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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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setzte mich.
    »Hast du gut geschlafen?« erkundigte ich mich von meinem Sessel aus.
    »Wie ein Stück Holz«, antwortete Bertha aus der Küche.
    »Und Sie, Marilyn?« fragte ich weiter. »Hatten Sie eine angenehme Nacht?«
    »Nein, nicht besonders gut. Kurz bevor wir schlafen gingen, kamen noch mal zwei Telefonanrufe.«
    »Um welche Zeit?«
    »Ein paar Minuten nach zehn. Bertha hat sich die genaue Zeit aufgeschrieben. «
    Bertha zog ein Notizbuch hervor. »Ich hab’ sie auf Band aufgenommen und die Zeit mit meiner Uhr und der Zeitansage verglichen. Der erste Anruf endete um sieben Minuten nach zehn, der zweite um zehn Uhr, sechzehn Minuten und dreißig Sekunden.«
    »Und danach kamen keine weiteren Anrufe mehr?«
    »Nein, bloß die zwei. Wir wollten gerade ins Bett gehen. Marilyn sagt, sie hätte kein Auge zugetan.« Bertha zögerte und fügte dann hinzu: »Mich hat der Hundesohn nicht um den Schlaf gebracht. Ich hab’ geschlafen wie ein Murmeltier.«
    »Hat er was gesagt?« fragte ich.
    »Kein Wort. Er hat nur geschnauft.«
    »Hast du ihn beschimpft?«
    »Und wie! Ich hab’ ihm sämtliche Schimpfnamen an den Kopf geworfen, die mir gerade einfielen. Aber er hat alles geschluckt und keinen Mucks von sich gegeben.«
    »Sonst noch was?«
    Bertha schwieg eine Weile und sagte dann abrupt: »Mach allein weiter, Schätzchen. Ich möchte mit meinem Partner sprechen.«
    Sie feuerte das Geschirrtuch auf den Küchentisch, kam herein und setzte sich dicht neben mich auf die Couch.
    »Die Sache stinkt«, flüsterte sie.
    »Wieso?« flüsterte ich zurück.
    »Guck dir doch mal ihr Gesicht an. Sie sieht völlig verheult aus?«
    »Was ist passiert?«
    »Wir sollen hier den Sündenbock abgeben. Man will uns reinlegen. Aber weil ich’s nicht beweisen kann, hab’ ich vorläufig die Ahnungslose markiert.«
    »Wie kommst du darauf? Hast du was Verdächtiges bemerkt?«
    »Allerdings.« Bertha nickte energisch. »Das gottverdammte Miststück hat mir ein Schlafmittel verabreicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Gestern abend, vor dem Schlafengehen, machte sie Schokolade, und heißer Schokolade kann ich nicht widerstehen.«
    »Und du glaubst, sie war gedoktert?«
    »Ich glaub’s nicht nur, ich weiß es ganz genau.«
    »Wieso?«
    »Also«, sagte Bertha, »kurz bevor wir zu Bett gingen, ertappte ich sie mehrmals dabei, wie sie mich von der Seite ansah, und es war was Lauerndes in ihrem Blick. Mir schwante, daß das kleine Miststück irgendwas vorhatte, und ich beschloß, nur so zu tun, als ob ich schliefe. Na, ich lag da, und bei Gott, Donald, ich brachte es einfach nicht fertig, die Augen offenzuhalten. Ich kämpfte mit aller Macht dagegen an, aber bevor ich mich versah, war’s heller Morgen, und ich hatte so einen üblen Geschmack im Mund, wie man ihn von einer großen Dosis Schlaftabletten bekommt.«
    »Um welche Zeit seid ihr schlafen gegangen?«
    »Gleich nach den Telefonanrufen. Es war noch ziemlich zeitig, aber Marilyn sagte, sie wäre völlig erledigt. Als die Anrufe kamen, tranken wir gerade die Schokolade.«
    »Glaubst du, daß sie nachts aufstand und ausging?« fragte ich.
    »Woher soll ich das wissen? Sie hat irgendwas unternommen, das ist sicher. Meiner Meinung nach ist das ganze Theater mit der Leibwache bloß ein fauler Zauber. Am liebsten würde ich sie mir vorknöpfen und die Wahrheit aus ihr herausprügeln.«
    »Tu’s nicht. Ich hab’ ein paar interessante Neuigkeiten aufgeschnappt. Wir wollen vorläufig den Mund halten und das Spiel mitmachen. Versuch dich noch eine Weile zu beherrschen. Gibt’s sonst noch was zu berichten?«
    »Ja, und ich erzähl’ dir’s in der Reihenfolge, wie’s passierte. Heute morgen um sieben kam ein Eilbrief. Er liegt da drüben auf dem Tischchen.«
    »Okay. Und was noch?« fragte ich.
    »Dann läutete gegen halb acht das Telefon. Derselbe Quatsch mit den schweren Atemzügen. Dem Kaffer fällt wohl nichts anderes ein. Verdammt blöd, wenn du mich fragst.«
    »Hast du die Zeit auf Band aufgenommen?«
    »Ja, aber ich weiß wahrhaftig nicht, was du dir davon versprichst.«
    »Egal. Und wie ging’s weiter?«
    »Gegen acht rief irgendein Weibsbild an, und Marilyn wollte mich nicht ans Telefon lassen. Sie sagte, es wäre eine private Nachricht, die nur für sie bestimmt sei. Es klang so, als handelte es sich nur um eine freundschaftliche Plauderei, aber während ich in der Nähe herumlungerte, war Marilyn bei allem, was sie sagte, sehr vorsichtig. Deshalb verzog ich mich mit Getöse ins Bad
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