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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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Aktentasche und griff nach dem Brief.
    »Wofür Pinzette und Handschuhe?« fragte sie.
    »Ich möchte die Fingerabdrücke, sofern welche drauf sind, nicht verwischen. Und außerdem möchte ich auch nicht meine Fingerabdrücke darauf zurücklassen.«
    »Von Papier kann man keine Spuren abnehmen.«
    »Sie sprechen wie ein Fachmann. Haben Sie die Polizei zu Rate gezogen?«
    »Nein, aber Mr. Archer sagt, man kann von Papier keine Fingerabdrücke abnehmen. Nur gelegentlich wäre ein Abdruck kräftig genug, daß er mit Hilfe von Joddämpfen zutage gefördert werden kann; aber meistens wär’s nicht der Mühe wert, es überhaupt zu versuchen.«
    Ich faßte den Brief an einer Ecke, zog ihn aus dem Umschlag und faltete ihn behutsam auseinander.
    Der Text war aus Wörtern zusammengesetzt, die man aus Zeitungen ausgeschnitten und aufgeklebt hatte, und lautete: VERSCHWINDEN SIE, SOLANGE ES NOCH ZEIT IST. WIR MEINEN ES ERNST. SIE MÖCHTEN BESTIMMT NICHT, DASS GEWISSE DINGE AUS IHREM LEBEN DER ÖFFENTLICHKEIT BEKANNT WERDEN. VERSCHWINDEN SIE!
    Nachdem ich den Schrieb wieder zusammengefaltet und im Umschlag verstaut hatte, besah ich mir die Adresse.
    Der Name Marilyn Chelan und die Anschrift Apartment 617 Neddler Arms Apartmenthaus Neddler Drive waren mit Gummibuchstaben aufgedruckt, die aus einem Spielzeugdruckkasten stammten, wie man ihn Kindern schenkt. Man hatte einen Fauststempel verwendet, dessen rechte Seite etwas höher war als die linke.
    »Das ist schon der zehnte«, sagte sie.
    »Sind sie alle gleich?«
    »So ziemlich.«
    »Was haben Sie mit ihnen gemacht?«
    »Aufgehoben. Mr. Archer meinte zwar, ich sollte sie verbrennen, aber... Also, wenn die Sache wirklich schlimm wird, wende ich mich doch an den Postüberwachungsdienst, egal, ob gewisse Leute damit einverstanden sind oder nicht.«
    »Wie meinen Sie das — >wirklich schlimm    »Na, eben noch schlimmer als jetzt... ich weiß selbst nicht recht... Eigentlich ist es für mich jetzt schon schlimm genug. Ich bin nur noch ein Nervenbündel. Man hat mich für zwei Wochen vom Dienst beurlaubt. Natürlich wissen die Leute im Büro nicht, was mit mir los ist. Sie denken, ich wäre krank.«
    »Wo ist das Büro?«
    Sie sah mich mit plötzlichem Argwohn an. »Das sollten Sie eigentlich wissen.«
    »Ich wollte diese Angabe lediglich überprüfen.«
    »Also, ich finde, solche Sachen brauchen Sie nicht nachzuprüfen.«
    »Was liegt sonst noch vor?« fragte ich. »Irgendwelche anderen Drohungen?«
    »Im Wortlaut sind sie so ziemlich alle gleich.«
    »Man droht Ihnen also, Informationen zu veröffentlichen, die Sie lieber nicht an die große Glocke hängen möchten?«
    Sie schwieg.
    »Irgendeinen dunklen Punkt aus Ihrer Vergangenheit?«
    »Ich glaube, in der Vergangenheit eines jeden Menschen gibt es Dinge, die - von denen er nicht gern...«
    Als sie verstummte, sagte ich: »Wie steht’s mit den Anrufen?«
    »Sie kommen schubweise. Manchmal sind es vier oder fünf innerhalb einer Stunde, danach habe ich meist lange Zeit Ruhe, und dann kommen vielleicht zwei oder drei.«
    »Und welcher Art sind sie? Drohungen wie in den Briefen?«
    »Nein, sie sind anders. Das Telefon läutet, ich melde mich, und dann höre ich am anderen Ende irgend jemanden schwer atmen.«
    »Mann oder Frau?«
    »Lieber Himmel, das kann ich Ihnen nicht sagen. So wie es schnauft, klingt’s nach einem großen, dicken, stämmigen Mann, aber es könnte natürlich auch eine Frau sein, die sich verstellt.«
    »Und was geschieht danach?«
    »Die Person am anderen Ende bleibt in der Leitung, bis ich auf lege.«
    »Sagt sie etwas?«
    »Nein, nie.«
    »Wie gut kennen Sie Jarvis Archer?«
    »Er ist mein Boss.«
    »Wie gut kennen Sie Jarvis Archer?«
    »Ich bin seine Sekretärin. Ich arbeite seit fast einem Jahr für ihn.«
    »Wie gut kennen Sie Jarvis Archer?«
    Sie sah mich trotzig an. »Entspricht dieses Verhör Ihren Instruktionen?«
    »Mein Auftrag besteht darin, herauszufinden, wer Sie belästigt, und den Nachstellungen ein Ende zu machen. Sie möchten doch, daß sie aufhören?«
    »Ja.«
    »Also, wie gut kennen Sie Jarvis Archer?«
    »Gut.«
    »Er ist verheiratet?«
    »Ja.«
    »War er hier, bei Ihnen in der Wohnung?«
    »Dann und wann.«
    »Hat er sich die Anrufe angehört?«
    Sie zögerte einen Moment lang und schüttelte dann den Kopf. »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er war nicht sehr oft hier, und so viele Anrufe waren es nicht.
    Sie kommen, wie gesagt, in Serien.«
    »Zunächst einmal, und das ist das
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