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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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kratzte sich an der Nase. »Wissen Sie«, meinte er dann, »das Fahrzeug ist total ausgebrannt. Wir lassen das Wrack gleich morgen früh bergen und werden es dann kriminaltechnisch untersuchen lassen. Was immer dabei herauskommt, Sie werden es als Erster erfahren. O.k.?«
    Wiegele wollte sich mit dieser Zusicherung fürs Erste schon zufrieden geben, als Mendel von sich aus nachbohrte.
    »War …«, er korrigierte sich sofort, »ist Kollege Vondermatten eigentlich ein guter Autofahrer?«
    »Nicht nur ein guter, sondern ein ausgezeichneter«, versicherte Wiegele. »Er hat nicht nur sämtliche Fahrsicherheitskurse mit Bravour bestanden, sondern ist vor zwei Jahren sogar deutscher Vizerallymeister in irgendeiner Klasse geworden. Ich wünschte, ich würde mein Fahrzeug nur halb so gut beherrschen wie er. Was wollen Sie mit der Frage andeuten?«
    »Tja«, es war deutlich, dass sich Mendel mit dem nächsten Satz etwas schwer tat, »wie soll ich das ausdrücken? Wenn man die Bremsspuren richtig interpretiert, hat sich Ihr Kollege wie ein blutiger Anfänger verhalten. Meiner Meinung nach hat er zunächst viel zu spät gebremst. Dann ist er voll auf das Pedal getreten, wodurch der alte Golf ins Schleudern gekommen ist. Auf den letzten Metern ist er dann völlig ungebremst und ohne in die Kurve hineinzulenken auf die Straßenbegrenzung zugerast und hat sie durchstoßen.« Er zuckte hilflos mit den Achseln. »Es sieht ganz so aus, als ob er völlig unkonzentriert gewesen wäre.«
    »Oder vielleicht durch einen plötzlichen Schmerz total überrascht und abgelenkt?«, ergänzte der Hauptkommissar.
    »Ja, genau so«, bestätigte Mendel und auch sein jüngerer Kollege nickte. Da erzählte Wiegele den beiden, was mit Vondermattens linkem Auge geschehen war.
    »Aber dann …«, begann der Oberwachtmeister einen Satz, den er nicht beenden musste. »Herr Hauptkommissar, wir werden alles tun, um das Schwein, das ihm das angetan hat, zu finden.«
    Eine halbe Stunde später befand sich Wiegele wieder auf dem Weg zurück. Jetzt musste er noch eine Pflicht erledigen, vor der er sich besonders fürchtete. Einer der größten Vorteile seiner Arbeit in Singen war es bisher gewesen, noch keiner Frau, keinem Vater oder sonstigem Familienmitglied eines seiner Mitarbeiter mitteilen zu müssen, dass der Mann, Sohn oder sonstige Angehörige im Dienst schwer verletzt oder gar getötet worden war.
    Jetzt war auch Singen keine Insel der Seligen mehr.
     

2
    Donnerstag, 24. Oktober
     
    Als Wiegele kurz nach 8 Uhr sein Büro betrat, lagen die ersten Ergebnisse der Spurensicherung im Fall ›Walter Webernitz‹ bereits auf seinem Schreibtisch. Das war gute Arbeit der Kollegen aus Konstanz gewesen. Gott sei Dank beschränkten sich die Vorbehalte der Polizeidirektion gegen seine Person auf die oberen Etagen, die Kooperation mit der Kriminaltechnik klappte dagegen in aller Regel gut.
    Da hatte ein böser Mensch wieder einmal klüger sein wollen als die Polizei, dachte der Hauptkommissar, nachdem er den Bericht gelesen hatte. Aber selbst die klügsten Verbrecher machten immer wieder dumme Fehler. Zum Glück, denn damit lieferten sich die Trottel schließlich selbst der irdischen Gerechtigkeit aus. So auch hier.
    Der von den Experten als umgedrehter, hölzerner Schirmständer erkannte Hocker, auf dem der angebliche Selbstmörder dem ersten Anschein nach gestanden haben musste, war vor oder nach der Tat abgewischt worden. Sämtliche Fingerabdrücke, die sich auf so einem Ding mit der Zeit nun einmal ansammelten, waren dadurch beseitigt worden. Selbst wenn die Putzfrau den Ständer am selben Tag auf Hochglanz poliert hätte, hätten sich zumindest die Abdrücke von Walter Webernitz darauf finden müssen. Irgendwie musste das Stück ja ins Badezimmer gekommen sein.
    Die einzigen beiden Abdrücke, die am oberen Rand gefunden worden waren, gehörten aber nicht dem Toten, sondern jemand anderem: mit Sicherheit dem Mörder oder einem seiner Komplizen.
    Jetzt stand also fest, dass der Herr Konsul sich nicht freiwillig und vor allem auch nicht selbst in eine bessere Welt befördert hatte. Leider hatten die Kollegen keine Antwort auf die Frage nach dem Täter im Zentralcomputer gefunden, die Abdrücke aber an Europol und Interpol weitergeleitet.
    Der Bericht enthielt noch einen zweiten eindeutigen Beweis dafür, dass hier ein Mord vorlag. Wie der besonders penible Experte im Labor in Konstanz nachgerechnet hatte, hätte der ›Selbstmörder‹ auf einem mindestens 60
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