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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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Geheimnisse der Branche wie ihr Aussehen. Manche Insider munkelten sogar, dass es sich bei dem zarten, schmächtigen ›Edmond‹ in Wirklichkeit um eine Frau handeln müsste. Aber das war, wie vieles in Verbindung mit dieser legendären Person, reine Spekulation.
    Trotz der auf dem Bild herrschenden Dämmerung, immerhin hatte der Deal im April vor einigen Jahren, knapp vor 4 Uhr morgens stattgefunden, war die charakteristische Silhouette des weltberühmten Kochhistorischen Museums in Wien deutlich zu erkennen.
    Nach der Totalen zoomte die gut geführte Kamera ganz nahe an das die Vorderfront bedeckende Baugerüst heran, und ›Sunny Boy Grassinsky‹, Spezialist für freche Coups, mit der Nummer 15 auf dem Rücken wurde sichtbar. Edmond hatte sogar die Chuzpe, sich während des Aufstiegs über das Gerüst in den zweiten Stock einige Male umzudrehen, das vermummte Gesicht der Kamera zuzuwenden und zu winken.
    Oben angelangt, schlug er ganz einfach ein Fenster ein, stieg in den dahinterliegenden Raum ein und war nach nur zwei Minuten wieder zurück. Triumphierend hielt er ein einzigartiges, 60 Millionen Euro Versicherungswert repräsentierendes Kunstwerk in die Höhe, die weltberühmte ›Saladier‹ von Casimiro Belloni, die der Venezianer angeblich für den französischen König Henri IV angefertigt hatte.
    Nach weiteren zwei Minuten saßen Edmond und seine Helfer schon wieder in ihren Fahrzeugen und verließen den Tatort.
    Das Geniale an diesem Coup war, die Schwachstellen, die aus einer Reihe zu Recht unterstellter Paradebeispiele menschlichen Fehlverhaltens resultierten, richtig erkannt und konsequent ausgenutzt zu haben. So hatte man den Raub erst um 7.45 Uhr entdeckt, da der durch das Eindringen Grassinskys ausgelöste Alarm vom diensthabenden Personal nicht ernst genommen worden war. »Daher ist auch die an sich automatische Alarmierung der Polizei unterblieben«, lieferte die gesichtslose Stimme noch weitere Details zu dem prachtvollen Schlag gegen die neben dem Schaden nunmehr auch dem Spott ausgesetzten ›Schlawiener‹.
    Was mit der ›Saladier‹ danach geschehen war, war Edmonds bestgehütetes Geheimnis. Nicht nur die Verantwortlichen in Wien, sondern auch einige Branchenkollegen Grassinskys vermuteten, dass er nach dem verunglückten Deal mit der Versicherung Gefahr gelaufen war, auf dem unverkäuflichen Kunstwerk sitzen zu bleiben. Andere wieder, darunter auch die Mehrzahl der hier anwesenden Spezialisten, waren sicher, dass die Startnummer 15 schon zum Zeitpunkt des frechen Raubes das verbindliche Angebot eines gleichermaßen steinreichen wie auch diskreten Kunstliebhabers vorliegen gehabt hatte. Und auch, dass es sich bei der vor kurzem durch die Medien gegangenen ›Auffindung‹ von Bellonis einzigartiger Salatschüssel tatsächlich nur um eine ungemein geschickte Inszenierung Grassinskys gehandelt hatte, die in der damaligen Situation durchaus auch im Interesse einzelner Verantwortlicher in Wien gelegen hatte. Daher hatten auch alle Beteiligten, zum größten Teil unbewusst, prompt und zuverlässig mitgewirkt.
    Tosender Applaus sowie die traumhafte Gesamtwertung von 1,14 würdigten den Geniestreich und brachten den Beitrag ›Salatschüssel‹ an die Spitze der absoluten Wertung.
    »Sehen Sie jetzt Startnummer 17, Martha Eschenbach und ihren Beitrag ›Sommerfest in Windsor‹«, kündigte die monotone Stimme aus dem Lautsprecher an.
     
    * * *
     
    Nachdem Wiegele die Kollegen von der Spurensicherung eingewiesen und sie gebeten hatte, ihn sofort nach Vorliegen erster Ergebnisse zu informieren, machte er sich auf den Weg zurück ins Büro. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass sich Just Vondermatten inzwischen immerhin seit mehr als drei Stunden nicht gemeldet hatte. Jetzt machte sich der Hauptkommissar ernsthaft Sorgen um den jungen Kollegen.
    Er holte sein Handy aus der Tasche und gab Vondermattens Rufnummer ein. Ohne Erfolg. »Der gewünschte Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar«, teilte ihm die blechern klingende Kunststimme des Telefonandroiden ungerührt mit.
    Wütend steckte er das Gerät wieder weg und überlegte, welche Maßnahmen er ergreifen konnte, falls sich Just nicht … , der Hauptkommissar zögerte ein wenig, … innerhalb der nächsten 30 Minuten melden sollte.
    Insgeheim hatte Wiegele gehofft, dass ihn im Büro eine Nachricht von seinem Assistenten erwarten und seiner Sorgen entheben würde. Aber dem war nicht so. Da war lediglich eine Diebstahlmeldung sowie eine Anzeige
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