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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht
Autoren: A. A. Fair
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kam plötzlich ein Anruf, und mir wurde gesagt, ich sollte mich fertig machen, ich würde die Nacht woanders verbringen.«
    »Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt?« fragte ich.
    »Ich unterhielt mich mit Jeanette. Sie war ein bißchen verärgert, weil wir den Abend so früh abgebrochen hatten, und gab mir durch die Blume zu verstehen, daß es meine Schuld wäre, ich hätte mich mehr ins Zeug legen müssen.«
    »Dann kam der Anruf, und wie ging’s weiter?«
    »Jeanette bestellte ein Taxi für mich und...«
    »Moment mal. Wissen Sie, wer der Taxifahrer war?«
    »Natürlich weiß ich das. Es war Hermann Oakley. Wenn wir ein Taxi brauchen, bestellen wir immer ihn.«
    »Gut. Und weiter?«
    »Das Taxi brachte mich zum Skyview Motel, und man sagte mir, ich sollte in Kabine vierzehn gehen, mein Partner wäre ziemlich betrunken, aber er hätte seine Absicht geändert, fühlte sich einsam und hätte gern Gesellschaft, wenn er aufwachte.«
    »Mehr hat man Ihnen nicht gesagt?«
    »Nein.«
    »Was taten Sie?«
    »Ich ging zu dem Burschen in die Kabine. Er war ziemlich hinüber, und ich döste ein. Und dann hörte ich ihn plötzlich keuchen und stöhnen, und bevor ich richtig wußte, was los war, wurde er ganz still. Ich dachte, er wäre ohnmächtig geworden, und horchte auf seinen Herzschlag, aber ich hörte nichts; ich versuchte, seinen Pulsschlag zu fühlen, aber er hatte keinen. Und da wußte ich, daß er tot war. Ich durchsuchte seine Taschen und fand eine Karte mit den Namen von Personen, die im Falle eines Unglücks benachrichtigt werden sollten. Ich rief dann seine Frau in Santa Ana an und sagte ihr ganz offen, daß ihr Mann mit mir in einem Motel wäre, daß er tot sei und daß ich mich still und heimlich davonmachen würde.«
    »Und wie verhielt sich die Frau?«
    »Einfach fabelhaft. Ich hab’s in der Zeitung gelesen. Sie fuhr hinüber, ging zu ihm in die Kabine und tat am nächsten Morgen so, als hätte sie seinen Tod gerade erst entdeckt.«
    »Haben Sie ihr gesagt, wo Sie den Schlüssel zur Kabine verstecken würden?«
    »Ja, unterm Fußabtreter.«
    »In Ordnung, Schätzchen«, sagte Bertha. »Zieh dir ein paar Klamotten über. Tut mir leid, daß ich so fest zugeschlagen habe. Aber mit ’ner kalten Kompresse wird dein Gesicht wieder so gut wie neu. «
    Ich ging zum Telefon und rief das Polizeipräsidium an. »Verbinden Sie mich mit Sergeant Frank Sellers. Es ist wichtig.«

18

    Frank Sellers, der sofort nach meinem Anruf in Paulines Wohnung kam, war zunächst skeptisch, hörte sich aber ihre Geschichte an. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er kaute nachdenklich auf seiner Zigarre herum und rollte sie von einem Mundwinkel zum anderen. Ab und zu wandte er den Blick von Pauline ab und sah Bertha und mich an.
    Als Pauline, alles erzählt hatte, löcherte er sie mit Fragen und nahm dann mich aufs Korn. »Okay, halbe Portion, das ist Ihre Partie. Bis jetzt kaufe ich Ihnen noch nichts ab. Was haben Sie als nächstes vor?«
    »Ich möchte mit dem Taxifahrer Oakley sprechen.«
    »Oakley ist in Ordnung. Gegen ihn Hegt nichts vor. Er hat mit der Polizei zusammengearbeitet. Ich weiß alles über ihn.«
    »Das sollte mich wundern«, sagte ich. »Wir werden bald sehen, ob das stimmt.«
    »Wenn ich’s Ihnen sage, stimmt das schon; er hat mir die ganze Sache erklärt. Natürlich konnte er sich so ziemlich denken, was es mit Jeanette Latty für eine Bewandtnis hatte, aber solange er über sie Fahrgäste bekam und Trinkgelder kassierte, hielt er wohlweislich den Mund.«
    »Hat er Ihnen auch von der Fahrt zu dem Motel in Santa Monica berichtet?« erkundigte ich mich.
    »Nein«, sagte Sellers und fügte nach einem Moment hinzu: »Ich hab’ ihn auch nicht danach gefragt. Es ist Ihre Idee, daß Gillett betäubt wurde und daß da ein Mord hineinspielt. Meiner Ansicht nach überlegte Gillett sich die Sache, fand, daß er ein bißchen zu puritanisch war, goß sich noch ein paar hinter die Binde und schickte wieder nach dem Mädchen, um die Nacht mit ihm zu verbringen.«
    »Also gut, wir können ja Hermann Oakley fragen. Wenn er wirklich so bereitwillig mit der Polizei zusammenarbeitet, müßte er Pauline Garsons Geschichte eigentlich bestätigen.«
    »Angenommen, er tut’s. Was dann?«
    »Das wird sich zeigen«, sagte ich.
    »Verdammt noch mal, Lam«, entgegnete Sellers. »Sie sind immer darauf aus, sich ein großes Stück vom Kuchen abzuschneiden. In der Sache mit der Latty stecken Sie nach wie vor bis zum Hals drin. Von dieser
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