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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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Wir kennen das nur zu gut bei unseren ›Intermondiales‹, wenn sie immer öfter mit möglichen Konsequenzen ihres scheinbar so harmlosen Verhaltens konfrontiert werden. Irgendwann werden sie dann hysterisch, sehen Schuld sogar dort, wo überhaupt keine ist. Und irgendwann drehen sie dann durch.« Er räusperte sich. »Dazu ist noch gekommen, dass Kogler angeblich Schwierigkeiten gemacht hat, sich von Bittners Tochter scheiden zu lassen. Er hat es also auch für sein Kind getan.«
    »Das heißt, sie kann jetzt wieder heiraten«, stellte der Belgier nicht ohne Bewunderung fest.
    »Und das sogar kirchlich«, ergänzte der Franzose.
    »Aber nur, wenn sie auch will«, fügte der Italiener noch dazu.
    »Bittner hat diese Situation also wunderbar diszipliniert und mit Esprit gemeistert. Und der Selbstmord ist nicht erkennbar. Die Lebensversicherung von 1,2 Millionen Euro muss also ausbezahlt werden. Die Familie ist demnach bestens versorgt. Eine bemerkenswerte Leistung.« Er holte ein Blatt Papier aus seiner Mappe.
    »Ich habe daher einen Antrag formuliert, im Rahmen der WM in Las Vegas Herrn Dr. Ernst Bittner für diese Leistung posthum so eine Art ›Life Time Award‹ zu verleihen.« Der Italiener schob dem Franzosen das Blatt hin. »Ich möchte Sie bitten, diesen Antrag zu unterstützen.«
    Sichtlich beeindruckt wollten die beiden Herren ihre Unterschrift schon unter den Antrag setzen.
    »Obwohl …«, zögerte der Belgier.
    »Haben Sie Bedenken?«, der Italiener blickte den Kollegen fragend an.
    »Nun ja, Life Time ist in diesem Fall vielleicht nicht die glücklichste Bezeichnung«, gab der zu bedenken. »Immerhin hat sich Bittner getötet.«
    »Dann nennen wir die Auszeichnung eben ›Death Time Award‹ oder so was in der Art.« Für den Italiener war das kein Problem. »Da soll sich die Agentur was Griffiges einfallen lassen.«
    Der Belgier nickte zustimmend und unterschrieb jetzt auch.
    »Übrigens, Las Vegas«, warf der Franzose ein. »Dort dürfen sich unsere Burschen keine solchen Fehler wie bei der Vorausscheidung in Singen leisten. In dieser Stadt gibt es die C.S.I. und die hätte uns in einer einzigen Folge am Sack.«
    Das Unverständnis der anderen beiden Herren für diesen im Kern zutreffenden Scherz verriet dem Fernsehsüchtigen, dass nicht alle Menschen diese amerikanische Serie kannten.
    »Übrigens, wissen Sie schon, welcher Beitrag bei der Vorentscheidung auf Platz 1 gelandet ist?«
    »Doch nicht etwa …«, der Franzose wagte es nicht auszusprechen.
    »Doch, der ›Raub der Saladier‹, und zwar mit deutlichem Abstand«, bestätigte der Italiener. »Und die Begründung der Jury sollte uns zu denken geben.« Er nahm ein Blatt Papier zur Hand und begann vorzulesen:
    »Dieser kriminelle Fischzug besticht durch seine schlichte Eleganz und die geniale Einfachheit des Planes und seiner Durchführung. Das gilt sowohl für den eigentlichen Raub als auch für die scheinbare Rückgabe des einzigartigen Kunstwerks, mit der die Angelegenheit für die Öffentlichkeit beendet wurde. Dabei überzeugte nicht nur die ganz exzellente Kopie, ein Beweis, dass es auch heute noch hervorragende Goldschmiedearbeit gibt. Sondern auch der gut gewählte, nicht unsympathische ›Sündenbock‹, der den Raub als das aussehen ließ, was man in Wien eine ›bsoffne Gschicht‹ nennt. Die Frage, ob es sich bei dem Täter um einen hartgesottenen Verbrecher oder um einen situationsbedingt schwach gewordenen ›kleinen Abenteurer‹ gehandelt hat, beschäftigt noch heute die Öffentlichkeit und lenkt hervorragend vom eigentlichen Thema ab. Auch die äußerst überlegte Wahl des Zeitpunkts, die ›Saladier‹ wieder auftauchen zu lassen, war bemerkenswert. In dieser bereits durch andere Ereignisse heikel gewordenen kulturpolitischen Situation konnten sich die Verantwortlichen in Wien keine weitere Diskussion mehr leisten, und das nützte der Täter entschlossen aus. Beeindruckend waren aber auch die trotz der fantastischen und nicht gerade billigen Goldschmiedearbeit enorm positive Kosten-Nutzen- Relation und der hohe, die Fantasie der Menschen inspirierende Unterhaltungswert der gesamten Aktion. Auffallend auch die relativ gute, von Schadenfreude geprägte Akzeptanz des Coups in der Bevölkerung. Fazit: Wer so offensichtliche Schwächen eines von seiner Unfehlbarkeit überzeugten Systems nicht für seinen Vorteil nutzt, macht sich des Verbrechens der vertanen Chancen schuldig.« Der Italiener legte das Blatt zur Seite.
    »Also, dem
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