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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
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gibt Gas, der Wagen hüpft nach vorn. Ich reiße die Arme vors Gesicht. Gleich knallen wir gegen den Baum, es scheppert und wir ...
    ... fahren holpernd weiter.
    Ich mache die Augen auf und sehe, wie wir durch ein Tor aus Ästen rollen, das zur Seite schwingt.
    Eins muss ich zugeben: Dr. Schröder nutzt seine Freizeit voll aus. Seit seinem Verschwinden hat er sich ordentlich was einfallen lassen!
    Wir rumpeln durch den Garten auf die Straße. Der schnellste Mann der Welt ist Dr. Schröder vielleicht nicht, aber von Geschwindigkeits-Begrenzungen hat er auch noch nichts gehört. Wir überholen ein Auto nach dem anderen und weichen knapp einem Laster aus, der uns entgegenkommt.
    Da verkrümelt sich Dr. Schröder sieben Tage lang in einem Apfelbaum, um ein Tor aus Ästen zu konstruieren, und kann sich jetzt nicht fünf Minuten länger Zeit nehmen, damit wir sicher in der Stadt ankommen! Wenn er weiter einen auf Hektik macht, kann er von Glück reden, wenn er überhaupt irgendwen pulverisieren kann.
    Die ersten Hochhäuser tauchen auf, die Straße wird voller. Wir nähern uns einer roten Ampel. Statt zu bremsen, drückt Dr. Schröder das Gaspedal durch, und wir sind auf der Kreuzung, bevor ich Oh, oh! schreien kann. Von rechts und links rasen Autos auf uns zu. Dr. Schröder reißt das Lenkrad hin und her. Er weicht einem Motorradfahrer aus. Wir schlingern ein paar Meter und die Strahlenkanone rutscht auf der Ablage vor Dr. Schröder herum.
    Wenn ich da nur rankommen könnte!
    Aber ich müsste mich quer durch den Wagen rüberbeugen. In der Zeit könnte Dr. Schröder sich gemütlich die Brille putzen und dann einfach nur die Hand ausstrecken, um mich abzuknallen.
    Nee, besser nicht.
    Im Außenspiegel schrumpft unser Viertel zusammen. Dafür wird ein heller Punkt am Himmel immer größer.
    Marie!
    Ich schaue schnell weg, damit Dr. Schröder sie nicht auch bemerkt. Wenn er sich auf mich konzentriert, kriegt er nichts mit, bis sie da ist. Dann kann sie ihn blenden und ich schnappe mir die Kanone!
    Ich muss ihn ablenken.
    »Äh«, mache ich. Etwas Besseres fällt mir erst mal nicht ein. Ist ja nicht so, dass ich alle Tage wie eine Rakete im Tiefflug durch die Stadt schieße und mich mit einem Superschurken unterhalte, der mich als Geisel genommen hat und mit einer Strahlenkanone bedroht.
    »Also ich kann auf diese Superheldensache echt verzichten«, sage ich. Wir zischen wieder über eine stark befahrene Kreuzung und ich halte mich an allem fest, was in meiner Nähe ist. »Ich meine, warum muss man fliegen, wenn es auch mit dem Auto geht, oder?« Dr. Schröder schaut mich an. Mir wäre es lieber, er hätte die Augen auf der Straße, aber ich kriege ein freundliches Grinsen hin. Kann ja nie schaden. »Oder Papas Röntgenblick. Außerdass er beim Spielen schummelt, nutzt er den kaum. Und Kraftfelder? Dafür gibt es Maschinen, nicht?« Ich rede immer schneller. »Eistee! Den kann man doch echt ins Gefrierfach stellen, was?« Dr. Schröder stößt ein Brummen aus. Er hört sich an wie Grizzly-Gerhard, wenn ihn jemand beim Winterschlaf stört. »Und haben Sie Marvin Möller mal beim Essen gesehen? Appetitlich ist anders, kann ich Ihnen sagen. Und The Rock macht beim Schwimmen nicht gerade eine gute Figur. Der geht unter wie ein ... Aaahhh!«
    Dr. Schröder reißt das Lenkrad im letzten Moment nach links. Ein Laster saust auf meiner Seite vorbei und säbelt den Außenspiegel ab. Mir ist das Grinsen inzwischen eingefroren. Dafür schaut Dr. Schröder jetzt wieder stur geradeaus. Seine Hände umklammern das Lenkrad so fest, dass die Knöchel weiß hervortreten.
    »Na ja«, stöhne ich. »Und über die Flattermänner brauchen wir wohl nicht zu reden, was? Nee, ganz normal zu sein, ist schon besser. Normal, aber glücklich, würde ich sagen. Sie nicht auch? Wer braucht diesen Supermist eigentlich?«
    Dr. Schröder tritt auf die Bremse.
    Ich werde nach vorn geschleudert und pappe wieder einmal an einer Scheibe fest.
    Wir kommen mitten auf einer Kreuzung zum Stehen. Die anderen Autofahrer hupen wie verrückt und Dr. Schröderdreht sich zu mir. Sein Gesicht ist so verzerrt, dass er damit locker in einer Geisterbahn auftreten könnte.
    Den Tipp behalte ich momentan aber besser für mich.
    »ICH!«, schreit Dr. Schröder. »Ich, ich, ich! Wenn du mit deinem langweiligen stinknormalen Leben zufrieden bist, bitte schön. Aber ich will außergewöhnlich sein. Unglaublich. Besonders!«
    Als Kind war Dr. Schröder bestimmt nicht einfach: Ich will
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