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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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wegen boshafter Sachbeschädigung. Business as usual.
    Wiegele war versucht, bei Vondermattens Frau anzurufen und sich zu erkundigen. Vielleicht hatte er sich ja bei seiner im fünften Monat schwangeren Erika gemeldet. Er entschied sich aber rasch dagegen, wollte der werdenden Mutter nicht möglicherweise unnötig Angst machen.
    Gerade als er den Raum verlassen wollte, um sich Kaffee zu holen, durchschnitt die schrille Klingel des Festnetztelefons die drückende Stille. Es war die Polizeidirektion Freiburg, die ihm mitteilte, wo sich Just Vondermatten aufhielt. Und die gleichzeitig bestätigte, dass Wiegeles Sorgen um den jungen Kollegen leider nur zu berechtigt gewesen waren.
     
    Knapp zwei Stunden später sprach Wiegele bereits mit dem zuständigen Arzt der Intensivstation im Uniklinikum in Freiburg. In das hatte man den bei einem Autounfall schwer verletzten Vondermatten gebracht. Der Unfall war auf einer kurvenreichen Nebenstraße in der Nähe des Titisees passiert. Aus bisher ungeklärten Gründen hatte Just in einer scharfen Kurve die Herrschaft über das Fahrzeug verloren. Dieses hatte die Begrenzung durchstoßen, war rund zwölf Meter in die Tiefe gestürzt und in Flammen aufgegangen.
    Paradoxerweise hatte sich der Umstand, dass Vondermatten den Sicherheitsgurt nicht angelegt gehabt hatte, als lebensrettend erwiesen. Der Verunglückte war auf halbem Weg nach unten aus dem Auto geschleudert worden und unter einem überhängenden Felsen zu liegen gekommen. Andernfalls wäre der Bewusstlose aller Wahrscheinlichkeit nach im Wrack verbrannt.
    Der Unfall wurde glücklicherweise relativ rasch entdeckt und der Polizei gemeldet. Die Kollegen hatten den von der Straße aus nicht sichtbaren Verletzten zunächst gar nicht bemerkt. Erst nachdem sich zwei Beamte den noch immer brennenden Resten des weißen VW Golf genähert hatten, hatten sie den hinter einem Felsen liegenden Bewusstlosen gesehen.
    Die Verletzungen waren schwer, aber im Hinblick auf die Jugend und die gute Kondition des Verletzten war der zuständige Mediziner eher optimistisch hinsichtlich der Heilungschancen.
    »Sorgen macht uns nur das Schädeltrauma«, erklärte der Arzt. »Aber die Schwellung im Hirn ist nicht sehr groß und damit auch nicht der Druck. Unserer Meinung nach sollte er innerhalb der nächsten zwölf Stunden aufwachen. Die Brüche sind nicht kompliziert und lassen keine Dauerschäden erwarten. Eine Verletzung hätten wir allerdings beinahe übersehen«, räumte er ein. »Und genau die bereitet uns Kopfzerbrechen. Die Netzhaut im linken Auge des Patienten ist total zerstört, Ihr Kollege ist auf diesem Auge faktisch blind. Möglich, dass er noch Licht und Dunkel unterscheiden kann. Das werden wir erst nach entsprechenden Tests wissen. Ich bin aber eher skeptisch.«
    Diese Meldung ging Wiegele fast noch mehr unter die Haut als die vom Unfall selbst.
    »Aber wie ist das möglich?«, stammelte er, »mein Kollege hat noch vor drei Stunden auf beiden Augen ausgezeichnet gesehen. Kann das eine Folge des Unfalls sein?«
    Nachdenklich wiegte der Arzt den Kopf. »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen«, meinte er dann. »Es muss aber wohl so sein. Obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie das geschehen sein soll.«
    »Sie haben doch hoffentlich nichts dagegen, wenn wir unseren Gerichtsmediziner zu dieser Frage konsultieren?«, wollte der Hauptkommissar vorbauen. Aber der Mediziner hörte gar nicht richtig zu, war in Gedanken versunken.
    »Viel eher könnte ich mir vorstellen«, fiel er Wiegele fast ins Wort, »dass die Augenverletzung bereits vor dem Unfall passiert ist und die Ursache für den Unfall war. Er könnte irgend etwas Ätzendes oder sonstig Zerstörerisches ins Auge bekommen haben. Der durch den plötzlichen, intensiven Schmerz und den Verlust der Sehfähigkeit auf dem Auge ausgelöste Schock reicht völlig aus, um auf dieser Straße die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren.«
    Wiegele war wirklich beeindruckt. Die Schlussfolgerung des Arztes war logisch, stichhaltig und geeignet, vieles zu erklären.
    »Kompliment, Doktor«, erkannte er an, »Sie wären ein guter Kriminalist. Falls Sie einmal einen Job suchen …«
    Zwanzig Minuten später saß Wiegele dann mit den beiden Beamten zusammen, die den Unfall Vondermattens aufgenommen hatten.
    »Ist Ihnen am Fahrzeugwrack irgendetwas aufgefallen, das auf eine gewaltsame Einwirkung durch Dritte schließen lässt?«, wollte er wissen.
    Oberwachtmeister Frank Mendel
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