecklich!»
    Lillebror kletterte schleunigst aus dem Bett. Er wollte ebenfalls wissen, was da so schrecklich war.
    Und das sollteer erfahren! In der Zeitung stand auf der ersten Seite in großen Buchstaben zu lesen:

    FLIEGENDE TONNE — ODER WAS?

    Und da stand weiter:

    Was ist das für ein rätselhaftes und seltsames Ding, das hier in Stockholm umherfliegt? Die Leute behaupten, eine ungewöhnlich kleine fliegende Tonne oder etwas Ähnliches komme hin und wieder mit kräftig brummendem Motor über die Hausdächer im Vasa viertel gesaust. Das Luftfahrtministerium weiß nichts von diesem merkwürdigen Flugverkehr, und daher ist der Verdacht entstanden, daß man es mit einem unheimlichen ausländischen Spion zu tun habe, der hier herumfliegt und schnüffelt. Das muß untersucht werden, und was da umherfliegt, muß eingefangen werden. Ist es so ein kleiner, unheimlicher Spion, so muß er der Polizei übergeben werden, und zwar schnellstens.
    Wer kann das fliegende Rätsel im Vasaviertel aufklären? Zehntausend Kronen sind als Belohnung ausgesetzt für denjenigen, der diesen brummenden Gegenstand einfängt, was immer es auch sein mag. Man braucht das Ding nur auf der Redaktion dieser Zeitung abzuliefern und kann das Geld in Empfang nehmen.

    «Armer Karlsson vom Dach», sagte Mama. «Die Leute werden ihm das Leben aus dem Leibe jagen.»
    Lillebror bekam einen Schrecken und wurde unglücklich und wütend, alles zugleich.
    «Warum kann man Karlsson nicht in Ruhe lassen?» rief er. «Er hat ja gar nichts gemacht. Er wohnt nur oben auf dem Dach in seinem Haus und fliegt ein bißchen umher. Da ist doch nichts Schlimmes dabei?»
    «Nein», sagte Papa. «An Karlsson ist nichts Schlimmes. Er ist nur eben ein bißchen... hm... ungewöhnlich.»
    Ja, natürlich war etwas Ungewöhnliches an Karlsson, das mußte selbst Lillebror zugeben. Es ist ungewöhnlich, wenn kleine, dicke, motorisierte Männer in kleinen, besonderen Häusern oben auf dem Dach wohnen, Männer mit einem Propeller auf dem Rücken und einem Startknopf auf dem Bauch. Aber Karlsson war Lillebrors bester Freund. Er war mehr Bester Freund als selbst Krister und Gunilla. Karlsson fand, mit Krister und Gunilla sei nichts los. Er schnaubte jedesmal, wenn Lillebror von ihnen sprach.
    «Erwähne bloß nicht diese lächerlichen Knirpse in einem Atem mit mir», sagte er. «Ein schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in seinen besten Jahren — was denkst du, wie viele kleine dumme Jungen so einen Besten Freund haben? Was?»
    «Keiner außer mir», sagte Lillebror, und immer wurde ihm warm und froh ums Herz.
    Mama und Papa allerdings waren zu Anfang nicht sonderlich erbaut von Karlsson gewesen, und Birger und Betty mochten ihn zuerst auch nicht. Die ganze Familie — außer Lillebror natürlich — fand, Karlsson sei der gräßlichste, verwöhnteste, unausstehlichste und zudringlichste Luftikus, den man sich nur vorstellen konnte. Aber in der letzten Zeit hatten sie sich alle an ihn gewöhnt. Sie mochten Karlsson jetzt beinahe gern, und vor allen Dingen sahen sie ein, daß Lille-bror ihn brauchte. Zwar hatte er einen eigenen Hund, seinen wunderbaren kleinen Bimbo, aber nicht einmal das war genug — Lillebror brauchte Karlsson.

    «Und ich glaube, Karlsson braucht auch Lillebror», sagte Mama.
    Zuerst hatten Papa und Mama ihn geheimhalten wollen. Sie wußten nur zu gut, was es für eine Aufregung geben würde, wenn zum Beispiel das Fernsehen Wind von ihm bekäme, oder wenn die illustrierten Zeitungen etwa über «Karlsson bei sich zu Hause» schrieben.
    «Haha, das gäbe wirklich einen Riesenspaß», hatte Birger einmal gesagt, «wenn Karlsson außen auf einer Illustrierten zu sehen wäre, in seinem Salon stehend und an einem Strauß rosa Rosen riechend oder so ähnlich.»
    «Du bist blöde», sagte Lillebror darauf. «Karlsson hat keinen Salon, der hat bloß ein kleines, ulkiges Zimmer und keine Rosen.»
    Das wußte Birger auch. Er und Betty und Mama und Papa waren einmal — aber nur ein einziges Mal — oben
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