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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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Hand.
    Wiegele wusste das natürlich und hatte seine Anfrage daher zunächst inoffiziell und direkt an seinen Kontakt im LKA gehen lassen. Die Antwort der Abteilung 5, die sich mit der ›organisierten Kriminalität‹ befasste, hatte er bereits in den Händen, ehe Konstanz überhaupt einen Finger in dieser Sache gerührt hatte. So erfuhr er, dass ›Narbengesicht‹ eigentlich Gianfranco Fiuminese hieß, genannt der ›Schmierer‹. Angeblich, weil seine ›Handschrift‹ als vermeintlicher Mafiakiller so unleserlich war, dass man ihm bisher keine der diesem Dunstkreis zugeschriebenen Gewaltverbrechen persönlich hatte zuordnen können. Er war lediglich einmal wegen Körperverletzung in Folge eines Raufhandels gesucht worden. Die Sache war aber längst erledigt und offiziell aus den Akten gelöscht. Fiuminese war ein unbescholtener EU-Bürger und konnte einkaufen, was, wo und soviel er wollte.
    Das war wohl auch der Grund dafür, warum sich der Kerl mit dem unverkennbaren Merkmal so ungeniert in der Öffentlichkeit zeigte, dachte Wiegele. Aber dass derzeit nichts gegen den Mann vorlag, hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Denn Gianfranco war Soldat der berüchtigten Camorrafamilie De Vasino aus Neapel. Wenn so ein Mann in Singen war, dann sicher nicht nur, um sich den Hohentwiel im Spätherbst anzusehen.
    Das polyphone Zirpen seines Mobiltelefons riss Wiegele aus seinen Gedanken. Bei dem Anrufer handelte es sich um seinen Mitarbeiter Just Vondermatten aus dem deutschen Zweig dieser alten Schweizer Familie. Der junge Kriminalpolizist war ganz aufgeregt.
    »Ich bin sicher, ich habe eben diesen Mann mit der Narbe gesehen«, sprudelte es förmlich aus seinem Mund. »Den, den ich gestern knapp verpasst habe. Er hat gerade einen grünen BMW beim Bahnhof abgestellt und ist in ein Café gegangen. Soll ich ihn beobachten?«
    Der Hauptkommissar konnte die Erregung, die seinen ehrgeizigen Kollegen ergriffen hatte, förmlich spüren. »Gut«, meinte er nach einigen Sekunden des Zögerns, »behalte ihn im Auge. Aber sei vorsichtig und mache ja keine Alleingänge. Der Mann ist wahrscheinlich sehr gefährlich.« Er räusperte sich. »Also nur aus sicherer Distanz beobachten. Und vor allem, melde dich regelmäßig.«
     
    * * *
     
    Dr. Ernst Bittner war einer der, nein, der führende Anwalt Singens. Der elegante Endfünfziger war einige Tage auf einem Juristenkongress in Kiel gewesen. Gestern hatte ihn die Nachricht vom Selbstmord seines alten Freundes und Klienten Konsul Walter Webernitz erreicht. Daraufhin hatte er seinen Aufenthalt sofort abgebrochen und war nach Hause zurückgekehrt.
    Jetzt saß er vor seinem Schreibtisch in seiner geliebten Kanzlei und dachte über das Leben nach. Nicht über sein eigenes, sondern über das Leben schlechthin. Und darüber, warum ein erfolgreicher, für sein Alter ausgesprochen gesunder, rüstiger Mittsechziger sich plötzlich in seinem Badezimmer erhängte.
    Lustlos ging Bittner die in seiner Abwesenheit eingegangene Post durch, überflog die Briefe flüchtig und ohne ihren Inhalt richtig zu erfassen. Er war wirklich nicht in der Verfassung, sich ernsthaft mit den vor ihm liegenden, zu Papier erstarrten Problemen und Ideen adäquat auseinander zu setzen. Er wollte die dicke Mappe schon wieder schließen und zur Seite schieben, um sich seinen Gedanken hingeben zu können, als sein Blick auf eine ihm gut bekannte, ja vertraute Unterschrift fiel.
    Kein Wunder, dass Bittners Blutdruck plötzlich hochging wie der Drehzahlmesser eines Porsches bei Vollgas. Immerhin stammte das Schreiben von niemand anderem als Walter Webernitz.
    Sorgfältig studierte der Anwalt die beiden dicht beschriebenen DIN-A-4-Seiten, las den Brief noch ein zweites Mal durch. Dann griff er entschlossen zum Telefon und wählte die Nummer der örtlichen Kriminalpolizei.
     
    * * *
     
    Der Kriminalbeamte Just Vondermatten verfolgte den grünen BMW mit dem Narbengesicht und zwei weiteren Männern an Bord jetzt bereits fast zwei Stunden kreuz und quer durch Baden-Württemberg. Zunächst hatte es ausgesehen, als ob die schwere Limousine aus der bayrischen Fahrzeugschmiede nach Beuren am Ried wollte. Plötzlich aber hatte der Fahrer seine Pläne geändert und eine Rundfahrt durch den halben Hegau gestartet, um sich dann unvermutet in Richtung Schwarzwald abzusetzen.
    Vondermatten hatte sich zwischendurch routinemäßig mit Wiegele in Verbindung gesetzt und ihm von den bisherigen Vorkommnissen oder besser, Nichtvorkommnissen
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