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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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festgestellt, daß vor allen Kabinen, die besetzt waren, Wagen parkten. Na ja, ich stand also auf, und im gleichen Moment kam der Wagen zurück und fuhr hinaus. Wenigstens nehme ich an, daß es sich um denselben Wagen handelte; es war ein Taxi.«
    »Es hielt nicht an?«
    »Nein, es raste davon wie beim Start zu einem Rennen.«
    »Konnten Sie sehen, von welcher Kabine es herkam?«
    »Nein, alle Kabinen lagen im Dunkeln und...«
    »Wie spät war es etwa?«
    »So um elf herum. Ich war seit ungefähr einer Stunde im Bett. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich legte mich wieder schlafen, denn ich hatte in dieser Nacht sämtliche Kabinen vermietet.«
    »Hätte ein anderer Wagen hereinfahren können, ohne daß Sie ihn hörten?«
    »Herrje, ja, ein Dutzend oder mehr. Wenn das Motel voll besetzt ist, schlaf’ ich immer wie eine Ratte, weil ich weiß, daß ich nicht mehr rausgeklingelt werde, wenn draußen das Besetztschild brennt.«
    »Sie haben vermutlich den Zeitungsbericht über Gilletts Tod gelesen?«
    »Na klar. Das hätten Sie sich doch auch nicht entgehen lassen, wie?«
    »Haben Sie sich auch sein Foto angesehen?«
    »Ja.«
    »War’s ähnlich?«
    »Teufel, das weiß ich nicht. Ich kann mich an die Gesichter der Leute, die bei mir absteigen, meistens nicht so recht erinnern. Nacht für Nacht zieht eine ganze Prozession an einem vorbei. Wie soll man die nachher noch auseinanderhalten? Ich will so viel sagen: Das Foto war nicht sehr gut. Die Bilder, die in den Todesnachrichten gebracht werden, sind gewöhnlich etwas lieblich aufgemacht, aber das Foto schmeichelte Mr. Gillett nicht, es machte ihn älter, fand ich.«
    »Sahen Sie sein Gesicht, als er tot in der Kabine lag und Sie nach dem Anruf seiner Frau rübergingen?«
    »Nur sein Profil. Habe mir, offen gestanden, sein Gesicht nicht näher angesehen. Ein Arm hing über die Bettkante, und ich wollte seinen Puls fühlen. Aber sowie ich ihn berührt hatte, wußte ich, daß er schon eine ganze Weile tot war. Der Arm war steif und kalt. Also, Mr. Lam, jetzt habe ich Ihnen alles erzählt, was ich weiß. Worauf sind Sie eigentlich aus?«
    »Wollte nur die Fakten nachprüfen. Vielen Dank, Mr.... Wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Fallon«, antwortete er, »Herbie Fallon.«
    »Arbeitet Ihre Frau auch hier?«
    »Nein. Sie starb vor einem Jahr. Ich führe das Motel allein.«
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte ich.
    Ich ging sofort ins Bett, aber es dauerte eine Stunde, bis ich einschlief. Immerhin war das Motel der sicherste Platz, den es im Moment für mich gab.

17

    Bei Tagesanbruch war ich bereits auf den Beinen. Ich ging in ein Restaurant, das die ganze Nacht geöffnet hatte, frühstückte, trank drei Tassen Kaffee und rief dann Bertha Cool an.
    »Was fällt dir ein, mich so früh am Morgen zu stören!« bellte sie.
    »Ich brauche deine Hilfe.«
    »Du sitzt wieder mal in der Tinte.«
    »Das weiß ich selbst.«
    »Sellers glaubt, daß du in den Mord verwickelt bist. Er hält sich vorläufig noch zurück, weil er der Sache offenbar selbst noch nicht ganz traut; aber er sagt, du hättest dich wie ein Idiot benommen, und da kann ich ihm nur recht geben. Du mußt verrückt gewesen sein, als du da draußen mit unserem Wagen parktest und diesem kleinen Miststück Blinkzeichen gabst!«
    »Darüber wollte ich mit dir sprechen.«
    »Na schön, du brauchst meine Hilfe. Aus dem Schlaf gerissen hast du mich sowieso, da können wir’s auch gleich hinter uns bringen. Was soll ich also tun?«
    »Ich möchte, daß du dich mit mir vor dem Vector Apartmenthaus triffst.
    »Wann?«
    »In einer halben Stunde.«
    »Mein Gott, Donald, halb so schnell. Ich brauche meinen Kaffee und...«
    »Trink meinetwegen Kaffee, aber schenk dir das Frühstück«, sagte ich. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Wozu brauchst du mich dort überhaupt?«
    »Als Zeugin. Kommst du, oder kommst du nicht?«
    Bertha stöhnte. »Okay, ich komme.«

    Sie traf pünktlich um halb acht vor dem Apartmenthaus ein.
    »Guten Morgen, Bertha«, begrüßte ich sie.
    »Guten Morgen? Daß ich nicht lache!« Sie zog ein saures Gesicht. »Du weißt ganz genau, daß ich ohne meine drei Tassen Kaffee morgens nur ein halber Mensch bin.«
    »Und hast du sie denn heute nicht gehabt?«
    »Nein! Ich konnte gerade in aller Hast eine Tasse in mich hineinschütten und bin in einer Stimmung, daß ich jeden, der mich reizt, vermöbeln könnte.«
    »Für die Aufgabe, die auf dich wartet, bist du dann genau in der
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