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Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)

Titel: Killerspiele: Palinskis fünfter Fall (German Edition)
Autoren: Pierre Emme
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nicht verloren hast.«
    »Schlimm, was?«, meinte Palinski. »Aber so ist eben das Leben. Man kann tun und lassen, was man will. Es geht einfach weiter.«
     
    * * *
     
    Das angesichts der aktuellen Ereignisse neuerlich einberufene Treffen der drei Granden fand diesmal auf einem kleinen Schlösschen in der Nähe von Montpellier statt.
    »Ehe wir uns der heutigen Tagesordnung zuwenden, möchte ich außerhalb des Protokolls eine Sache ein für alle Mal klarstellen«, begann der Italiener. »Es war das erste und einzige Mal, dass wir eine Ausnahme von der eisernen Regel gemacht und einen derart gravierenden Verstoß ohne Sanktionen haben durchgehen lassen. Nur weil der Betroffene der Sohn eines hervorragenden Mitglieds des Führunsgkreises ist. Ist Ihnen das klar, Monsieur Bappier?«
    Der Hausherr, Jean Louis Bappier sen., nickte mit schuldbewusstem Gesicht. »Ja, das ist mir klar. Das war eine einmalige Ausnahme, und ich danke Ihnen dafür.«
    »Ist das auch Ihrem Sohn klar?«, wollte der Italiener wissen. »Ist ihm bewusst, dass er im Wiederholungsfall dran ist? Ich meine, wo kommen wir denn hin, wenn Protektion und Nepotismus um sich greifen und die Moral unserer Mitglieder unterminieren?«
    »Andererseits sind das doch nur Dummheiten der jungen Leute«, versuchte der Belgier zu beschwichtigen. »Es ist nun einmal das Vorrecht der Jugend, auch einmal über die Stränge zu schlagen. Ich war vor 35 Jahren nicht anders. Im Gegenteil, diese Geschichte damals in Gibraltar.« Er lächelte versonnen. »Das waren noch Zeiten.«
    »Das ist schon richtig«, gab sich der Italiener etwas sanfter. »Auch ich habe früher gelegentlich ganz schön übers Ziel geschossen. Aber die Zeiten haben sich eben geändert. Heute ist vieles möglich, woran wir früher nicht einmal zu denken gewagt hätten. Andererseits ist vieles, das früher nicht der Diskussion wert war, heute absolut verpönt. Tempora mutantur.«
    »Meinem Sohn ist völlig klar, dass sein unbedachtes, nur auf Effekt abzielendes Verhalten bei der Ermordung von Konsul Webernitz unverzeihlich war und die gesamte europäische Organisation in Schwierigkeiten gebracht hat«, versicherte der Franzose. »Aber ich habe dafür gesorgt, dass er sein Leben lang an diesen Unfug erinnert werden wird.«
    »Wie das?«, interessierte sich der Italiener.
    »Ich habe ihn gleich nach dem Vorfall nach Japan geschickt, um ihn aus der unmittelbaren Schusslinie zu nehmen. Er ist bei einer befreundeten Sektion der Yakuza zu Gast.« Er grinste hässlich. »Dort hat man ihn in meinem Auftrag gleich einmal auf die traditionelle Art bestraft. Als Willkommensgruß, sozusagen.«
    »Wie sieht diese Strafe aus?«, wollte der in diesen Fragen nicht übermäßig firme Belgier wissen.
    »Ich nehme an, unser französischer Freund will damit zum Ausdruck bringen, dass man seinem Sohn das erste Glied des kleinen Fingers der linken Hand auf recht schmerzhafte Weise entfernt hat«, brachte der Italiener sein unheimliches Wissen über diese Dinge ins Spiel.
    »Ja, so ist es«, stimmte Bappier sen, zu. »Jean Louis soll sich tapfer gehalten haben und nur zwei Stunden bewusstlos gewesen sein.«
    »Da gratuliere ich doch«, meinte der Belgier herzlich, und der Franzose strahlte in seinem Vaterstolz.
    »Also gut, damit ist diese Angelegenheit erledigt«, erklärte der Italiener. Er wollte zur Tagesordnung zurückkehren, ehe die Details zu geschmacklos wurden. Stolze Väter verloren leicht das richtige Maß.
    »Gut, dann kommen wir jetzt zu den überraschenden Ereignissen in Singen«, kündigte er an. Er schien so eine Art ›Primus inter Pares‹ des Triumvirats zu sein. »Was wissen Sie darüber?«
    Die beiden anderen Herren wussten nur das, was den Medien zu entnehmen gewesen war.
    »Gut, dann darf Sie jetzt informieren. Unser langjähriger Freund, der ›Marchese‹, hat hier in beispielhafter, selbstloser Art nicht nur einen perfekten Mord hingelegt, sondern auch höchst effektvoll seinen eigenen Abgang inszeniert. Er hat die Bombe über Rigoletto in Auftrag gegeben, sich das Paket von seinem Opfer auch noch bringen lassen, welch herrliche Ironie, und sich dann gemeinsam mit seinem ungeliebten Schwiegersohn in die Luft gejagt. Ein wunderbarer Plan.«
    »Aber wieso hat er sich selbst umgebracht?« Des Belgiers Wissensstand war sichtlich nicht up to date. »Stand er denn auf der Abschussliste?«
    »Nein, aber er hat in den letzten Jahren zunehmend Zweifel an der moralischen Richtigkeit seines Verhaltens bekommen.
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