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Facetten der Lust

Facetten der Lust

Titel: Facetten der Lust
Autoren: K Marcuse
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Facetten einer Ehe
Teil 1
Meine Tage mit Christin
    Seit einer Stunde saß Daniel auf dem Sofa im Wohnzimmer und betrachtete Christin. Die Leselampe auf dem kleinen Tisch neben dem Sessel warf ein schwaches Licht ins Zimmer. Bilder huschten über den Fernseher, doch er hätte nicht sagen können, ob es ein Film oder eine Dokumentation war. Seine ganze Aufmerksamkeit galt seiner Ehefrau.
    Wie lange war es her, dass er sie so intensiv angesehen hatte?
    Sie war noch immer schön. Fast schöner als vor fünfzehn Jahren, bei ihrem Kennenlernen. Damals war sie ein Mädchen gewesen, heute war sie eine Frau mit wunderbar weiblichen Rundungen. Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. Mann, war er verliebt gewesen. Doch das schien ein anderes Leben gewesen zu sein. Was hatte sich verändert? Wann hatten sie aufgehört, einander zu lieben, zu begehren, miteinander zu lachen?
    Sein Blick lag auf ihrem schlafenden Gesicht. Sie hatte ihren Kopf auf den Arm gebettet und die Beine angezogen. Der Lesesessel war zu klein, um darauf zu schlafen. Christin saß immer in diesem Sessel, so viel Abstand zwischen ihnen aufbauend wie möglich. Es waren nicht nur die zwei Meter vom Sofa bis zum Sessel, die sie trennten. Sie war Millionen Meilen weit weg von ihm.
    Seit ein paar Monaten trug sie ihr Haar anders. Sie hatte rötliche Strähnchen in das dunkle Naturbraun färben lassen und die wilde Mähne um die Hälfte gekürzt. Im ersten Moment hatte ihr Anblick ihn geschockt. Er liebte ihr langes, dickes Haar. Doch durch die neue Frisur wirkte sie frischer und lebendiger, und so freute er sich für sie.
    Hätte er ihr das sagen sollen? Hatte er überhaupt erwähnt, dass ihm ihre Veränderung aufgefallen war und er es gut fand, dass sie sich neu entdeckte?
    Eine Haarsträhne war ihr in die Stirn gefallen. Das schwache Licht ließ sie leuchten. Er hätte zu gern diese Strähne aus ihrem Gesicht gestrichen und dabei ihre Wange berührt. Warum er es nicht tat, wusste er nicht. Vielleicht hatte sie seine Berührung einmal zu oft abgewehrt.
    Sein Blick glitt abwärts. Sie trug ein verwaschenes, formloses Sweatshirt. Darunter verbarg sie ihre Brüste. Er wusste, sie waren da, wundervolle, weiche Brüste. Seit einer Ewigkeit hatte er sie nicht mehr zu Gesicht bekommen, genau wie den Rest ihres Körpers. Ihr Po war groß und rund. Seine Handfläche begann zu kribbeln, als er sich ausmalte, ihn zu kneten, während sie auf ihm saß. Nicht nur seine Hand kribbelte.
    Er schenkte seiner Erektion wenig Beachtung, war ihm doch klar, dass er keine Erfüllung bekommen würde. Wie lange war es her, dass er seine Frau gefickt hatte? Es war müßig, sich darüber Gedanken zu machen.
    Resigniert wollte er aufstehen, zum Kühlschrank gehen und sich ein Bier holen, als sie leise seufzte und den Kopf bewegte. Vermutlich hatte sie Nackenschmerzen. Bei der unbequemen Haltung wunderte ihn das nicht. Sie hätte sich auch aufs Sofa legen können, aber das tat sie nicht. Seit Monaten nicht.
    Sie blinzelte, gähnte laut und streckte die Arme aus. Dann drehte sie ihren Kopf von links nach rechts und stöhnte. Hatte er es doch gewusst.
    »Auf der Couch ist noch Platz«, wagte er einen Vorstoß.
    Überrascht riss sie den Kopf herum und starrte ihn an. Mit der Hand rieb sie ihren Nacken. Sie sah ihn nicht lange an. Ihr Blick ging zum Fernseher und auf die Uhr an der Wand.
    »Was läuft denn?«, fragte sie.
    Sie meinte das Fernsehprogramm. War es nicht scheißegal, was in der bescheuerten Kiste lief? Er wusste es ja nicht einmal. Desinteressiert zuckte er mit den Schultern, obwohl sie ihn nicht ansah.
    Eine Weile starrte sie auf das Fernsehbild und er starrte weiterhin sie an. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte.
    »Was guckst du denn so?«
    Es klang nicht nach einer Frage, eher nach einem Vorwurf.
    »Darf ich dich nicht mehr ansehen?«
    Na toll! Er wusste bereits, wo dieses Gespräch, wenn es denn eines war, enden würde.
    Sie setzte sich etwas gerader hin und zupfte an dem bescheuerten Sweatshirt. Es bauschte sich vorne auf, damit er noch weniger von ihrer Figur sah.
    »Wie war dein Tag?«
    Warum konnte sie ihm nie eine Antwort geben? Sein Tag war beschissen gewesen, wie immer. Drei Meetings, in denen nur eines klargestellt wurde: Sie hatten nicht genug Personal, um die Aufträge anzunehmen, und zu wenig Geld, um Personal einzustellen. Der übliche Kreislauf aus Wollen und Nichtkönnen. Jetzt würden sie sich für einen von vier
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