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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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berichtet.
    Dabei hatte ihn der Hauptkommissar gefragt, ob er sicher sei, von dem Verfolgten nicht bereits entdeckt worden zu sein.
    Just, ein gleichermaßen ehrgeiziger wie noch unerfahrener junger Beamter, hatte auf diese ihm fast ehrenrührig erscheinende Unterstellung seines Chefs mit allem Respekt, aber heftig protestiert. Das hätte er, der sich immer gerade noch in Sichtweite des verfolgten Fahrzeugs bewegte, doch bemerken müssen, hatte er lauthals argumentiert. Und zunächst auch gar nicht erkannt, wie unsinnig dieses von Wunschdenken geprägte Argument eigentlich war.
    Wiegele, der die Situation aus der Distanz wesentlich realistischer eingeschätzt hatte als sein junger Kollege, stand vor einem Problem: Sollte er den ambitionierten Kollegen, dessen Aktion dem Verfolgten offensichtlich nicht entgangen war – welchen anderen Grund sollte es sonst für das plötzlich so eigenartige Verhalten geben? Oder sollte er ihm die Gelegenheit lassen, seine eigenen Erfahrungen zu machen, eigene Schlüsse aus dieser verunglückten Observierung zu ziehen und sich unter größtmöglicher Schonung des ungestümen Egos aus der Sache wieder zurückzuziehen?
    Akute Gefahr für Vondermatten schien ja keine zu bestehen, und so hatte Wiegele dem Kollegen weiter freie Hand gelassen. »Aber keine Extratouren, und du meldest dich jede Stunde bei mir. Ist das klar, Just?«
    Natürlich war das Vondermatten klar gewesen. Dennoch war seine routinemäßige Meldung bereits seit 10 Minuten überfällig, als das Telefon läutete und Rechtsanwalt Dr. Bittner dringend den Hauptkommissar sprechen wollte.
    Die Information, die Bittner für die Polizei hatte, war so brisant, dass sich der Kriminalist sofort auf den Weg zur Anwaltskanzlei machte und die zaghaft aufkeimende Sorge um Just Vondermatten vorerst aus seinem Bewusstsein verdrängte.
     
    * * *
     
    Obwohl Wiegele bereits fast vier Jahre in Singen war, hatte er Dr. Bittner erst letzten September im Zuge der traurigen Ereignisse um Rosie Apfaltinger persönlich kennengelernt. Dabei hatte sich zu seiner größten Überraschung herausgestellt, dass Marianne Kogler, seine große Liebe und der Grund für seine Versetzung nach Singen, eine geborene Bittner war. Kein Wunder: War sie doch die älteste Tochter des Mannes, dem er eben gegenüber saß.
    Seit diesem zufälligen Treffen vor einem Jahr hatten die beiden ihre Beziehung nicht nur wieder aufgenommen, sondern zu einer neuen, alles überstrahlenden Liebe entwickelt.
    Davon sollte aber im Augenblick noch niemand etwas wissen. Mariannes Scheidung würde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dann aber wollten sich beide offen zu ihren Gefühlen bekennen und den weiteren Weg gemeinsam gehen.
    Wiegele saß also, wenn man so wollte, seinem zukünftigen oder zumindest potenziellen Schwiegervater gegenüber. Der ihm ein Schreiben des scheinbaren Selbstmörders Webernitz zeigte. In diesem sehr amikal gehaltenen Brief hatte der wohlhabende und äußerst rüstige Rentner seine Absicht geäußert, sich im Mai nochmals verehelichen zu wollen und den Anwalt gebeten, einen entsprechenden Ehevertrag zu entwerfen.
    »Ich habe mir schon bisher beim besten Willen nicht vorstellen können, dass sich ein so vitaler, lebensfroher Mensch wie Walter selbst das Leben genommen haben soll«, versicherte Bittner und hüstelte leicht. »Aber dieses Schreiben hat meine letzten Zweifel zerstreut. Man schreibt doch nicht so einen Brief und bringt sich wenige Stunden später um«, argumentierte der Anwalt. »Das ist doch ein eindeutiger Beweis dafür, dass sich Webernitz nicht selbst getötet hat. Hchn, hchn …« Er hüstelte neuerlich leicht. »Entschuldigen Sie, eine lästige Verkühlung. Ich werde sie nicht los dieses Jahr.«
    Ein eindeutiger Beweis war der Brief zwar nicht, dachte Wiegele, aber zumindest ein handfestes Indiz für die Richtigkeit von Bittners Schlussfolgerung.
    »Na, dann werden wir uns die ganze Angelegenheit noch einmal genau ansehen«, versicherte der Hauptkommissar. »Haben Sie eine Idee, mit wem Ihr ehemaliger Klient den Bund fürs Leben riskieren wollte?«
    »Leider nein, keine Ahnung. Hchn, hchn.« Bittners komischer Husten ging Wiegele langsam auf die Nerven. So verabschiedete er sich rasch mit dem Versprechen, Bittner über die aktuellen Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten und verließ die Kanzlei mit Webernitz’ Brief in der Tasche.
     
    * * *
     
    Konsul Walter Webernitz hatte wahrlich nicht schlecht gewohnt. Angesichts der großen im
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