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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat
Autoren: Gemma Burgess
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    Gehe nie mit dem Bruder deiner Mitbewohnerin ins Bett!
    Eine einfache Regel, aber eine gute. Und ich habe sie letzte Nacht gebrochen. Zwei Mal.
    Uups.
    Wenigstens war die Party super. Damit werde ich es versuchen, falls Julia sauer ist. Und falls ihr Haus demoliert ist. Was ziemlich sicher ist. Meine Einweihungsfeier ist nämlich ein bisschen ausgeartet.
    Jedes Jahr am 26. August trinke ich nämlich, um zu vergessen. Dieses Jahr habe ich das mit Pauken und Trompeten getan. Ich wünschte, Mike würde einfach gehen, ohne dass ich… mit ihm reden muss.
    Mein nackter Hintern streift die Wand, als ich von Mike wegrücke. Findet ihr das nicht auch eklig? Verlangt nicht die One-Night-Stand-Etikette, dass er an der Wand liegt?
    Ich frage mich, was Madeleine, seine Schwester, dazu sagen würde, wenn sie dahinterkäme. Wahrscheinlich würde sie mich wie Luft behandeln, was sie in letzter Zeit ohnehin meistens tut. Ich wünschte, Julia hätte sie nicht gefragt, ob sie einziehen möchte.
    Julia, meine beste Freundin vom College, hat dieses Haus von ihrer verstorbenen Tante geerbt. Die Wohnung im Erdgeschoss ist bewohnt, und sie hat ihrer kleinen Schwester Coco, Madeleine und mir angeboten, mit ihr in die beiden oberen Stockwerke zu ziehen. Wir brauchten noch eine fünfte, also fragte ich meine Freundin Angie. Wir sind ein bunt gemischter Haufen: Coco ist der häusliche Typ, Angie ist ein Modefreak, Julia ist superschlau und ehrgeizig, und Madeleine ist nervös wie ein Hemd. Und ich? Ich bin… na ja, es ist unmöglich, sich selbst zu beschreiben, oder? Sagen wir, ich bin ein laufendes Projekt.
    Wir sind vor zwei Wochen hier eingezogen. Das Sandsteinhaus, das wir manchmal liebevoll unser » Nest« nennen, steht auf der Union Street in Carroll Gardens, einem Viertel in Brooklyn. Keine von uns hat jemals in New York gewohnt (ich habe die ersten vier Jahre meines Lebens hier verbracht, aber das zählt ja wohl nicht wirklich). Wir sind also alle neu hier.
    Carroll Gardens ist eine seltsame Mischung aus alten Leuten, die wahrscheinlich schon immer hier gelebt haben, jungen Berufseinsteigern wie uns, die– sehen wir den Tatsachen ins Gesicht– sich keine Wohnung in Manhattan leisten können, und modernen jungen Paaren mit kleinen Kindern. Im Viertel herrscht eine Atmosphäre wie in einem richtigen Dorf mit traditionellen italienischen Bäckereien und urigen Restaurants neben schicken kleinen Kneipen. Ich mag schicke kleine Kneipen.
    Ich hatte schon viele Schlafzimmer in meinem Leben– siebenundzwanzig, wenn man jeden Zimmerwechsel im Internat und im Studentenwohnheim dazuzählt–, aber noch nie eins wie dieses hier. Hohe Decke, Erkerfenster zur Straße hinaus, verspiegelte Einbauschränke von der Decke bis zum Boden. Okay, das Spiegelglas ist milchig, und die Tapete mit dem verblassten Rosenmuster könnte aus einem alten Film sein. Aber das Zimmer fühlt sich genau richtig an. Als müsste es so aussehen.
    Und so sieht es im ganzen Haus aus. Freundlich ausgedrückt, würde ich den Einrichtungsstil als urtümlich und liebevoll bezeichnen. Altmodisch und schäbig träfe es allerdings besser. Der Linoleumboden in der Küche ist beige, orangefarben und braun geblümt. Nein, das ist kein Scherz! Aber ich bin einfach glücklich, weit weg von meinen Eltern in New York zu sein, in der aufregendsten Stadt der Welt, mit einem Job in einer PR -Agentur in SoHo. Mein Leben findet endlich statt.
    Darf ich ehrlich zu euch sein? Ich hätte mit Mike nicht ins Bett gehen sollen. Nicht, wenn die Dinge bereits… wie soll ich sagen… kompliziert sind mit Madeleine. Gelegenheitssex funktioniert nur mit jemandem, den man danach nie wiedersieht. Aber wie gesagt, es war der 26.August (auch bekannt als der Eddie-Neeson-Gedenktag oder der Nie-wieder-Tag), und am 26. August passiert immer Mist.
    Was ist das für ein nervtötendes Klingeln?
    » Ich glaube, da klingelt einer an der Tür.«
    Waah! Mike! Wach! Direkt neben mir. Ich blinzle heimlich durch meine Wimpern. Wie Madeleine sieht Mike absurd gut aus. Ich vermute, das liegt an ihrer chinesisch-irischen Abstammung. Ist eine gute Kombination.
    » Mhm… irgendeiner wird schon aufmachen«, murmle ich.
    Mein Atem riecht wie ein offenes Grab. Nicht, dass es eine Rolle spielen würde. Weil ich eigentlich nicht auf Mike stehe. Auch wenn ich letzte Nacht… bah. So ein Scheiß! Gott, mach die schlimmen Gedanken weg! Es gibt keinen Grund, nach einem One-Night-Stand alberne puritanische Schuldgefühle zu
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