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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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gemeldet und ihm freudestrahlend mitgeteilt, dass ein großer italienischer Verlag wegen der Weltrechte an ›Verdammt und umgebracht‹ angefragt hatte.
    »Die Leute von Monte D’Oro stellen 100.000 Euro Garantiehonorar und eine interessante Erfolgsbeteiligung in Aussicht.« Maynar war regelrecht begeistert gewesen. »Und ebenso viel wollen sie für ›Spiele im Schatten‹ auf den Tisch legen. Was sagen Sie dazu, Herr Pé?« Maynar nannte ihn immer bei seinem Pseudonym, ein Umstand, an den sich Palinski erst gewöhnen musste.
    »Hahaha«, Palinski hatte jede einzelne Silbe betont, »sehr witzig. Halten Sie alle Ihre Autoren auf diese Weise zum Narren?«
    Maynar hatte kurz gezögert, dann hatte auch er gelacht. »Zugegeben, das klingt zu schön, um wahr zu sein, aber das Angebot liegt mir tatsächlich vor. Woher wissen die Leute überhaupt von Ihrem zweiten Roman, Herr Pé? Den kenne ja nicht einmal ich noch.«
    »Das ist eine lange Geschichte, Herr Maynar, die muss ich Ihnen einmal persönlich erzählen. Also ich finde das toll. Ist das Angebot in Ordnung oder will man uns über den Tisch ziehen?«
    »Sind Sie wahnsinnig, Pé?« Maynar hatte ungewöhnlich heftig reagiert. Das ist ein Spitzenangebot. Da gibt es nur eines: annehmen.«
    Es war schon Nachmittag, als Wilma und Mario in Wien eintrafen. Es war reiner Zufall, dass sie in den letzten 24 Stunden weder Nachrichten gehört oder gesehen noch Zeitungen zu Gesicht bekommen und daher auch noch nichts von den schrecklichen Ereignissen in Singen erfahren hatten.
    Das Erste, was Palinski in der Wohnung ins Auge fiel, war der Käfig des neuen Mitbewohners Burschi, des Wellensittichs für einsame Stunden.
    »Bist du sicher, dass Burschi nicht ein Mädi ist?«, rief er Wilma zu, die mit der Frage nichts anfangen konnte. Als sie zum Käfig kam, um der Sache auf den Grund zu gehen, sah sie ein im Verhältnis zu dem kleinen Vogel riesig wirkendes Hühnerei. Und daneben einen total verstörten Burschi, dem es die Sprache verschlagen hatte.
    Dahinter einen Zettel mit dem handschriftlichen Vermerk Harrys: »Burschi war schwanger. Wer hätte das gedacht?«
    »Das ist typisch Harry«, freute sich seine Mutter. »Der Bub kann seine dummen Scherze nicht lassen. Ein echter Spaßvogel.«
    »Ja, vor allem den Stempel ›Geprüfte Qualität aus Österreich‹ auf dem Nachwuchs finde ich toll«, scherzte Palinski. »Da weiß jeder gleich, wo dieser komische Vogel zu Hause ist.«
    Burschi war nicht nur hochgradig irritiert, sondern offenbar auch stocksauer. Der sonst ständig fröhlich zwitschernde Vogel blieb weiterhin hartnäckig stumm, war scheinbar in Streik getreten.
    Das z weite, was auffiel, war eine total verheulte Tina, die jetzt aus ihrem Zimmer kam.
    »Um Gottes willen, Kind, was ist denn passiert?«, konnte Wilma gerade noch herausbringen, bevor sich ihre Tochter in die Arme der Mutter warf und losheulte.
    Und so erfuhren auch ihre Eltern von der Tragödie, die sich gestern Nachmittag ereignet hatte. Guido hatte sich sofort nach einem Anruf Verenas ins Auto gesetzt und war nach Singen gerast. Tina war dann zu einer gemeinsam Freundin geflüchtet und hatte die Nacht dort verbracht.
    Schlagartig verblassten all die positiven Erlebnisse der letzten Stunden und wichen Gefühlen wie Betroffenheit, Mitleid, Schmerz und auch Zorn.
    »Wenigstens können Marianne und Wiegele jetzt endlich heiraten«, tröstete Wilma später ihre Tochter. »Sogar kirchlich, wenn sie wollen«, fiel sogar der noch immer verheulten Tina auf.
    Der Vogel in seinem Käfig blieb von all dem unberührt. Er hatte ganz andere Sorgen. Wann würden ihn diese unmöglichen Menschen endlich von dem großen Ei befreien?
     
    * * *
     
    Kriminaloberrat Dr. Hermann Wanz vom Landeskriminalamt in Stuttgart hatte gestern noch versucht, Dr. Bittners Wunsch nach einem Rückruf zu entsprechen. Seine beiden Versuche waren aber erfolglos geblieben, und wenig später hatte er aus der Tagesschau auch erfahren, warum.
    Wanz war ein gewiefter Kriminalist mit einem untrüglichen Gespür dafür, was ging und was nicht. Leider hatte er auf dieses Gespür in letzter Zeit nicht genug gehört. Mit der Konsequenz, dass jetzt offensichtlich überhaupt nichts mehr ging. ›Rien ne va plus‹, musste er sich widerwillig eingestehen.
    Da ihm weder die Option, von den eigenen Kollegen verhaftet und an den Pranger gestellt zu werden, noch die, auf eine finale Lösung seiner Freunde von der anderen Seite zu warten, akzeptabel erschienen war,
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