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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
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Papa Ray fliege, bin ich um jede Sekunde froh, die wir eher wieder am Boden sind – wobei die Flüge mit ihm meistens sowieso nur ein paar Sekunden dauern, so irre, wie er durch die Gegend jagt. Bei Marie ist das anders. Sie segelt in weiten Bögen um die Wolkenkratzer und benutzt sie nicht als Slalomstangen, bei denen man Schiss haben muss, hängen zu bleiben.
    Sogar in meinem Gesicht verrutscht nichts und das kühle Windchen trocknet mein vollgeschwitztes Shirt in null Komma nix.
    Dass ich überhaupt noch ein Gesicht habe, finde ich ziemlich gut! Hätte Dr. Schröder eine Millisekunde früher abgedrückt ... ich sage nur: Katzenstreu.
    Wahrscheinlich grinse ich so breit wie IceMadam und Papa Ray zusammen, als ich total erfrischt mit Marie in unserer Einfahrt aufsetze, und vielleicht läuft sogar ein Funkeln über meine Zähne. Ein Cape werde ich trotzdem nie im Leben anziehen, auch wenn genau genommen iches war, der den Oberverbrecher gestoppt hat. Mal ehrlich: Hätte ich Dr. Schröder nicht so psychologisch raffiniert fertiggemacht, wäre er doch nie auf die Bremse gelatscht! Dann hätte Marie ihn nicht blenden können und die Zunge von Marvin Möllers Vater wäre dank Dr. Schröders Strahlenkanone ein ganzes Stück kürzer.
    Nein, die Capes überlasse ich den Superhelden, die glauben, so etwas nötig zu haben, um grandios zu sein. Genau wie das Fanfarentröten.
    Auf das stelle ich mich ein, als drei Punkte am Himmel erscheinen und schnell größer werden. Papa Ray, IceMadam und Laura landen und ziehen ihre übliche Nummer ab. Papa verharrt in seiner Siegerpose, nachdem der letzte Ton verklungen ist.
    »Gute Nachrichten, Leon. Wir haben Dr. Schröder gefasst!«
    Wir?
    Er meint die Superhelden, logisch. Wenn einer seiner Kollegen eine Heldentat vollbringt, spricht Papa von Wir. Holt aber er allein die Katze einer alten Oma aus der Tanne, trompetet er das so laut durch die Gegend, dass jeder mitbekommen muss, was The Ray wieder Großartiges leistet.
    »Dr. Schröder ist einfach durch die Stadt spaziert und hat die Straßenbeleuchtung ruiniert«, sagt Papa. »Kannst du dir das vorstellen?«
    Kann ich.
    Und damit Papa checkt, warum, sage ich: »Ich war ja dab...«
    Paul wird meiner Lampe vor Freude um den Hals fallen, wenn er erfährt, was in der letzten halben Stunde passiert ist. Und ich mache mir echt Sorgen, was er dann in der Schule erzählt: He, Knalltüten! Platz da für Leon, der euch zum zweiten Mal das Leben gerettet hat. Ja, zwei ... das ist die Zahl nach eins, ihr Neandertaler!
    Gegen die Riesen mit den Erbsengehirnen war Dr. Schröder ein Klacks. Ehrlich. Weil man einen genialen Plan durchkreuzen kann, wenn man genauso genial ist wie sein Gegner. Einen Plan haben die Sitzenbleiber aber nicht, bevor sie dir auf die Nase hauen. Das heißt, dass ich ihnen geistig zwar weit überlegen bin. Aber meiner Nase hilft das nicht, wenn sie gebrochen ist.
    »Wie war es zu Hause, Hasi?« IceMadam schiebt sich neben Papa. »Gab es etwas Besonderes?«
    Erstens geht es überhaupt nicht, dass Mama mich Hasi nennt. Was soll Marie denken? Ich starre Mama so böse wie möglich an, aber sie grinst, und wenn ich nicht aufpasse, knuddelt sie mich und sagt, dass ich total drollig aussehe, wenn ich wütend bin.
    Und zweitens: Wie war es zu Hause?
    Ich schaue zu Marie.
    Sie schaut zurück.

    Ich zucke mit den Schultern.
    »Normal, würde ich sagen. Stinknormal.«
    Papa zieht Laura in den Garten, um ein paar Bälle zu schießen, Mama verspricht Eistee und Kekse und schiebt Marie und mich ins Haus.
    »Du lahme Ente!«, höre ich Paul von oben. »So schlecht hast du noch nie gespielt, Leon. Ha, schon der nächste Treffer!«
    Paul hat mal ein Meerschweinchen gehabt. Das hat total glücklich gequiekt, wenn ich ihm eins der Salatblätter zugesteckt habe, die Paul immer neben dem Käfig hat fallen lassen.
    Jetzt klingt Paul wie Goldie.
    Ich steige mit Marie die Treppe hoch und führe sie inmein Zimmer. Paul daddelt wie verrückt auf der Steuerung herum und führt mit ziemlich großem Vorsprung.
    Marie und ich setzen uns neben ihn auf den Boden.
    Und nun?
    »Paul? Äh ... Marie ist da.«
    »Hm?« Paul bleibt mit der Nase am Bildschirm. Dafür nimmt Marie sich die zweite Steuerung und blockt seinen Angriff mal eben ab. Paul dreht den Kopf überrascht in Richtung Bücherregal und nickt meinen Atlanten anerkennend zu.
    »Respekt. Leon kann echt froh sein, wenn du ihm hilfst. Der ist übelst schlecht heute.«
    »Wahrscheinlich wegen Dr.
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