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0349 - Das Dyarra-Inferno

0349 - Das Dyarra-Inferno

Titel: 0349 - Das Dyarra-Inferno
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ein Mann im silbernen Overall, das Gesicht von einer Maske verdeckt, umschloß in seiner Hand einen blaufunkelnden Kristall, dessen grelles Leuchten jetzt nachließ. Mit einer nachlässigen Bewegung befestigte der Maskierte den Kristall in einer Aussparung seiner Gürtelschließe.
    Er verschwand wieder in den Wäldern. Er hatte seine Aufgabe erfüllt: Llewellyn Castle von der Außenwelt abzuschneiden…
    ***
    An einem der vielen Fenster der Burg wandte sich ein hochgewachsener Mann mit einem jähen Ruck um.
    »Das war kein natürliches Gewitter, William«, erklärte er. »So schnell kann das auch in diesen Breiten nicht entstehen! Das Barometer steht immer noch ziemlich hoch, es ist einfach unmöglich!«
    Der Butler hob die Brauen. »Sir, Sie meinen… da habe jemand dran gedreht ?«
    »Ich bin sicher, William«, sagte Sir Bryont Saris ap Llewellyn, bislang letzter Sproß eines uralten Geschlechtes magiekundiger schottischer Adliger, Mitglied des Oberhauses im Parlament. »Jemand hat versucht sehr erfolgreich versucht, uns von der Außenwelt abzuschneiden. Hier! Wie stark muß ein Gewitter sein, daß es in abgeschirmte Telefonleitungen einschlägt und noch die Apparate im Haus zerstört?« Er deutete auf den geschmolzenen Klumpen Kunststoff auf seinem Arbeitstisch, auf die aus der Wand katapultierte Telefonsteckdose. Mit einer meterlangen Stichflamme war sie zerstört worden, als der Blitz in die Überlandleitung schmetterte. »Und ich bin sicher, William, daß alle Nebenapparate im Castle ebenso aussehen wie dieser zerschmorte Klumpen!«
    Der Regen klatschte nicht mehr gegen die Fensterscheiben, die Wolken waren weitergezogen. Der Himmel klarte wieder auf und ließ die Sonne erneut leuchten. Dampfschwaden stiegen vom Boden auf, wo die warmen Sonnenstrahlen die Nässe trafen. Gluckernd rann immer noch Wasser von den Dachpartien des Castle durch die Regenrinnen, schwappte über die Sammelgefäße hinweg und rann über den Burghof.
    Aber ein Regenbogen, der jetzt eigentlich dazu gehört hätte, fehlte!
    Lord Saris zuckte mit den Schultern.
    »Ebenso bin ich sicher«, fuhr er fort, »daß die Zufahrtsstraße so von Schlamm überrollt worden ist, daß sie vorerst nicht mehr zu benutzen ist. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, William. Entweder wir beide greifen allein zu Schaufel und Schubkarre, um die Straße wieder freizumachen, oder einer kämpft sich zu Fuß nach unten ins Dorf durch und alarmiert die Bewohner, daß sie uns helfen.«
    »Ich gehe«, sagte William. »Gleichzeitig kann ich überprüfen, wie groß die Gewitterschäden im Umland sind. Im Süden steigen Rauchfahnen auf. Dort muß es gebrannt haben. Wahrscheinlich sind Bäume und Buschwerk zerstört worden.«
    Saris nickte.
    Das Gewitter war niemals natürlichen Ursprungs. Irgend jemand hatte versucht, die beiden Bewohner des Castles - das weitere Personal war um diese Zeit längst wieder unten im Dorf - in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken, sie von allem abzuschneiden. Es war ein gezielter Angriff gewesen. Denn unter normalen Umständen waren diese Auswirkungen schlicht unmöglich. Die Telefonhochleitung war gegen Blitzschlag gesichert. Dennoch hatte es eingeschlagen… Und dann die starken Regenfälle, obgleich das Barometer Schönwetter versprach…
    Aber wer hatte diesen Schlag geführt?
    Und warum?
    ***
    Wenig später kämpfte sich Butler William, in hochschäftigen Gummistiefeln und in einen wasserfesten Kapuzenmantel gehüllt - von den Laubbäumen regnete jetzt das aufgenommene Wasser ab -, den Berg hinunter zum Dorf. Schon bald merkte er, daß es geraume Zeit dauern würde, bis die Straße wieder freigeräumt war. Sie war mit Schlamm und Geröll überschwemmt worden, in dem der Butler manchmal bis zu den Oberschenkeln zu versinken drohte. Er begann Umwege zu nehmen, sich abseits der Straße durch den Wald zu kämpfen. Hier, zwischen den Bäumen, war der Boden fester. Die Wurzeln gaben dem Erdreich festen Halt.
    Unten im Dorf gab es auch nur Schaufeln und Spaten und Schubkarren. Ein Bulldozer oder eine Planierraupe mußte erst umständlich aus der Stadt angefordert werden, und bis ein Bauunternehmer eine Maschine hierfür freistellte, mochten Tage vergehen. Außerdem… es war anzunehmen, daß auch der Telefonhauptstrang in Mitleidenschaft gezogen worden war, daß es nicht einmal möglich war, aus dem Dorf hinaus zu telefonieren. Und wie die ohnehin schlechten Straßen dieses Landstriches nach dem fast mörderischen Gewitter aussahen, wagte der
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