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[kinder] Allein unter Superhelden

[kinder] Allein unter Superhelden

Titel: [kinder] Allein unter Superhelden
Autoren: Heiko Wolz
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vorgeschlagen.
    »Also dann«, sagt Marie und ich antworte: »Ja«, und sie sagt auch noch mal »Ja«.
    Draußen zischt sie in einem Lichtblitz ab, und bevor Mama mir damit auf die Nerven gehen kann, dass Marie doch ein totaaal nettes Mädchen wäre, verschwinde ich nach oben. Wenn man nämlich nicht aufpasst, verstehen Mütter so einen Besuch einer ehemaligen Klassenkameradin vollkommen falsch und erzählen der ganzen Nachbarschaft, dass man verknallt sei. Und das ist natürlich megadämlicher Blödsinn.

Eine irre Fahrt
    »Wir pappen das an jede Laterne und schon haben wir ihn.« Paul hält meiner Garderobe ein Blatt hin. Meine Jacke ist von Pauls obergenialer Phantomzeichung genauso begeistert wie ich und sagt nichts. Ich würde mir echt wünschen, Paul erinnerte mich nicht andauernd daran, dass Dr. Schröder noch frei herumläuft.
    Klar ist es superwichtig, ihn zu fassen! Aber gerade habe ich anderes im Kopf. Ich frage mich, wie Paul reagieren wird, wenn mein zweiter Besuch auftaucht. Seit Paul in der Dritten den Esel im Krippenspiel geben durfte, übertreibt er manchmal ziemlich: Ein Mädchen? Oh, du, mein ehemals bester Freund! So ramme er mir doch gleich das Messer tief ins Herz!
    Was, wenn Marie keinen Schimmer hat, wovon wir reden, wenn Paul und ich uns über Filme unterhalten? Oder wenn sie das Videospiel doof findet, bei dem ich gerade haushoch führe – Paul hat seinen einzigen Punkt nur gemacht, weil ich zwischendurch aufs Klo musste und vergessen habe, Pause zu drücken!
    Es klopft.
    Nanu. Ich habe gar keinen Lichtblitz vor dem Haus landen sehen. Und wer hat Marie aufgemacht? Papa Ray und IceMadam sind wieder einmal für eine superwichtige Besprechung in der Zentrale und Laura begleitet sie. Schnupperpraktikum. Von wegen Berufswunsch und so.
    Paul latscht zur Tür.
    »Na, IceMadam«, sagt er, »alles frostig?«
    Er kichert über seinen eigenen Witz, aber mein Blut gefriert zu Eiswürfeln, als ich sehe, wer wirklich im Flur steht.
    »Hallo, Goldstück, haha.«
    Irgendwie witzig, dass sämtliche Superhelden jeden Stein dreimal umgedreht, aber keine Spur von Dr. Schröder gefunden haben. Und ich stehe ihm jetzt gegenüber. Zu Hause.
    Ich werfe Paul einen Hilfe suchenden Blick zu, aber weil er sich schon wieder vor den Fernseher gesetzt hat und seinen zweiten Punkt abstaubt, kriegt er vor lauter Freude nichts mit.
    Nein, es ist überhaupt nicht witzig, dass Dr. Schröder ausgerechnet bei uns zu Hause auftaucht und wieder seine Strahlenkanone auf mich richtet! Das habe ich beim ersten Mal schon nicht leiden können.
    Dr. Schröder schubst mich zur Treppe und schiebt mich vor sich her in den Garten.
    »Hopp, hopp, da rüber!«

    Wir steuern den gefällten Apfelbaum an. Dr. Schröder zeigt auf einen kleinen Gang, durch den wir kriechen.
    »Gemütlich da drin«, sagt er. »Einen voll möblierten Schlupfwinkel findet man nicht alle Tage. Sogar mit Kochgelegenheit. Aber seit ich meinen Wagen geholt habe, ist es ziemlich eng geworden.«
    Tatsache! Neben Grill und Rattansesseln steht ein Auto. Mama und Papa müssen echt mal ihre Supersinne neu einstellen lassen. Bei jeder Maus schlagen sie an, die sich eine Nuss klaut. Aber wenn ein Superbösewicht seine Karre in unseren Garten schafft und im Apfelbaum versteckt, ist tote Hose.
    Dr. Schröder schnallt mich auf der Beifahrerseite fest.
    »Ich habe einen Rückschlag erlitten. Aber ich habe nicht verloren.«
    Die Schule liegt in Schutt und Asche, seine Erfindungensind zerstört und es kann nur ein paar Stunden dauern, bis Paul sich meine Stehlampe genauer anschaut und merkt, dass ich weg bin.
    Mehr verloren geht nicht, würde ich sagen.
    »Wenn ich die Superhelden nicht ausschalten kann, wird das dein Vater für mich übernehmen.«
    Die Tage im Apfelbaum haben Dr. Schröder eindeutig nicht gutgetan. Warum sollte Papa etwas so Bescheuertes machen?
    »Weil«, sagt Dr. Schröder, als hätte er meine Gedanken gelesen, »er seinen Sohn sonst höchstens noch als Katzenstreu verwenden kann, haha.« Er winkt mit der Strahlenkanone und jetzt finde ich doch, dass er ein richtig gutes Argument hat.
    Dr. Schröder hockt sich hinter das Steuer und startet den Motor. Vor uns ist eine Wand aus Ästen und Zweigen.
    Der will da doch nicht einfach durchbrettern, oder?
    Hat der sie noch alle?
    Aber immerhin wäre es eine kurze Flucht, weil Papa Ray und IceMadam uns gleich am umgekippten Baumstamm aus dem verbeulten Auto ziehen könnten.
    »Auf zur Superhelden-Zentrale!« Dr. Schröder
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