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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
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Leben gerettet und dafür verzeihe ich ihr den Krakenarm und das Mädchenklo.
    Um das muss ich mir keine Sorgen mehr machen: Wo vor ein paar Minuten noch die Schule stand, ist jetzt ein großer Berg Steine, aus dem verbogene Stahlträger ragen. Mit Unterricht wird das in nächster Zeit nichts werden. Oder soll man die Hefte unter die Tischreste schieben, wenn eine Klausur ansteht, und seine Antworten in Stein meißeln? Liegen ja genug rum. Einfach bücken und aufheben.
    »Irgendwo muss Öl ausgelaufen sein«, erklärt Papa Rayden Chamäleons, die auf die Straße taumeln. »Total glitschig war das. Ist mir einfach aus der Hand geflutscht. Ein verdammt blödes Missgeschick, was?«
    Klar, ein Superheld kann nicht gestehen, wenn er Mist gebaut hat.
    Aber immerhin ist niemandem etwas passiert. Bis auf Dr. Schröder hat The Rock alle ausgebuddelt, und auch Papa streckt, jetzt, wo sich die Libellen-Zwillinge und ihre Eltern neben uns den Staub von den Flügeln klopfen, die Brust heraus und reckt das Kinn.
    Gleich kommt die Lobrede. Auf sich: Eine schwere Prüfung. Für die Gemeinschaft. Aber auch für mich. Immer das Wohl aller vor Augen. Nur deshalb konnte ich ... blablabla.
    Auch die anderen Väter werfen sich in Pose und erklären, dass sie alles im Griff hatten, obwohl sie vor ein paar Minuten noch schlimmer gekreischt haben als ein Haufen Mädchen in der Achterbahn.
    Aber mir soll das egal sein. Papa hat schon vergessen, dass ich es war, der ihm gesagt hat, wie er die Kugel aufhalten kann – vielleicht denkt er auch nicht mehr daran, dass ich ihn und die anderen erst in die blöde Lage gebracht habe?
    »... war hervorragend, Leon!« Papa klopft mir so fest auf die Schulter, dass ich in die Knie gehe und meinem Frühstück gefährlich nahe komme.
    Äh, habe ich mich verhört?

    Ich schaue Papa an und warte auf die Standpauke, die nach so einem Lob kommen muss.
    Das hast du gut gemacht, Leon. Eigentlich. Aaaber ...
    Papa grinst und legt den Arm um IceMadam, die mich anschaut, als hätte ich gerade – na ja, als hätte ich gerade sie und sämtliche Superhelden gerettet. Und auch Laura kann noch so genervt die Augen verdrehen, ich sehe genau, dass sie lächelt!
    Ich schlucke. »War ja kein großes Ding.«
    »Stimmt.«
    Peng! So schnell geht das bei großen Schwestern. Das Lächeln ist weg, dafür richtet sie sich jetzt die Haare, als wäre so eine Steinruine der perfekte Ort, um ein Date mit einem Klassenkameraden klarzumachen. Sie guckt michan wie einen gefüllten Pickel, den sie am liebsten ausdrücken würde, damit er dabei nicht stört.
    Sie hätte ruhig sagen können, dass es eben doch groß war, was ich getan habe – großartig sogar! –, und sie hätte zugeben müssen, dass sie niemals auf eine so obergeniale Idee gekommen wäre.
    Und das hätte sie laut tun sollen. So laut, dass die Libellen-Zwillinge es hören. Und Marvin, die Heulsuse, der immer noch keinen Zentimeter von seiner Mama weicht. Und Marie. Die steht ein Stück weg bei ihrer Mutter, die ihr das Kostüm zurechtzupft.
    Ja, Marie müsste wissen, dass die Superhelden ohne mich komplett aufgeschmissen gewesen wären!
    »Verdammt.« Papa ballt die Fäuste. Ich folge seinem Blick. Drüben bei dem, was von der Schule übrig ist, schüttelt The Rock den Kopf.
    Dr. Schröder ist weg.
    »Alle herhören!«, tönt Papa. »Treffpunkt Superhelden-Zentrale in fünf Minuten. Von dort starten wir die Suche nach Dr. Schröder.«
    Dr. Schröder war knapp davor, uns für alle Zeiten festzusetzen und Papa die Energie zu klauen. Und Papa kann es nicht schnell genug gehen, diesem Verrückten wieder gegenüberzustehen!
    Die Supersinne signalisieren ihm vielleicht, wenn Gefahr im Anmarsch ist. Aber dass er mal einen Gang zurückschaltenund warten könnte, bis der Zug vorbeigedonnert ist, statt sich davorzuwerfen – das checkt er nie im Leben.
    »Leon?« Papa hält mir die Hand hin und ich seufze. Es hat noch nie geklappt, ihm etwas auszureden, das er sich in den Kopf gesetzt hat. Also lasse ich es bleiben und klettere auf seinen Rücken.

Marie!
    »Mann, Leon. Wenn du fliegen könntest, hätte ich dich nicht retten müssen!« Seit einer Woche bindet Laura mir das ständig auf die Nase. Und weil sie irgendwie recht hat, kann ich nicht einmal widersprechen.
    Ich schiebe mein Rad die Einfahrt hoch, bevor Laura noch einen blöden Spruch abgibt. Sie setzt sanft auf und sieht wieder einmal total entspannt aus, während mir der Schweiß in den Schuhen hin und her schwappt. Na
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