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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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Menge anderer Mädchen, die... Na, für gewöhnlich haben sie in der Taxizentrale nach mir gefragt, wenn sie einen Wagen brauchten. Sehen Sie, Jeanette Latty wollte unnötiges Aufsehen vermeiden, und deshalb konzentrierte sie sich nach Möglichkeit auf einen Taxifahrer.«
    Sellers rollte nachdenklich seine Zigarre im Mund, während ich die Tür des Schranks aufmachte und mich darin ein bißchen umsah.
    »Sie haben mir also einiges verschwiegen«, sagte Sellers barsch.
    »Nun gut, Polly und ein paar unwesentliche Einzelheiten hab’ ich möglicherweise unterschlagen, aber sonst hab’ ich Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    Ich kramte in einem Schrankfach herum, fischte einen Wollstrumpf heraus und warf ihn Sellers zu. »Kommt der Ihnen irgendwie bekannt vor?«
    Sellers besah ihn sich, wollte schon den Kopf schütteln, aber dann erregte das eigentümliche Muster seine Aufmerksamkeit. Er betrachtete ihn genauer. »Ich will verdammt sein, wenn das nicht der zweite Strumpf von dem Paar ist; in dem anderen war der Stein drin, mit dem Jeanette Latty eins über den Kopf bekam!«
    Hermann Oakley machte einen wilden Satz auf die Tür zu.
    Frank Sellers reagierte mit der Präzision einer gutgeölten Maschine. Den Strumpf hielt er in der linken Hand, mit der rechten versetzte er Oakley einen Kinnhaken und schlug ihn zu Boden. Danach sah er den Strumpf an, dann mich, zog seine Handschellen heraus, beugte sich über den bewußtlosen Taxifahrer Hermann Oakley und legte ihm die Handschellen an.

19

    Die Zeitungen brachten die Sache in großer Aufmachung.
    Sergeant Frank Sellers und der Chef der Detektivabteilung teilten sich in die Ehre, nur mit Hilfe eines Wollstrumpfs, der am Tatort gefunden worden war, ein kompliziertes Verbrechen aufgeklärt zu haben.
    In den Berichten wurde der Mord an Jeanette Latty noch einmal in allen Einzelheiten aufgewärmt. Ausführlich wurde ihr Amüsierbetrieb in der Rhoda Avenue beschrieben, der in Wirklichkeit nur als Deckmantel für die kriminellen Umtriebe des Taxifahrers Hermann Oakley und des Immobilienmaklers George Littleton Dix diente, der am Tag Grundstücke verkaufte und sich nachts als Zuhälter und Erpresser betätigte.
    Archer wurde nicht namentlich erwähnt, sondern nur als ein »prominenter leitender Angestellter einer großen Importfirma« bezeichnet, bei dem die Kasse nicht mehr gestimmt habe und der sich an seinen Freund Dix um Hilfe gewandt hatte. Infolge eines bevorstehenden Machtkampfes in der Firma wollten die beiden die Kontrolle an sich reißen. Sie hatten gemeinsam einen Plan ausgebrütet, um den Boss der Firma in eine kompromittierende Situation zu manövrieren. Als ihr Opfer nicht anbiß, versuchten die zwei Verschwörer, ihre Spuren zu verwischen.
    Jeanette Latty hatte jedoch rechtzeitig und genug über die Intrige erfahren, um sich auf eigene Faust als Erpresserin zu betätigen. Weil durch ihren Leichtsinn das sorgsam aufgerichtete Kartenhaus einzustürzen drohte, trafen sich Dix und Oakley mit Jeanette Latty, um sie zur Vernunft zu bringen.
    Als die Auseinandersetzung mit ihr zu heftig wurde, fiel Oakley mit einem improvisierten Totschläger — einem Wollstrumpf, in dem ein kantiger Stein steckte — über die Frau her, und Dix erdrosselte sie, nachdem sie bewußtlos am Boden lag. Der leitende Angestellte, der mit den beiden Tätern verabredet war, bekam es mit der Angst zu tun, als er wahrzunehmen glaubte, daß die Polizei das Haus der Jeanette Latty beobachtete. Intensive Ermittlungen gegen ihn waren noch im Gange.
    Um ihre Fährte zu verwischen, hatten die beiden Verbrecher ein Mädchen, das im Dienst der Madame Latty stand und zuviel gesehen hatte, unter Druck gesetzt und aus der Stadt zu treiben versucht. Dadurch war Sergeant Sellers auf den ersten Hinweis gestoßen. Er hatte sich Captain Donald Matheson anvertraut, und die zwei bewährten Kriminalbeamten hatten den Fall in gemeinsamer Arbeit in noch nicht einmal achtundvierzig Stunden gelöst.
    Dix war noch flüchtig. Oakley fiel die Rolle des Kronzeugen zu, und er hatte die Absicht bekundet, sich für schuldig zu bekennen und sich der Gnade des Gerichts anzuvertrauen. Nach Ansicht der Polizei war der Angestellte der Importfirma weder an dem Mord selbst noch an dem von Dix, Oakley und Jeanette Latty geleiteten Unternehmen beteiligt gewesen; aber er hatte diese Interessengemeinschaft dazu benutzt, um sich Vorteile zu verschaffen.
    Der Tod von Baxter C. Gillett im Motel wurde mit keiner Silbe erwähnt.
    »Was ist
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