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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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die Neddler Arms, Apartment 617, mit einem ausreichenden Vorrat an Tonbändern, und stellen Sie’s Cool & Lam in Rechnung.«
    Man versicherte mir, daß ich das Tonbandgerät schon in etwa einer halben Stunde bekommen würde. Ich legte auf und ließ mich in einem Sessel nieder.
    »Vielleicht kommen noch mehr Anrufe«, sagte Marilyn. »Manchmal sind es zwei oder drei innerhalb einer Stunde.«
    »Fein«, sagte ich munter, »ich rede gern mit dem Burschen. Er ist ein so folgsamer Zuhörer. Andere Leute unterbrechen mich ständig.«
    »Was haben Sie mit dem Bandgerät vor?« fragte sie.
    »Ich möchte das Atemgeräusch aufnehmen.«
    »Wozu?«
    »Jeder Mensch atmet etwas anders. Wenn man sich einem Test mit dem Lügendetektor unterzieht, wird unter anderem auch die Atmung überprüft. Und wenn man ins Krankenhaus eingeliefert wird, fühlen sie einem den Puls und testen die Atmung. Ich möchte herausfinden, ob unser unbekannter Freund von Natur so schnauft oder ob er Theater spielt.«
    »Also ich glaube, es ist bloß Theater«, meinte sie.
    »Der Meinung bin ich auch. Falls es echt ist, hat er oder sie Asthma oder ein schwaches Herz und ist gerade ein paar Treppen hinaufgerannt. «
    »Ich bin heute nachmittag mit meinem Friseur verabredet«, sagte sie. »Sie sind ja nun meine Leibwache. Was werden Sie tun?«
    »Ganz einfach. Ich begleite Sie zum Friseur und setze mich neben Sie«, erklärte ich.
    »Sie bleiben die ganze Zeit in meiner Nähe?«
    »Stimmt. Wir lassen Sie nicht eine Minute aus den Augen.«
    »Die ganze Prozedur ist... ist gräßlich intim. So hab’ ich’s mir nicht gedacht.«
    »Freilich ist’s intim. Waren Sie jemals verheiratet?«
    Sie starrte mich einen Moment lang unschlüssig an. »Ja«, antwortete sie schließlich.
    »Okay, dann werden Sie’s überstehen. Tun Sie einfach so, als wäre ich Ihr Ehemann.«
    »Muß ich wirklich soweit gehen?« Sie lachte nervös auf.
    »Nein«, sagte ich.

    Als das Tonbandgerät eingetroffen war, gingen wir zu dem Frisiersalon. Ich saß auf einem Stuhl in der Ecke und sah zu, wie Marilyn sich die Haare waschen und legen und die Fingernägel maniküren ließ. Die Kundinnen im Salon musterten mich neugierig.
    Als wir wieder in ihrem Apartment waren, schloß ich das Bandgerät ans Telefon an, und nach etwa zwanzig Minuten kam wieder ein Anruf von dem großen Unbekannten.
    Marilyn nickte mir zu, ich nahm ihr den Hörer aus der Hand und ließ das Band laufen.
    »Oh, hallo«, sagte ich. »Ich hoffe, wir haben Ihnen durch unsere Abwesenheit keine Ungelegenheiten bereitet? Haben Sie angerufen, während wir aus waren?«
    Der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung sagte nichts.
    »Nach gründlicher Überlegung bin ich zu dem Schluß gekommen, daß es besser ist, wenn sich das FBI mit der Angelegenheit befaßt. Natürlich sollte ich aus taktischen Gründen nicht darüber sprechen, aber fairerweise wollte ich Sie warnen. Sie ziehen Ihre Schau reichlich dilettantisch auf und arbeiten uns direkt in die Hände.«
    Ich machte eine Pause und horchte auf die keuchenden Atemzüge.
    Nach einer Weile fuhr ich fort: »Schalten Sie Ihre Flimmerkiste ein, und hören Sie sich mal die Werbesendungen an. Es sind auch ein paar wirksame Mittel gegen Stirnhöhlenverstopfung und chronischen Bronchialkatarrh dabei. Vielleicht kriegen Sie damit Ihre Atembeschwerden weg. Sie fauchen wie ein leckes Gasrohr.« Ich lachte schallend.
    Das Schnaufen ging noch ein paar Sekunden weiter, dann wurde der Hörer am anderen Ende aufgelegt.
    »Hat er aufgelegt?« fragte Marilyn, als sie mich das gleiche tun sah.
    Ich nickte, ließ das Band noch laufen, wählte die Nummer UL 3-1212 und wartete.
    Gleich darauf kam eine weibliche Stimme über die Leitung. »Beim nächsten Ton des Zeitzeichens ist es siebzehn Uhr — siebzehn Minuten — und zehn Sekunden.«
    Ich legte auf, schaltete das Tonbandgerät ab und stellte meine Uhr.
    »Was bezwecken Sie damit?« erkundigte sich Marilyn.
    »Vielleicht stoßen wir bei der Überprüfung des Zeitelements auf eine Spur.«
    »Ich versteh’s immer noch nicht«, sagte sie.
    »Die Polizei macht’s genauso. Bei ihr gehört das zur Routine. Wenn sie’s mit einer Serie von Einbrüchen zu tun hat, markiert sie die betroffenen Häuser oder Geschäfte auf einem Stadtplan mit verschiedenfarbenen Stecknadeln. Jede Tageszeit hat eine andere Farbe. Sie studieren die Streuung oder Anhäufung der Nadeln und ziehen daraus ihre Schlüsse über die Gewohnheiten des Kriminellen.«
    »Aber wieso
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