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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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spielen Sie nicht mit offenen Karten? Sie feige Ratte! Oder sind Sie vielleicht doch eine Frau? Eine von den verkorksten, zu kurz gekommenen Nervensägen, die noch nie ein normales Leben geführt, noch keinem Mann gefallen haben und deshalb auf jedes reizvolle weibliche Wesen wahnsinnig eifersüchtig sind. Sie...«
    Aus der Leitung schallte die wuterfüllte Stimme eines Mannes: »Sie kommen sich wohl verdammt schlau vor, Sie Schuft! Bevor ich mit Ihnen fertig bin, werd’ ich...«
    Am anderen Ende wurde der Hörer auf die Gabel geknallt.
    Ich wählte die Nummer der Zeitansage.
    »Beim nächsten Ton ist es achtzehn Uhr — fünf Minuten — und vierzig Sekunden...«, sagte die Stimme.
    Ich legte auf und schaltete das Tonbandgerät ab.
    »Okay, Marilyn, jetzt wissen wir, daß es ein Mann und daß er verwundbar ist. Er kann’s nicht vertragen, wenn man ihn hochnimmt.«
    Sie starrte mich aus großen, runden Augen an. »Donald! Ich finde Sie einfach fabelhaft! Ich kann’s noch gar nicht fassen, daß...«
    Dann merkte sie plötzlich, daß das Handtuch an der Seite klaffte und ins Rutschen geraten war; sie griff danach, rief »Himmel!« und sauste zurück ins Bad.
    Ich sah auf meine Armbanduhr, verglich die Zeit mit der Telefonansage und stellte fest, daß sie nur um zwei Sekunden zu spät ging.
    Wir gingen zum Dinner aus, kamen gegen Viertel vor neun zurück und fanden einen Eilbrief vor.
    Als ich ihn gegen das Licht hielt, entdeckte ich, daß es sich wieder um einen Drohbrief handelte. Die Methode war die gleiche: Man hatte Worte aus Zeitungsüberschriften ausgeschnitten und auf ein Blatt Papier geklebt.
    »Der hier wird nicht geöffnet«, sagte ich.
    »Nicht?« fragte sie. »Warum denn?«
    »Wir wissen ja ohnehin, was darin steht. Oder sind Sie scharf darauf, den Quatsch noch mal zu lesen?«
    »Eigentlich nicht, aber ich würde trotzdem gern sehen, was... ich meine, vielleicht liefert er Ihnen einen Hinweis...«
    »Nein. Wenn sich die Sache zuspitzt, schnappen wir uns den Kerl, weil er Drohbriefe mit der Post verschickt hat. Wenn wir den Umschlag aber öffnen, hindert ihn nichts daran, zu behaupten, daß wir den Brief selbst abgeschickt und später das Blatt mit dem aufgeklebten Text hineingesteckt hätten, um ihn zu belasten. Wir lassen den Umschlag so, wie er ist, zugeklebt, frankiert und adressiert, mit dem Stempel auf der Marke und dem Aufkleber für Eilsendungen. Dann kann der Distriktanwalt ihn ungeöffnet der Jury unter die Nase halten und einen der Geschworenen auffordern, ihn aufzumachen und den Text vorzulesen. So läßt sich Mißbrauch der Post am besten beweisen.«
    »Donald, Sie sind... Sie sind wundervoll!«
    »Unsinn, das ist reine Routine. Warten Sie ab, bis ich wirklich was zuwege gebracht habe.«
    Ein paar Minuten später schellte es an der Tür.
    »Es wird doch nicht schon wieder ein Eilbrief sein!« sagte ich.
    Wir sahen einander an. Es läutete wieder — einmal lang und zweimal kurz.
    »Ach, das ist Mr. Archer«, rief Marilyn, lief zur Tür und riß sie auf.
    »Oh, Mr. Archer, wir haben fabelhafte Fortschritte gemacht! Ich bin so froh! Donald Lam hat ein Tonbandgerät angeschlossen und die Person am anderen Ende zum Sprechen gebracht. Wir haben zum erstenmal seine Stimme gehört. Jetzt wissen wir, daß es ein Mann ist und nicht eine Frau.«
    Archer beäugte mich forschend. »Wie, um alles in der Welt, haben Sie das angestellt, Lam?«
    »Ich hab’ den Anrufer so lange gereizt und die Beleidigungen so dosiert, daß sie einen Mann zur Weißglut beziehungsweise eine hysterische, aufdringliche Frau in Rage bringen mußten. In beiden Fällen konnte man mit einem geharnischten Protest rechnen.«
    »Sind Sie sicher, daß es ein Mann war?«
    »Ich denke schon.«
    »Was, zum Teufel, ist das hier? Etwa ein Tonbandgerät?«
    Ich nickte. »Ich nehme die Anrufe auf Band auf.«
    »Schön«, sagte Archer. »Ich kam nur vorbei, um mich zu vergewissern, daß alles glatt läuft und daß Ihre Partnerin rechtzeitig aufkreuzt. Ich möchte nicht, daß Miss Chelan heute nacht ohne Schutz bleibt.«
    »Bertha Cool ist zuverlässig«, sagte ich. »Da kommt sie schon«, fügte ich hinzu, als es an der Tür läutete. Marilyn öffnete, und Bertha sagte: »Sie sind vermutlich Marilyn Chelan. Ich bin Bertha Cool.«
    Gleich darauf rauschte sie ins Zimmer, musterte Archer scharf und fragte: »Hallo, was wollen Sie hier?«
    »Wollte mich nur überzeugen, ob Sie kommen«, erwiderte Archer.
    Bertha funkelte ihn grimmig an: »Ich
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