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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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über mich gemacht, und das lasse ich mir nicht gefallen.«
    »Nur zu, verklagen Sie mich, und ich werde Sie vor den Geschworenen völlig bloßstellen.« Bertha schnaubte verächtlich. »Für mich sind Sie nichts weiter als eine dreckige, kleine Schlampe, die den Männern das Geld aus der Tasche zieht. Falls Sie glauben, Sie könnten in einem Mordfall Informationen zurückhalten, dann sind Sie verdammt schief gewickelt. Jetzt rede ich mit Ihnen, und Sie können sich Ihre Mätzchen sparen. Die süße Tour zieht bei mir nicht. Schießen Sie los, und sagen Sie die Wahrheit!«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt. Verlassen Sie meine Wohnung. Sonst sehe ich mich gezwungen, Sie hinauszuwerfen.«
    »Sie wollen mich hinauswerfen?« Der Gedanke schien Bertha zu erheitern. »Versuchen Sie’s doch.«
    Pauline haschte nach Berthas Arm, kam aber nicht weit damit. Bertha packte sie und schleuderte sie durchs Zimmer. Der Morgenrock machte sich selbständig und ließ Pauline in Büstenhalter, Höschen und Strümpfen zurück.
    »Du wolltest Donald Lam becircen. Deshalb hast du keine Pantoffeln, sondern Schuhe mit hohen Absätzen angezogen. Und jetzt will ich dir mal was sagen, du Luder« — Bertha war nun richtig in Fahrt. »Du betreibst ein angenehmes kleines Gewerbe. Du hast eine nette Figur und verhökerst sie an eine exklusive Kundschaft und glaubst, du wärst fein raus. Du hast eine hübsche Wohnung, wirst hofiert und zum Essen ausgeführt und fühlst dich dabei pudelwohl.
    Hast du mal daran gedacht, wie du dich im Kittchen fühlen wirst, wo du bloß einen formlosen Kittel bekommst und flache Sandalen, wo ein Tag so grau ist wie der andere, wo deine Jugendfrische, dein gutes Aussehen und deine Figur zum Teufel gehen, so daß du, wenn sie dich wieder rauslassen, eine fette alte Frau bist, ohne Zukunft, aber mit einer Vergangenheit, die man dir jedes mal unter die Nase reibt, sobald du versuchst, dir dein Brot auf anständige Weise zu verdienen?
    Ich rede über Mord und Gefängnis und Gerichtsverhandlung. Ich weiß nicht, wer dir in dieser Sache Verschwiegenheit angeraten hat; aber wer es auch ist, er hat dich eingeseift, und du setzt deine Zukunft aufs Spiel...«
    Pauline stürzte sich auf Bertha.
    Bertha schlug ihr mit der rechten Hand ins Gesicht und ließ dann die linke nachfolgen. »Nur zu, Schätzchen, das habe ich gern. Du verlogenes Miststück, mach endlich den Schnabel auf!«
    Pauline Garson kauerte in einem Winkel.
    »Du hältst dich für eine ganz Schlaue, und dabei bist du nur der Sündenbock, der am Ende die Zeche bezahlt. Die Leute am Drücker, die sind schlauer als du. Sie verwenden dich als Köder und verschachern dich, das ist alles. Wenn du reinfliegst, rühren die keinen Finger für dich. Sie werfen dich den Wölfen vor, um ihre eigene Haut zu retten. Für die bist du nur ein weiblicher Körper — und dort, wo du herkommst, gibt’s davon genug. Mein Gott, das solltest du inzwischen selber wissen!«
    Pauline setzte zum Sprechen an, und Bertha machte einen Schritt auf sie zu.
    »Nicht!« Pauline hob abwehrend die Arme.
    »Schön, dann sprich endlich. Wir haben nicht viel Zeit.«
    »Es ist..., es ist wahr«, begann Pauline.
    »So ist’s besser. Weiter, erzähl uns die ganze Geschichte. Dann hast du’s hinter dir.«
    »Ich bekam den Auftrag, diesen Baxter ein bißchen anzuheizen, und wir sollten... Also, die Leute, die das Ding drehten, wollten Material gegen ihn in die Hand bekommen, um ihn damit unter Druck zu setzen.«
    »Wer waren die Leute?«
    »Die Namen kann ich Ihnen nicht verraten. Man würde mich umbringen.«
    »Soll ich Ihnen die Namen nennen?« fragte ich. »Wie wär’s mit George Dix?«
    »Sie wissen’s also schon?«
    »Da siehst du’s, du blöde, kleine Gans«, sagte Bertha. »Donald Lam weiß alles. Er kennt die ganze elende Geschichte von Anfang bis Ende. Also, spuck’s aus, damit wir endlich die Sache zu Ende bekommen.«
    Pauline sank auf einen Stuhl und fing an zu weinen.
    »Um Himmels willen, das hat uns noch gefehlt!« rief Bertha erbost. »Hör auf zu heulen! Tränen helfen uns nicht weiter. Wir brauchen Tatsachen.«
    »Also, Sie lagen vorhin ziemlich richtig. Ich sollte Gillett den Kopf verdrehen und kompromittieren, und die anderen wollten ihn dann in die Zange nehmen. Aber Gillett spurte nicht, und so trennten wir uns. Gillett fuhr mit George Dix weg. Dix saß am Steuer, und sie hatten noch ein Mädchen bei sich — Georges Freundin. Mich ließen sie bei Jeanette zurück. Und dann
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