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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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wichtigste, müssen wir beim
    nächsten Telefonanruf den Betreffenden zwingen, seine Karten
    aufzudecken. Glauben Sie, daß es eine eifersüchtige Ehefrau sein könnte?«
    »Ich hab’ keine Ahnung.«
    »Halten Sie bloß den Hörer ans Ohr und sagen gar nichts?«
    »Meistens verschlägt’s mir vor Schreck die Sprache. Wirklich, Donald, ich bin jedesmal halb verrückt vor Angst. Anfangs versuchte ich mit der Person zu reden. Jetzt sage ich kaum noch was.«
    »Versuchen Sie das nächstemal Konversation zu machen. Versuchen Sie ihn — oder sie — zum Sprechen zu bringen.«
    »Aber wie?«
    Das Telefon läutete.
    Beim ersten Ton zuckte sie zusammen, als hätte sie jemand mit einer Nadel gestochen. Automatisch streckte sie die Hand nach dem Hörer aus und hielt dann mitten in der Bewegung inne. Sie sah mich entsetzt an. »Vielleicht ist das wieder so einer«, flüsterte sie.
    »Vergewissern Sie sich doch.«
    Wieder läutete das Telefon.
    »Oh, hoffentlich nicht, hoffentlich nicht!« jammerte sie. »Wir haben gerade die Nummer ändern lassen... es ist eine ganz neue Geheimnummer. Ich hatte mich schon so gefreut. Ich dachte, jetzt würden die Anrufe endlich auf hören.«
    Als das Telefon zum drittenmal läutete, deutete ich nachdrücklich darauf.
    Sie griff nach dem Hörer, sagte: »Hallo«, und dann erstarrte ihr Gesicht vor Schreck. Sie sah mich an und nickte.
    Ich griff über ihre Schulter hinweg nach dem Hörer und hielt ihn ans Ohr. Schnaufende, drohende Atemzüge kamen durch die Leitung.
    »Hallo, Sie Angeber! Hier spricht Donald Lam. Falls Sie nicht wissen sollten, wer ich bin, werden Sie das demnächst zu Ihrem Schaden feststellen. Ich bin der Bursche, der Sie aufspüren und ins Kittchen bringen wird.«
    Ich verstummte.
    Das Schnaufen am anderen Ende ging weiter.
    »Sie möchten vermutlich wissen, warum ich Sie einen Angeber nannte«, sagte ich in beiläufigem Ton. »Nun, ich nannte Sie so, weil Sie ein Feigling, ein Drückeberger, ein ganz mieser kleiner Schlappschwanz sind. Sie schmeißen mit dicken Drohungen um sich, unternehmen aber nichts. Sie rufen nur an und schnaufen.« Ich lachte. »Von heute an müssen Sie sich ein bißchen mehr ins Zeug legen. Ihr Repertoire ist ziemlich mäßig. Was haben Sie sonst noch zu bieten?«
    Keine Antwort. Nur das schwere Atmen war zu hören.
    »Bei Münzfernsprechern läßt sich der Anruf nicht so leicht zurückverfolgen, aber unmöglich ist das nicht. Und wenn wir Sie erwischen, sind Ihnen schwedische Gardinen sicher: Mißbrauch der Post zu illegalen Zwecken, Erpressung, Nötigung — oh, wir können Ihnen eine Menge anhängen. Sie werden Ihr blaues Wunder erleben. Außerdem ist Ihnen bei Ihrer letzten Epistel ein kleines Versehen unterlaufen«, fügte ich hinzu. »Sie sind mit einem Finger in den Klebstoff getappt und haben einen sehr netten kleinen Abdruck für uns hinterlassen. Wie gefällt Ihnen das?«
    Am anderen Ende der Leitung wurde der Hörer aufgelegt.
    »Was ist los?« fragte Marilyn.
    »Er hat aufgelegt.«
    »Was? Er hat aufgelegt?«
    »Ja. Ich habe aber keinen Schimmer, ob’s ein Er oder eine Sie ist.«
    »Herrje, es ist das erstemal, daß er einen Rückzieher gemacht hat. Sonst bin ich es immer, die zuerst auf legt.«
    »Haben Sie jemals versucht, so mit dem Kerl zu sprechen wie ich?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich hätte nicht den Mut dazu. Ich habe meist gefragt, wer am Apparat ist und was man von mir will und warum man mich belästigt und was ich ihnen denn getan hätte und lauter solche Sachen. So wie Sie habe ich nie mit ihnen geredet.«
    »Man gab keine Antwort?«
    »Kein Wort, nur die lauten Atemzüge.«
    »Haben Sie nie eine Stimme gehört?«
    »Nie.«
    »Wie lange haben Sie die jetzige Geheimnummer schon?«
    »Seit gestern. Der Antrag wurde äußerst diskret bearbeitet.«
    »Ging die Initiative von Ihnen aus?«
    »Nein, Mr. Archer wandte sich an Freunde bei der Telefongesellschaft, und man berücksichtigte jede Vorsichtsmaßregel, damit die Nummer absolut geheim blieb. Meine Mutter und ihre Pflegerin sind die einzigen, die sie kennen... und noch der Arzt meiner Mutter.«
    »Schön, ich bin im Bilde.« Ich schnappte mir den Telefonhörer und rief ein Tonstudio an, das gelegentlich für uns arbeitete. »Ich brauche ein kleines tragbares Tonbandgerät mit einem Anschluß für Telefongespräche. Es muß ein guter, hochempfindlicher Apparat sein, der jeden Laut registriert. Auf die Vorschriften pfeife ich! Schicken Sie das Ding so schnell wie möglich in
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