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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
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Schröder. Aber jetzt, wo er auf dem Weg in den Knast ist, kann Leon ja wieder runterkommen.«
    »Wie, Knast? Mann, Leon, warum sagst du mir das nicht?! Und ich hocke die ganze Nacht da und mache Phantomzeichnungen.«
    Marie landet den nächsten Treffer und lässt sich von Paul erklären, dass die Superhelden bestimmt einen seiner Überwältigungs-Pläne benutzt haben, den er Papa Ray gesteckt hat.
    Ich schaue den beiden ein bisschen zu, wie sie spielen und labern, dann nehme ich Marie die Steuerung ab und starte die Aufholjagd, damit Goldie sich nicht noch in meinen Highscore mogelt.

Ein ganz normaler Superheld
    »Festhalten, Leon!«
    Papa umkurvt die letzten Wolkenkratzer. Unter uns tauchen kleine, aber zerfallene Wohnhäuser auf. Gegen die Straßen wirkt sogar die stinkende Mülldeponie der Stadt wie geschleckt und in den Gärten wuchern wilde Schlingpflanzen.
    Moment mal, wir fliegen doch nicht etwa zur ...?!
    »Da wären wir.« Papa geht in den Sinkflug über. Oder das, was er dafür hält. Ich klammere mich fest, während wir nach unten stürzen wie zwei Enten mit Krämpfen in beiden Flügeln.
    Trotzdem kann ich einen Blick auf das Grundstück werfen, wo einmal die Schule gestanden hat. Die Ruine ist weg und auch von den Trümmern der Glaskugel fehlt jede Spur. Dafür wächst dort ein hübscher Rasen. Weiße Linien ziehen sich über das Grün. In der Mitte ist ein Kreis, rechts und links des Felds stehen zwei Tore.
    Bestimmt zwei Dutzend von Papas Superkollegen kicken sich gegenseitig Bälle zu und üben Torschüsse. TheRock tritt so fest gegen einen Ball, dass der durch das Tornetz rauscht und auf Nimmerwiedersehen verschwindet.

    Papa landet und erklärt: »Die Nachtfalter fallen aus. Haben immer noch Kopfschmerzen nach der Sache mit ...« Er deutet um sich und hüstelt dann in die geballte Hand. »Ähm, ja, also. Du springst ein, Leon. Ich bin der Stürmer und du stehst im ...«
    Väter. Wenn sie sagen, dass sie sich Zeit für einen nehmen, kommt meistens etwas dabei heraus, was ihnen selbst am meisten Spaß macht.
    »Im Tor?«, frage ich. »Bestimmt nicht.«
    »Ich dachte, wir wollten ...?«, fängt Papa an.
    »DU wolltest! ICH will nur ganz normal mit meinen Freunden abhängen!«
    Ich drehe mich um. Den Weg zur Bushaltestelle kenneich. Soll Papa doch mit seinen Superkollegen die armen Bälle quälen. Aber nicht mit mir. Ich bin doch nicht lebensmüde!
    Ich verlasse das Feld. Hinter mir höre ich Schritte.
    Papa schließt zu mir auf. Sein Cape hängt schlaff an ihm herunter. Papa streckt die Hand aus. »Sollen wir nach Hause flie...?«
    »NEIN!«
    Er deutet noch ein paar Mal in den Himmel, ist aber still und trottet brav weiter.
    Eine Stunde später wünscht er sich wahrscheinlich, dass er heute Morgen eine kurze Jeans und ein Shirt angezogen hätte wie ich. Seine Haare kleben ihm nass in der Stirn und unter seinen Armen sind so große Schweißflecken, dass man darin baden könnte. Er lässt sich ächzend auf die Bank der Haltestelle fallen.
    Zehn Minuten später rumpelt der Bus heran.
    Wir steigen ein.
    Die Tür schwingt hinter Papa zu und klemmt sein Cape fest. Papa wird gestoppt, als er einen Schritt machen will. Er wirbelt herum, und bevor ich Das-ist-nur-die-Tür-und-der-Fahrer-kann-sie-ganz-einfach-wieder- ... sagen kann, schaltet Papa seinen Laserblick ein.
    Zzzssch! , verdampft das Glas. Das Alu biegt sich und die Schrauben glühen rot auf. Sie zerfließen, die Tür fällt nach außen weg.
    Papa schaut mich entschuldigend an. »Ich dachte, jemand hätte... von hinten ... ganz gemein.«
    Ich schiebe ihn in die erste Bank. Papa quetscht sich hinein und hat mit seinem Cape zu kämpfen, damit er sich nicht draufsetzt. Der Bus fährt an, eine leichte Brise weht durch das Loch, wo mal die Tür war, und vertreibt den Geruch von Käsefüßen und Pups im Sitzkissen. Papa Ray guckt sich immer wieder um und scheint sich nicht wirklich wohl dabei zu fühlen, stinknormal mit dem Bus nach Hause zu fahren.
    Aber für das erste Mal macht er das ziemlich gut.

Informationen zum Buch
    Leon ist der Einzige in seiner Familie, der keine Superkräfte besitzt. Das kann einfach nicht sein – finden seine berühmten Eltern und stecken ihn in die neue Superhelden-Schule von Dr. Schröder. Der aber hat ganz andere Pläne. Und plötzlich muss Leon nicht nur sich, sondern die ganze Welt der Superhelden retten.
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