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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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überholte mich und Archer. Ich blieb etwas zurück, bis der Verkehr stärker wurde, und pirschte mich dann wieder an ihn heran.
    Archer scherte rechts aus und hielt vor einer Tankstelle, wo sich eine Telefonzelle befand. Ich tat so, als wäre ich auf der Suche nach einer Parklücke, schlich im Schneckentempo am Straßenrand entlang und beobachtete dabei, wie er ausstieg und die Telefonzelle betrat.
    Ich kreiste einmal um den Block herum. Als ich wieder an der Tankstelle vorbeikam, war Archer gerade mit dem Wählen fertig. Ich sah auf meine Uhr und merkte mir die Zeit. Es war sieben Minuten nach zehn, als er auflegte.
    Langsam fuhr ich einen Block weiter, schaltete die Scheinwerfer aus, parkte und wartete.
    Archer kam zum Vorschein, stieg in seinen Wagen, fuhr los, hielt nach sechs Blocks vor einer anderen Tankstelle, stieg aus und ging wiederum auf die Telefonzelle zu.
    Als er den Hörer auflegte, war es zehn Uhr siebzehn Minuten und zwanzig Sekunden.
    Anschließend hatte er es noch eiliger als vorher. Er legte ein rasantes Tempo vor, fuhr bis zur Rhoda Avenue und schwenkte nach links.
    Behutsam schob ich mich um die Ecke und behielt seine Rücklichter im Auge.
    Plötzlich sah ich, daß die Bremslichter an Archers Auto rot aufleuchteten. Der Wagen schlingerte, die Bremslichter gingen aus, und dann blinkte der rechte Fahrtrichtungsanzeiger auf.
    Ich bog rechts in die nächste Abzweigung ein und hielt kurz vor der Straße, die parallel zur Rhoda Avenue verlief.
    Einige Sekunden später sauste Archers Wagen vorbei. Er hatte also einen Haken geschlagen und befand sich auf dem Rückzug. Ich erhaschte im Licht der Straßenlaternen einen Blick auf sein Profil, als er an mir vorbeiraste. Er saß sehr gerade, mit erhobenem Kopf, und starrte in den Rückspiegel.
    Die Reifen seines Wagens quietschten, als er nach rechts abbog.
    Offenbar war irgend etwas passiert, das den Burschen erschreckt und in die Flucht getrieben hatte.
    Meiner Schätzung nach war er auf der Rhoda Avenue höchstens vier Blocks weit gekommen, bevor er sich aus dem Staub machte.
    Ich kurvte um zwei Ecken und gondelte die Rhoda hinunter, um die Lage zu peilen. Obwohl ich im Zehnkilometertempo am Randstein entlangkroch, fiel mir zunächst nichts Verdächtiges auf. Aber dann erspähte ich es: An einer Einfahrt war ein Polizeiwagen geparkt. Zwei Beamte in Zivil lagen darin auf der Lauer; sie warteten auf irgend etwas oder irgendwen. Mein Instinkt sagte mir, daß es verfehlt war, zuviel Neugierde zu zeigen. Ich folgte Archers Beispiel, fuhr weiter und schwenkte in eine Seitenstraße ein.
    Plötzlich strahlten einen Block hinter mir Scheinwerfer auf. Die Polizei war mir auf den Fersen.
    Ich gab Gas, bog rechts ein, raste weiter und bog wieder rechts ein.
    Der Wagen hinter mir kurvte vorsichtig um die Ecke, und man schaltete die Scheinwerfer aus, nachdem man mich entdeckt hatte. Die Beamten wendeten bei mir denselben Trick an wie ich vorhin bei Archer. Ich sollte nicht merken, daß ich verfolgt wurde, und um ihnen einen Gefallen zu tun, spielte ich den Ahnungslosen.
    An der nächsten Kreuzung bluffte ich sie, indem ich so tat, als wollte ich links abbiegen, statt dessen aber rechts einschwenkte, mit Vollgas davonschoß und plötzlich wendete. Ich sauste an dem Polizeiwagen vorbei in eine linke Seitenstraße, stoppte in einer privaten Einfahrt, schaltete die Lampen aus und den Motor ab.
    Das Polizeiauto jagte mit quietschenden Reifen an mir vorbei.
    Im Haus, vor dem ich geparkt hatte, wurde es hell. Ein Mann im Bademantel öffnete die Tür.
    »Was wollen Sie hier?« fragte er.
    »Bill?« rief ich und stieg aus.
    »Was für ein Bill?«
    »Addison natürlich«, sagte ich.
    »Einen Bill Addison kenne ich nicht.«
    »Wohnt er nicht hier?«
    »Nein.«
    »Verflixt noch mal!« sagte ich. »Das ist aber die Adresse, die er mir gegeben hat.«
    Ich stieg wieder ein und steuerte den Wagen rückwärts aus der Einfahrt. Dann fuhr ich einen halben Block weiter und parkte. Die Beamten hatten vermutlich meine Wagennummer. Bis morgen würde ich mir eine plausible Geschichte ausdenken müssen,. falls sie es sich in den Kopf setzten, der Sache nachzugehen. Aber ich wollte nicht riskieren, daß Archer vorbeigondelte, während mich die beiden Ordnungshüter aushorchten, und außerdem gab es im Moment so viele Antworten, die ich nicht wußte, daß ich mir möglichst alle Fragen vom Hals halten wollte.
    Von meinem Standort aus konnte ich die Rhoda Avenue beobachten. Es war ungefähr drei
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